Der „Gesellschaftsabend“ des SR feiert im Jahr 2023 sein 50jähriges Jubiläum. Als Hörfunkveranstaltung „Hanns Dieter Hüschs Gesellschaftsabend“ startete die älteste Kabarett- und Kleinkunstreihe der ARD am 20. Oktober 1973. Im Jahr 1991 bekam sie einen TV-Ableger im SR Fernsehen Südwest: „Hüsch & Co“ (anfänglich „Der kleine Gesellschaftsabend“). So wie Hanns Dieter Hüsch zusammen mit seinen Gästen 28 Jahre lang im Hörfunk und zehn Jahre im Fernsehen das Publikum begeisterte, so ist seit inzwischen 15 Jahren ALFONS (bürgerlich Emmanuel Peterfalvi) Garant für den Erfolg des bimedialen Projekts. Mit seiner unverwechselbaren Moderation, in der er häufig aktuelle politische Fehlentwicklungen in beiden Nachbarländern satirisch aufspießt, gibt er den Sendungen „Alfons und Gäste“ (TV) und „SR-Gesellschaftsabend“ (HF) eine einzigartige deutsch-französische Note.
Von Karl-Heinz Schmieding
Karl-Heinz Schmieding, ehemals Unterhaltungschef Hörfunk des SR, hat als Kabarettredakteur den „Gesellschaftsabend“ zusammen mit Hanns Dieter Hüsch aus der Taufe gehoben und fast drei Jahrzehnte lang redaktionell betreut. Anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Sendung lässt er Highlights aus Hüschs „Gesellschaftsabend“ und aus dem „Gesellschaftsabend“ von ALFONS und seinen Gästen Revue passieren – in Zusammenarbeit mit der Unterhaltungs- und Fernsehspielchefin Andrea Etspüler und der Hörfunk-Redakteurin Pia Frede.
Der erste „Gesellschaftsabend“ mit Hanns Dieter Hüsch als Gastgeber und Moderator, mit den Gästen Joana, Walter Hedemann, Heino Jaeger, Lothar von Versen und dem Kai Rautenberg-Jazztrio hatte im Herbst 1973 auch ARD-weit Premiere. Sechs Sender der ARD und die SRG Zürich übernahmen die Aufnahme der Veranstaltung, wie in einem ausführlichen Artikel der Programmzeitschrift „Bild + Funk“ anlässlich der Sendung bei NDR 2 nachzulesen ist: „Eine neue Sendereihe aus Saarbrücken stellt sich in dieser Woche in Hamburg vor: „Hanns Dieter Hüschs Gesellschaftsabend“.
Ich hatte die Aufnahme unseres ersten „Gesellschaftsabends“ den Kollegen der anderen Sender empfohlen: eine Sendung mit Gästen aus den Bereichen Kabarett und Kleinkunst, Liedermacher, Folk und Jazz mit einem prominenten Kabarettisten wie Hüsch als Gastgeber und Moderator. Solch ein Sendeformat, das es heute in unterschiedlichen Abwandlungen öfter gibt, war damals relativ neu. Die oben genannten männlichen Mitwirkenden des ersten „Gesellschaftsabends“ sind inzwischen leider alle verstorben. Die einzige Frau im Programm ist auch die einzige noch lebende Mitwirkende aus dieser Sendung: die nach wie vor künstlerisch aktive Sängerin und Liedermacherin JOANA.
Als Gastgeber Hanns Dieter Hüsch – noch mit ungewöhnlich langen Haaren – gleich zu Beginn des ersten „Gesellschaftsabends“ von seinen zwiespältigen Erfahrungen mit traditionellen Gesellschaftsabenden, deren Dresscodes und deren Ritualen berichtete, wurden wir in der Redaktion an unsere eigenen Erfahrungen mit dem Titel der Sendung erinnert: Anfangs hatten wir tatsächlich noch vereinzelt Anrufe von leicht irritierten Hörerinnen und Hörern bekommen, die sich unter dem Stichwort „Gesellschaftsabend“ nicht gerade eine Kabarettveranstaltung vorstellen konnten. Das änderte sich aber schon bald. Der „Gesellschaftsabend“ bzw. der „Hüsch-Abend“, wie er bald bei den Fans hieß, entwickelte sich in relativ kurzer Zeit zu einem der gefragtesten Kabarett- und Kleinkunst-Events im Saarland. Die Kartennachfrage war so groß, dass am Tag der Plakat-Veröffentlichung – damals wurden für jeden „Gesellschaftsabend“ noch Plakate gedruckt – die jeweilige Veranstaltung meist schon ausverkauft war.
