CO2 Bilanz des Saarlands offenbar falsch berechnet

Saarland berechnete jahrelang Treibhausgase und Energieverbrauch falsch

  22.09.2023 | 10:10 Uhr

Offenbar hat die saarländische Landesregierung über Jahre die Energie- und CO2-Bilanzen falsch berechnet. Nun ist völlig unklar, wo das Land in Sachen Treibhausgas-Emissionen steht.

Aufgefallen war der Fehler erstmals Anfang August: Damals hatte sich herausgestellt, dass die CO2-Emissionsdaten der saarländischen Stahlindustrie nicht mit denen des Landesamtes übereinstimmten.

Rekordwert bei CO2?

Die Werke der Stahl Holding Saar (SHS) sollten demnach 2020 bis zu fünf Millionen Tonnen mehr Treibhausgase ausgestoßen haben als von der SHS selbst angegeben, von einem Rekordwert war die Rede – und das, obwohl durch die Corona-Pandemie 2020 besonders wenig produziert wurde. Das Amt hatte das zunächst mit unterschiedlichen Berechnungsmethoden erklärt.

Hinzu kam dann aber eine angebliche Verdreifachung des Gasverbrauchs bei Privathaushalten trotz eines milden Winters 2020. Nach Recherchen der Saarbrücker Zeitung steht nun fest, dass das Statistische Landesamt über Jahre hinweg den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß im Saarland falsch berechnet hat.

Das übergeordnete Finanzministerium bestätigte die Angaben auf SR-Anfrage.  Das Ministerium will nun auch weitere Jahre überprüfen lassen, zunächst die Jahre 2020, 2016 und 1990.

CO2-Ausstoß und Energieverbrauch unklar

Wie das Saarland mit Blick auf die angestrebte Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent (gegenüber 1990) dasteht, ist derzeit völlig unklar. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass weniger CO2 ausgestoßen wurde.

Die Grünen fordern nun, die Neuberechnung im Finanzministerium zur Chefsache zu machen. „Der Berechnungsfehler zeigt, wo bei der Landesregierung die Prioriäten liegen“, sagte die Landesvorsitzende Jeanne Dillschneider. Zwar könnten Fehler passieren. Es sei aber erstaunlich, dass dieser bislang nicht aufgefallen ist.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten vom 22.09.2023 berichtet.


Mehr zum Thema Klimaschutz

Interview mit Professor Ulrich Brand
Wie gemeinwohlorientiert kann die Wirtschaft werden?
Die Wirtschaft schrumpft. Und alle sind sich einig: Sie soll auch wieder angekurbelt werden. Dabei soll sie auch immer nachhaltiger werden. Aber ist das möglich - eine Wirtschaft, die sich am Gemeinwohl orientiert und nicht nur am Profit? Professor Ulrich Brand von der Universität in Wien ist der Ansicht, dass ein Umdenken auch in der Wirtschaft notwendig sei.
Fortschreitender Klimawandel
Saarlouis veröffentlicht Hitze-Gefahrenkarten
Hitze in den Städten: Ein Problem, das in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird. Die Stadt Saarlouis hat nun Hitzegefahrenkarten aller Stadtteile veröffentlicht. Dort sind besonders stark betroffene Bereiche und gut beschattete Areale gekennzeichnet.
Anpassung an Extremwetterereignisse
Wie sich Städte im Saarland gegen Klimawandel-Folgen wappnen
Neben dem Klimaschutz wird auch die Klimaanpassung immer wichtiger. Denn einige Folgen der Erderwärmung lassen sich kaum noch aufhalten oder sind schon jetzt spürbar: durch Hitzewellen, langanhaltende Trockenheit oder Überschwemmungen. Um Menschen davor zu schützen, ergreifen Städte und Gemeinden im Saarland verschiedene Maßnahmen.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja