Medizinische Untersuchung einer Lungenembolie durch Thrombose (Foto: IMAGO / BSIP)

Risiko Lungenembolie: Wie erkenne ich eine Thrombose?

Martina Kind   13.10.2023 | 06:23 Uhr

Eine Thrombose kann unbehandelt schnell zur Lebensgefahr werden. Das Tückische: Oftmals sind die Symptome einer Beinvenenthrombose nicht eindeutig bestimmbar. Wie eine Thrombose entsteht, bei welchen Anzeichen man zum Arzt gehen sollte und wer besonders gefährdet ist.

In Deutschland sterben schätzungsweise jährlich mehr als 40.000 Menschen an den Folgen einer Lungenembolie, eine schwerwiegende Komplikation einer Thrombose. Umso wichtiger ist es, Anzeichen einer Thrombose zu erkennen und rechtzeitig zu handeln.

Am 10. Welt-Thrombose-Tag will die Deutsche Gesellschaft für Angiologie deshalb auf die gefährlichen Blutgerinnsel aufmerksam machen. "Das öffentliche Bewusstsein über Risikofaktoren, Anzeichen und Symptome von thromboembolischen Erkrankungen ist noch zu gering", sagt Rupert Bauersachs, wissenschaftlicher Leiter des Aktionsbündnisses Thrombose.

Bei einer Thrombose bilden sich Blutgerinnsel in den Venen und verengen oder verstopfen das Blutgefäß. Eine Venenthrombose entsteht häufig in den tiefen Bein- und bzw. oder Beckenvenen.

Drei Faktoren ursächlich für Thrombose

"Ursächlich für eine Thrombose sind mehrere Faktoren", erklärt Dr. Britta Link, Leiterin der Angiologie am Universitätsklinikum in Homburg. "Erstens eine veränderte Blutzusammensetzung, verursacht etwa durch Medikamente oder genetische Faktoren, zweitens Schäden der Gefäßwand entweder durch Verletzungen oder Entzündungen und drittens eine verminderte Strömungsgeschwindigkeit des Blutes." In der Medizin spreche man von der Virchowschen Trias.

Es gibt Faktoren, die das Risiko der Entstehung einer Thrombose erhöhen. Dazu zählt Bewegungsmangel bzw. Bettlägerigkeit beispielsweise infolge einer Operation, Verletzung oder Krankheit. Doch auch ein längerer Flug kann bereits problematisch werden. Raucherinnen und Raucher sowie Übergewichtige sind ebenso gefährdet.

Frauen häufiger betroffen als Männer

"Ein besonders hohes Risiko besteht zudem bei Schwangeren oder Frauen, die die Anti-Baby-Pille einnehmen", so Link. Statistisch gesehen seien Frauen demnach häufiger betroffen als Männer.

Jungen Frauen oder Frauen in den Wechseljahren, die eine Hormonersatztherapie machen, rät Link deshalb dazu, vor der Einnahme entsprechender Präparate einen Thrombose-Risikotest durchführen zu lassen. "Sind bereits Thrombose-Fälle in der Familie bekannt, dann rate ich dringend von einer Anti-Baby-Pille oder Hormonersatztherapie ab." Immer wieder habe Link mit jungen Frauen zu tun, bei denen die Einnahme der Pille zu einer tiefen Beinvenenthrombose geführt habe.

Anzeichen rechtzeitig erkennen

Link schätzt, dass im Saarland rund 4500 Menschen jährlich von einer Thrombose betroffen sind, bei 600 von ihnen kommt es zu einer lebensgefährlichen Lungenembolie. Dabei wird der Thrombus mit dem Blutstrom aus dem Bein- bzw. Beckenvenenbereich in die Lungenstrombahn verschleppt und verstopft dort ein Gefäß.

Die Folge: Atemnot, Brustschmerzen, Bewusstseinsverlust bis hin zum Kreislaufschock. "Bei einer Lungenembolie kommt es auf jede Sekunde an, die Überlebenchance ist vor allem bei älteren Patientinnen und Patienten geringer als bei Menschen ohne Vorerkrankungen."

Deshalb ist es so wichtig, eine Thrombose schnell zu erkennen und entsprechend behandeln zu lassen. "Häufig kommen die Patientinnen und Patienten allerdings erst verzögert zu uns", sagt Link. Das liege daran, dass die Symptome sehr vielfältig sein können und mitunter mit einem harmlosen Muskelkater nach dem Sport verwechselt würden. Bei folgenden Anzeichen sollten Betroffene aber besser aufhorchen und sicherheitshalber einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen:

  • Schwellungen und Schweregefühl der betroffenen Körperregion
  • Spannung, Rötung (flächenhaft oder strangförmig), Blaufärbung der Haut oder sogenannte Glanzhaut
  • Bei einer tiefen Beinvenenthrombose können Schmerzen und Spannungsgefühl im Bereich von Fuß, Wade oder Kniekehle auftreten
  • Beschwerden beim Gehen

Mit dem sogenannten Wells-Score und dem D-Dimer-Test wird dem Verdacht auf eine Beinvenenthrombose dann nachgegangen. Beim Wells-Score werden Patientinnen und Patienten über mögliche Risikofaktoren befragt, zudem werden ihre Beine gründlich untersucht. Ein erhöhter D-Dimer-Spiegel im Plasma kann den Verdacht schließlich erhärten. "Gesichert oder ausgeschlossen werden kann eine Thrombose jedoch nur mit der farbkodierten Duplexsonographie", sagt Link.

Therapie bei einer Thrombose

Liegt tatsächlich eine Thrombose vor, bekommen Patientinnen und Patienten gerinnungshemmende Medikamente. "Ziel ist es, das Blutgerinnsel zunächst am weiteren Wachstum zu hindern und es dann dazu bringen, dass es sich zurückbildet", erklärt Link. Damit reduziere sich die Gefahr einer Embolie.

Zunächst werde dafür meist der Wirkstoff Heparin gespritzt, später könne auf Tabletten mit anderen Wirkstoffen umgestellt werden. Zur Standardtherapie zählen zudem Kompressionsstrümpfe, sie beschleunigen den Fluss in den Venen und helfen Venen und Venenklappen bei der Arbeit.

Wichtig nach jeder Thrombose sei eine konsequente Nachsorge, denn trotz einer intensiven Behandlung könne es durch eine chronische Veneninsuffizienz in den nächsten Monaten zu einem Postthrombotischen Syndrom kommen – dieses gehe mit einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität einher.

"Das Postthrombotische Syndrom äußert sich durch eine bestehende Schwellneigung der Beine, Schmerzen, Belastungseinschränkung, Hautveränderungen der unteren Extremitäten bis zum Auftreten von offenen Stellen vorwiegend an den Unterschenkeln." Das gelte es in jedem Fall zu verhindern.


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