Die Geschichte des „Gesellschaftsabends“ mit Hanns Dieter Hüsch von 1973 bis 2001 und die der Zusammenarbeit des SR mit Hüsch seit den fünfziger Jahren habe ich in zwei „Fundstücken“ vor Jahren bereits ausführlich beschrieben. Und mein Kollege Lutz Hahn hat in einem weiteren „Fundstück“ an die gemeinsam mit der Saarbrücker Zeitung veranstaltete „Gesellschaftsabend“-EXTRA-Reihe „Saarbrettl“ erinnert.
Außerdem sind bei Conträr Musik in Lübeck zwei Doppel-CDs mit ausgewählten SR-Aufnahmen erschienen: „Hanns Dieter Hüschs Gesellschaftsabend“ (2000) und „Hanns Dieter Hüschs Gesellschaftsabend - Die zweite“ (2005). Anlässlich des Jubiläums präsentiert dieses neue „Fundstück“ vor allem Highlights aus der Hüsch-Ära und solche aus den Sendungen von ALFONS, der seit 2008 Moderator und Gastgeber des „SR-Gesellschaftsabends“ und der TV-Sendung „ALFONS und Gäste“ ist.
Am Anfang dieses Rückblicks auf 50 Jahre „Gesellschaftsabend“ steht eine faszinierende musikalische Würdigung des Mannes, der den „Gesellschaftsabend“ der ersten drei Jahrzehnte mit seinem Namen geprägt hat und der die Sendereihe von Erfolg zu Erfolg geführt hat. Autor und Interpret dieser gesungenen Laudatio auf Hanns Dieter Hüsch ist der mit zahlreichen Kleinkunstpreisen ausgezeichnete Lars Reichow, Musikkabarettist und Pianist aus Mainz mit dem Beinamen „Der Klaviator“. Bereits mit 18 Jahren war er zusammen mit Hanns Dieter Hüsch auf Tournee. Und so, wie er in Hüschs „Gesellschaftsabend“ häufig zu Gast war, zählt er auch zu den Gästen in ALFONS' Sendung. Lars Reichow hat die Hüsch-Laudatio beim 25jährigen Jubiläum des „Gesellschaftsabends“ im April 1999 uraufgeführt. Wegen einer Erkrankung von Hanns Dieter Hüsch fand die Veranstaltung ein halbes Jahr nach dem eigentlichen Jubiläumsdatum statt.
Ein weiteres besonderes Ereignis aus der Hüsch-Ära: der 65. „Gesellschaftsabend“ vom 5. Mai 1985. Mit diesem Abend feierten wir zusammen mit Elke Heidenreich, Dieter Hildebrandt und Franz Hohler in Hanns Dieter Hüschs 60. Geburtstag, am 6. Mai, hinein – bis weit nach Mitternacht. Alle drei Solisten spielten u.a. Szenen zusammen mit Hanns Dieter Hüsch. Mit Dieter Hildebrandt diskutierte Hüsch über eine komplizierte „Frage für zwei“.
Die eigentliche „Gratulationscour“ begann pünktlich um Mitternacht mit den über Saallautsprecher eingespielten so genannten „0.00 Uhr-Nachrichten des Saarländischen Rundfunks“ mit „offiziellen“ Glückwunsch-Statements von drei „prominenten Politikern“, die sich mal mehr, mal weniger wohlwollend als Hüsch-Fans bekannten. Zwei ebenso prominente Kabarettisten und Parodisten verbargen sich hinter den Politikerstimmen: Stefan Wald in der Rolle von Helmut Kohl, und Thomas Freitag in gleich zwei Rollen: als Willy Brandt und Franz Josef Strauß.
A propos Helmut Kohl: auf ihn einerseits und auf den Golfkrieg andererseits konzentrierten sich auch 1991 den Zeitläuften entsprechend die satirischen Pointen von Dieter Hildebrandt, Mathias Richling und Hannelore Kaubs Kabarett „Bügelbrett“ im 100. „Gesellschaftsabend“, kongenial ergänzt von den politischen Liedern Konstantin Weckers. Als zeitlose Beiträge sind mir aus dieser Sendung aber vor allem in Erinnerung geblieben:
Ein kleines, eher privates „Wiegenlied für Mütter“ von Hanns Dieter Hüsch, gemeinsam gesungen mit Konstantin Wecker, und ein hochkomischer Hüsch-Klassiker: „Taschen, Trotz und Teppiche“.
