Immer weniger katholische Kirchen im Saarland
Die Zahl der katholischen Kirchen im Saarland sinkt. In den letzten Jahren sind immer wieder Kirchen profaniert worden. Aktuell stehen zudem weitere Entwidmungen an. Grund sind unter anderem fehlende Mittel für Sanierungen.
450 Kirchen und Kapellen sind im Saarland derzeit noch im Besitz der Kirchengemeinden des Bistums Trier. Beim Bistum Speyer, zudem der Saarpfalz-Kreis gehört, sind es 59 Kirchen.
Doch die Zahl sinkt. Erst Ende April war etwa in der Kirche St. Michael in Wadern-Lockweiler der letzte Gottesdienst gefeiert worden. An diesem Tag ist die Kirche entwidmet worden – und das ist längst kein Einzelfall mehr im Saarland.
Sanierungskosten stellen Gemeinden vor Probleme
In den letzten 30 Jahren sind nach Angaben des Bistums Trier im Saarland 26 Kirchen und zehn Kapellen profaniert worden. Die Mehrheit davon in den letzten zehn Jahren. Auch das Bistum Speyer hat sich in den letzten zehn Jahren von zwei Kirchen im Saarland getrennt - der Kirche St. Barbara in Sulzbach-Schnappach und der Kirche St. Konrad in St. Ingbert.
Als Gründe für die Entscheidung werden dabei immer wieder sinkende Zahlen der Gottesdienstbesucher genannt sowie zu teure Sanierungsmaßnahmen. So hätten für die Filialkirche St. Remigius in Remmesweiler etwa allein für die kaputte Kanalisation und die Erneuerung der defekten Heizung etwa 250.000 Euro investiert werden müssen. Viele der Kapellen wurden hingegen nach Angaben des Bistums Trier im Zuge von Krankenhausschließungen profaniert.
"Die Aufgabe jeder einzelnen Kirche bedeutet einen großen Verlust für uns. Kirchen sind Orte der Begegnung mit Gott sowohl für einzelne, die dort eine Oase der Ruhe und Besinnung suchen, als auch für die Gemeinschaft, die Gottesdienst feiert", teilte das Bistum Speyer mit.
Wo es aber nicht mehr möglich sei, solche Gebäude zu unterhalten und damit zu erhalten, hänge das Leben der Kirche nicht an Gebäuden. Christinnen und Christen habe es schon immer auch ohne Kirchengebäude gegeben und es gebe auch heute auf dieser Welt christliche Gemeinden ohne Kirchengebäude.
Kirchen in Hemmersdorf und St. Ingbert werden ebenfalls profaniert
Ganz aktuell stehen im Saarland zudem weitere Entwidmungen an. Bereits am Samstag war es in St. Ingbert soweit. Die Pfarrei Heiliger Ingobertus hat sich von der Kirche St. Hildegard verabschiedet. Am Abschiedsgottesdienst nahm auch Bischof Karl-Heinz Wiesemann teil.
Die Gemeinde reagiert damit nach Bistumsangaben auf „die aktuellen Entwicklungen der sinkenden Mitgliedszahlen und Kirchensteuereinnahmen.“
Heute wird dann der letzte Gottesdienst an der Kirche St. Nikolaus in Hemmersdorf (Pfarrei Niedtal Siersburg) gefeiert. Mit dabei sein wird auch Generalvikar Ulrich von Plettenberg.
Aus Sicherheitsgründen muss der Gottesdienst, der um 14.30 Uhr beginnt, vor dem Gotteshaus stattfinden, so der Pfarrer der Gemeinde, Ingo Flach. Bereits seit 2016 finden in St. Nikolaus keine Gottesdienste mehr statt. Damals waren Stuck und Platten von der Decke der Kirche gefallen.
Zukunft der Kirche noch unklar
Eine Sanierung kann die Gemeinde finanziell nicht stemmen. Hinzu kommt, dass es nur wenige 100 Meter von St. Nikolaus entfernt eine weitere Kirche der Pfarrei gibt, St. Konrad. Dort finden seit 2016 auch bereits die Gottesdienste statt.
Dass es auf so kleinem Raum zwei Kirchen gibt, hängt mit der Geschichte des Ortes zusammen. Hemmersdorf hat zwei Ortsteile, die links und recht der Nied liegen. Früher gab es in beiden jeweils eigenständige Pfarreien.
Was mit der Kirche St. Nikolaus nach der Profanierung passiert, ist laut Flach noch unklar. Die Gemeinde sucht nach Interessenten, die das Objekt kaufen wollen.
Antrag für Kirche in Eppelborn gestellt
Und auch in Eppelborn könnte bald eine weitere Kirche folgen. Die Pfarreiengemeinschaft Eppelborn-Dirmingen hat nach Angaben des Bistums Trier einen entsprechenden Antrag für die Kirche Pius X in Calmesweiler gestellt.
