Eine künstliche Befruchtung wird im Labor durchgeführt (Foto: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert)

Künstliche Befruchtung - Was ist möglich?

Isabel Schaefer   30.05.2022 | 16:37 Uhr

Welche Verfahren und Möglichkeiten gibt es, wenn Eltern sich für eine künstliche Befruchtung entscheiden? Verschiedene Methoden im Überblick.

„Bei den Möglichkeiten heute braucht ihr euch doch keine Sorgen machen!“ Das oder ähnliches hören Paare oft, wenn es auf natürlichem Weg bei ihnen nicht klappt.

In der Tat: Die Behandlungsmöglichkeiten der Fortpflanzungsmedizin sind so gut wie noch nie. 2019 gab es laut Deutschem IVF-Register rund 110.000 Behandlungszyklen in deutschen Kinderwunsch-Kliniken und fast 22.000 Kinder wurden durch künstliche Befruchtung geboren – Tendenz steigend.

Doch das medizinisch machbare hat auch klar seine Grenzen: 50 Prozent aller Paare bleiben trotz reproduktionsmedizinischer Behandlung dauerhaft ungewollt kinderlos. Für gleichgeschlechtliche Paare und Singles ist es außerdem sehr viel schwieriger, in Deutschland Eltern zu werden.



Hormonelle Stimulation

Um das Reifen der Eizellen anzuregen, bekommen Frauen mit unregelmäßigen Zyklen oftmals Hormone verschrieben. Die Präparate enthalten zum Beispiel das Hormon LH (Luteinisierendes Hormon) oder das Hormon FSH (Follikelstimulierendes Hormon).

Ab dem achten Zyklustag wird das Reifen der Eizellen durch Ultraschall und Blutanalysen kontrolliert. Wenn die Eibläschen eine bestimmte Größe und Reife erreicht haben, kann mit einem weiteren Hormon, dem humanen Choriongonadotropin (hCG), der Eisprung ausgelöst werden.

Danach können die Eizellen entweder im regulären Geschlechtsverkehr oder mit Hilfe einer Insemination befruchtet werden.


Insemination

Bei einer Insemination wird aufbereiteter Samen zur Zeit des Eisprungs mit einem dünnen Schlauch in die Gebärmutter eingeführt. Die Befruchtung findet im Körper statt. Eine Insemination ist daher die am wenigsten künstliche Form der künstlichen Befruchtung.

Sie wird zum Beispiel von heterosexuellen Paaren in Anspruch genommen, bei denen der Mann eine zu geringe Anzahl oder zu wenig bewegliche Spermien hat. Auch lesbische Paare oder Single-Frauen mit Spendersamen nutzen diesen Weg.


In-vitro-Fertilisation (IVF)

Bei einer IVF findet die Befruchtung außerhalb der Gebärmutter in einem Schälchen statt. Durch hormonelle Stimulation wird bei der Frau die Bildung von mehreren Eizellen im Eierstock angeregt.

Die Eizellen werden dann über die Scheide aus dem Eierstock abgesaugt (transvaginale Follikelpunktion). Die so gewonnenen Eizellen werden im Anschluss mit den Samenzellen in einer Nährflüssigkeit zusammengebracht.

Meist verbleiben die Ei- und Samenzellen 24 Stunden in einem Wärmeschrank bei 37º Celsius. Danach wird unter dem Mikroskop überprüft, ob es zu einer Befruchtung gekommen ist.

Wenn dies der Fall ist, werden meist nach weiteren 24-48 Stunden maximal drei befruchtete Eizellen in die Gebärmutterhöhle übertragen (Embryotransfer). Bei Frauen unter 35 Jahren wird empfohlen, nur zwei befruchtete Eizellen einzusetzen. So kann das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft vermindert werden.

Die IVF wird z. B. bei einem Eileiterverschluss der Frau oder bei sehr stark eingeschränkter Qualität der Samenzellen angewendet, oder wenn es durch eine Insemination nicht zu einer Schwangerschaft gekommen ist.

Die IVF-Methode gibt es seit 1978. Ihr Entwickler, der Biologe Rob Edwards aus Großbritannien, hat dafür den Medizinnobelpreis gewonnen.


Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

1992 wurde die IVF-Methode erweitert: Unter einem speziellen Mikroskop wird ein einzelnes Spermium in eine dünne Pipette aufgezogen und direkt in die Eizelle injiziert.

Mit dieser Methode kann man vor allem Männern helfen, deren Samenqualität stark eingeschränkt ist. Dies kann der Fall sein, wenn nur wenige Samenzellen produziert werden oder die vorhandenen kaum beweglich sind.

Die Samenzellen sind dann nicht in der Lage, die Hülle der Eizelle zu durchdringen. Eine ICSI ahmt diesen natürlichen Vorgang nach.


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