Im Vorwort des kürzlich erschienenen Buchs „Der fahrende Poet – Hanns Dieter Hüsch“ von Gerd Laudert erinnert sich Konstantin Wecker „voller Dankbarkeit“ „an einige unvergessliche Schlaglichter“ aus dem „Gesellschaftsabend“ und der Zusammenarbeit mit Hanns Dieter Hüsch, seinem „einmaligen Vorbild , Lehrmeister und Förderer“, darunter auch „ ... als wir beim 100. „Gesellschaftsabend“ 1991 in Saarbrücken zusammen Hüschs „Wiegenlied für Mütter“ gesungen haben.“ Konstantin Wecker, der am 15. Mai 1976 seinen ersten Auftritt bei Hanns Dieter Hüsch im Großen Sendesaal hatte, ist bis auf den heutigen Tag Gast im „Gesellschaftsabend“.
Diese Veranstaltung, in der Hanns Dieter Hüsch und Konstantin Wecker das Abschiedslied sangen, war übrigens die erste von drei „Gesellschaftsabenden“, die als Jubiläumsfeiern in der Kongresshalle Saarbrücken stattfanden und nicht nur vom Hörfunk (SR2), sondern auch vom Fernsehen (1 PLUS, später 3sat) live übertragen wurden.
„Es war ein großer Kabarettabend“ schrieb die Süddeutsche Zeitung vom 12.3.1991 in ihrem „Fernseh-Tagebuch“ und zollte dem Gastgeber und Moderator besonderen Beifall. Zitat: „Doch am schönsten waren die Momente, in denen Hüsch selber im Scheinwerferlicht hockte, seine Finger spreizte und auf den Orgeldeckel legte, um dann von seiner manischen Abneigung gegenüber schrägliegenden Teppichen zu erzählen oder eine seiner kunstvoll ineinander geschachtelten, absurd aberwitzigen Hagenbuch-Geschichten vorzutragen.“
Als wir im Jahre 2000 mit dem 155. „Gesellschaftsabend“ auch den 75. Geburtstag Hüschs mit einer Kabarett-Gala in der Kongresshalle feierten, waren es Helen Vita, Matthias Deutschmann, Rüdiger Hoffmann, Franz Hohler, Bruno Jonas, Helmut Ruge, Detlev Schönauer, Hannes Wader, Konstantin Wecker und die Klezmer-Gruppe Colalaila, die zusammen mit dem Jubilar das Publikum begeisterten.
Ich erinnere mich hier an den Kabarettisten Helmut Ruge, als er am Schluss seiner Geschichte vom schwäbischen Herrn Schäufele, der sich an der Börse verzockt hat, tröstend feststellte, so müsse es ja nicht allen gehen. „Wir haben ja die Hanns Dieter Hüsch-Aktie, eine wundervolle geistige Anlage. Ein poetischer Blue-Chip mit hoher Kursphantasie“. Oliver Schwambach nahm darauf Bezug, als er seiner Kritik der Veranstaltung in der Saarbrücker Zeitung die Überschrift gab: „Die beste (Kultur-)Investition: Die Hüsch-Aktie“.
Eines sei noch besonders erwähnt: neben den zahlreichen prominenten Musikern, die sich zusammen mit den Kabarettisten in Hüschs „Gesellschaftsabend“ ein Stelldichein gaben, trugen auch die Musiker und Musikerinnen der saarländischen Szene ganz wesentlich zum Erfolg der Sendung bei.
Stellvertretend für die relativ große Zahl der Instrumental- und Vokalsolisten aus dem Saarland, die im Laufe der Jahre bei Hanns Dieter Hüsch zu Gast waren, sei hier besonders erinnert an drei Musiker, die nicht mehr unter uns sind: an die Pianisten Fritz Maldener und Christoph Mudrich und an den Gitarristen Michael Marx. Ihre Auftritte im „Gesellschaftsabend“ und die ihrer zahlreichen saarländischen Kollegen bleiben unvergessen. Übrigens – der heutige Saarbrücker Jazz-Schlagzeug-Professor und Festival-Veranstalter Oliver Strauch gehörte einst ebenfalls zu den Instrumentalsolisten auf der „Gesellschaftsabend“-Bühne.