Wird die Profanierung genehmigt, kann die Gemeinde beschließen, die Kirche zu verkaufen und einen entsprechenden Antrag beim Generalvikariat stellen.
Gemeinden sollen Immobilienkonzepte erarbeiten
Die Bistümer gehen zudem davon aus, dass in den kommenden Jahren weitere Entwidmungen folgen werden.
Die Kirchengemeinden im Bistum Trier sind etwa angehalten, in den nächsten Jahren Immobilienkonzepte zu erarbeiten. Sie haben das Ziel, "den Immobilienbestand an die pastoralen Bedürfnisse der Zukunft anzupassen und ihn wirtschaftlich sinnvoll und nachhaltig betreiben zu können."
Hintergrund ist die angespannte finanzielle Lage im Bistum Trier. Durch die steigende Zahl an Kirchenaustritten nimmt das Bistum immer weniger Kirchensteuern ein. Gleichzeitig verwies das Bistum Trier in seinem Haushaltsbericht Anfang des Jahres auch auf die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung.
Auch im Bistum Speyer wird man sich nach eigenen Angaben "in Zukunft auf weniger und auf gute Immobilien" konzentrieren. Das Bistum verweist dabei unter anderem ebenfalls auf rückgehende Kirchensteuermittel.
"Wir wollen Partner für den Unterhalt der Kirchengebäude finden, die oft auch Denkmalqualität und eine hohe Identifikation haben." Man sei auch daran interessiert, Kooperationen mit anderen Bistümern, der Evangelischen Landeskirche, dem Land, den Landkreisen und Kommunen einzugehen, um gemeinsame Konzepte zu finden.
Bistum Trier will Kita-Immobilien abgeben
Zum Immobilienbestand der Kirchengemeinden des Bistums Trier gehören aber nicht nur Kirchen und Kapellen, sondern auch rund 250 Pfarrheime, 150 Pfarrhäuser und etwa 75 Mietobjekte.
Bis Dezember 2024 waren zudem 96 Kitas in Katholischer Bauträgerschaft. Und auch hier will das Bistum Trier einsparen. Bis zum Jahr 2029 soll etwa die Zahl der Bauträgerschaften in Rheinland-Pfalz und dem Saarland von Ende 2024 noch 223 auf 183 Kitas sinken.
Weitere Objekte stehen zum Verkauf
Im Immobilienatlas des Bistums Trier werden derzeit zudem auch 14 Kaufobjekte im Saarland gelistet. Darunter die im November 2003 profanierte Pfarrkirche St. Mauritius in Saarbrücken.
Zum Verkauf stehen außerdem das ehemalige Pfarrhaus Quierschied, das Pfarrhaus St. Konrad in Völklingen, die Pfarrheime in Mettlach und Wadgassen-Differten, das Pfarrzentrum Herz Jesu in Saarbrücken sowie das Küsterhaus Kleinblittersdorf und das ehemalige Bruder-Konrad-Haus. Zudem wird ein rund 2000 Quadratmeter großes Wiesengrundstück in Schwalbach angeboten.
Im Immobilienatlas finden sich zudem mehrere Grundstücke mit Erbbaurecht – nämlich in Bubach-Calmesweiler, in Besseringen, Primstal, Heusweiler und im Dorf im Warndt.
Erbbaurecht
Beim Erbbaurecht erhält man die Möglichkeit ein Grundstück zu bebauen ohne Eigentümer des Grundstücks zu sein. Die sogenannten Erbbaurecht-Nehmer zahlen dafür einen Erbbauzins, der in der Regel jährlich anfällt. Das Grundstück bleibt im Besitz des Erbbaurecht-Gebers.
Bistum Speyer verkaufte mehrere Objekte
Zum Besitz des Bistums Speyer gehören derzeit im Saarland noch 61 Pfarrheime, elf Pfarrhäuser, 21 Kindergärten und 64 sonstige Immobilien. Zwischen 2015 und 2025 hatte das Bistum insgesamt zwei Kirchen, zwei Pfarrheime, fünf Pfarrhäuser und fünf sonstige Gebäude verkauft. Zudem seien drei Kindergartengrundstücke an die Kommune übertragen worden.
Derzeit laufen außerdem Verhandlungen über die Verwertung der Kirchen St. Hildegard und Herz Mariä in St. Ingbert. Über die Verwertung entscheidet der zuständige Verwaltungsrat der Pfarrei.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 29.06.2025 berichtet.
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29.06.2025, 14:38 Uhr
In einer früheren Version des Textes war zu lesen, dass 450 Immobilien im Besitz des Bistums Trier sind. Das war nicht korrekt, tatsächlich gehören die Immobilien den Kirchengemeinden innerhalb des Bistums Trier.