Die 100. Folge des „Gesellschaftsabends“ vom 9. März 1991 war zugleich auch der Beginn der Sendereihe im Fernsehen. Auf die im selben Jahr gestartete regelmäßige und zunächst nur halbstündige TV-Sendung im SR Fernsehen Südwest unter dem Titel „Der kleine Gesellschaftsabend“ folgte schon nach kurzer Zeit eine Erweiterung der Sendezeit auf eine Stunde und eine Änderung des Titels in „Hüsch & Co“. Meine Kollegin Andrea Etspüler und ich betreuten redaktionell die nunmehr bimediale Sendereihe, Hannelore Willié hatte die Fernseh-Regie. Mit der 161.Folge nahmen Hanns Dieter Hüsch und ich im Juni 2001 gemeinsam Abschied von der Sendung – nach 28 Jahren im Hörfunk und nach 10 Jahren im Fernsehen. Nach langer schwerer Krankheit starb Hanns Dieter Hüsch im Jahre 2005 im Alter von 80 Jahren. In der letzten „Hüsch & Co“- Sendung hatte er sein Credo formuliert:
„Kunst muss helfen, auch Kleinkunst,
Muss aufklären und trösten,
Muss analysieren und ermutigen,
Muss skeptisch sein und Hoffnung machen.“
Seiner saarländischen Hüsch-“Gemeinde“ wird er unvergessen bleiben als liebenswerter Gastgeber seines „Gesellschaftsabends“, als virtuoser Kabarettist und Satiriker, Sprachspieler, Poet und Geschichtenerzähler. Hanns Dieter Hüsch – ein Menschenfreund, der sich auf der einen Seite als „literarischer Komiker“ verstand und der auf der anderen ein bewegender Prediger des Traums von einer besseren Welt war. „Nathan der Leise“ hat ihn der „Spiegel“ genannt mit Seitenblick auf die lärmende Comedy-Szene.
Mit Matthias Beltz als Hüschs Nachfolger in der Rolle des Gastgebers und Moderators und mit Lutz Hahn als Hörfunkredakteur wurde die Reihe als „SR-Gesellschaftsabend“ im Hörfunk und als „Beltz Open“ im Fernsehen fortgesetzt. Nach Beltz' plötzlichem Tod im Jahre 2002 übernahm Lisa Fitz die Moderation. Ihre TV-Sendung trug den Titel „Fitz and Friends“. Auf Lisa Fitz folgte 2004 Richard Rogler als Moderator. „Roglers rasendes Kabarett“ hieß dessen TV-Sendung, die ab 2006 zugleich auch den Beginn der Zusammenarbeit des SR mit Emmanuel Peterfalvi bedeutete. Andrea Etspüler hatte ALFONS, den Mann mit dem Puschelmikrofon, für regelmäßige Auftritte in Roglers Sendung gewinnen können. Zwischenzeitlich war auch Steffen Kolodziej, mehrere Jahre Redakteur der Hörfunksendung, als deren Moderator eingesprungen.
Seit März 2008 moderiert Emmanuel Peterfalvi alias ALFONS den „SR-Gesellschaftsabend“ auf SR2 Kulturradio und im SR/SWR-Fernsehen die Sendung „ALFONS und Gäste“. Die Fernsehregie hat Peter Schönhofer. Für die Hörfunk-Sendung ist Pia Frede redaktionell tätig.
Emmanuel Peterfalvi ist, wie Hanns Dieter Hüsch in der von ihm geprägten Kabarett-Epoche ein vielgefragter und vielbeschäftigter Kabarettist, der neben seinen TV- und Hörfunksendungen vor allem auch mit seinen Bühnenprogrammen großen Beifall findet. Wie groß der äußerliche Unterschied zwischen Hüsch auf der einen Seite und Peterfalvi auf der anderen auch sein mag und wie unterschiedlich auch ihre jeweilige Form des Kabaretts – eines verbindet sie in ihren Programmen: eine zutiefst menschliche Leitlinie. Man hat Hanns Dieter Hüsch mit Recht einen Menschenfreund genannt. Genauso gebührt auch Emmanuel Peterfalvi dieser Ehrentitel. Bei allen politisch-satirischen Spitzen sind seine scheinbar alltäglichen Geschichten immer wieder auch überzeugende Plädoyers für Toleranz und Verständigung. Deren Pointen sprühende fröhliche Direktheit stehen auf der anderen Seite Geschichten von großem Ernst und Mitgefühl gegenüber.
„Der Deutschen liebster Franzose“ hat die FAZ über den Mann mit der Trainingsjacke und dem Puschelmikrofon geschrieben. ALFONS' außerordentliche Beliebtheit und die hohe Anerkennung, die ihm in ganz Deutschland zuteil wird, spiegelt sich ebenso auch in der Verleihung wichtiger Preise und ehrender Auszeichnungen wider. 2019 bekam Peterfalvi den Bayerischen Kabarettpreis, 2020 den Deutschen Kleinkunstpreis, 2021 den Deutsch-Französischen Freundschaftspreis der HomBuch, und im selben Jahr wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Seit 2017 besitzt Peterfalvi auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Einbürgerungsurkunde bekam Emmanuel Peterfalvi vom damaligen Bürgermeister der Stadt, in der er lebt: Hamburg. Der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz überreichte sie ihm. Mit dessen Brief hatte alles begonnen: „Sie leben schon sehr lange in Deutschland – möchten Sie deutscher Staatsbürger werden?“ - „Ich hatte mir diese Frage noch nie gestellt. Ich habe mir den Brief erst mal genau angeguckt, denn ich habe gelernt: Man muss in Deutschland aufpassen, seitdem Gutenberg im 15. Jahrhundert das Kleingedruckte erfunden hat. Vielleicht steht da ja, Deutschsein ist im ersten Jahr kostenlos, aber dann ...“ Seine Bedenken erwiesen sich letztlich als unbegründet. „Ich dachte mir: Deutscher werden – warum eigentlich nicht? Aber gleichzeitig: Warum eigentlich? Sie müssen wissen: Franzose UND Deutscher, das ist ein Widerspruch in sich: Deutsche sind diszipliniert, pünktlich und effizient – Franzosen sind … normal!“
Das sind Originalzitate aus dem Bühnenprogramm „ALFONS – Jetzt noch deutscherer“, in dem ALFONS die Geschichte seiner „Deutschwerdung“ und die Geschichte seiner Familie beschreibt: eine einzigartige Mischung aus Theater und Kabarett. Ein Publikum, das in ganz Deutschland für ausverkaufte Häuser sorgt, ist sich einig mit der professionellen Kritik: „Ein kleines Meisterwerk“ urteilt die FAZ, und die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Ein Stück, das auf die ganz große Bühne gehört“.
Auch in „ALFONS und Gäste“ und im „SR-Gesellschaftsabend“ beweist ALFONS immer wieder eindrucksvoll, dass er ein brillanter Geschichtenerzähler ist. Außerordentlich komische und politisch-satirische Geschichten, in denen er kein Blatt vor den Mund nimmt, wechseln bei ihm ab mit nachdenklichen und herzerwärmenden Anekdoten. Aus jüngerer Zeit ist mir besonders die schier unglaubliche Geschichte in Erinnerung geblieben, die ALFONS mit dem Thema Künstliche Intelligenz und dem KI-Chatbot ChatGPT erlebt hat. Zur Erläuterung: laut WIKIPEDIA nutzt ChatGPT „moderne maschinelle Lerntechnologie, um Antworten zu generieren, die natürlich klingen und für das Gespräch relevant sein sollen.“ Beim „SR-Gesellschaftsabend“ im Großen Sendesaal hat ALFONS seine verblüffenden Erfahrungen mit den „natürlich klingenden“ Antworten von ChatGPT zum Besten gegeben.
Ein weiteres Thema aus der Welt des Geschäfts mit der digitalen Kommunikation, das ALFONS treffend zur Zielscheibe seines beißenden Spotts machte, war der spektakuläre Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter durch den Milliardär Elon Musk. Nach der kürzlichen Umbenennung von Twitter in X müsste ALFONS eigentlich eine Fortsetzung der Geschichte bringen.
„Alles ist politisch“ sagt ALFONS und beweist mit seiner außerordentlich kuriosen Erzählung von Gemüsezucht und Politik, dass auch ein Bund Möhren große politische Bedeutung haben kann.
Mit solchen sympathisch-kuriosen und kritischen Geschichten fasziniert ALFONS sein Publikum – übrigens auch jeden Donnerstag auf SR2 Kulturradio mit seinem Beitrag „Dans la tête von ALFONS“ – und leitet damit in „ALFONS und Gäste“ und im „Gesellschaftsabend“ jeweils über zu den Auftritten seiner Künstler-Kolleginnen und Kollegen, darunter prominente Namen wie Carmela de Feo, Tina Teubner, Anka Zink, Thomas Freitag, Rainald Grebe, Pigor & Eichhorn Lars Reichow, Wilfried Schmickler, Konstantin Wecker u.a. Aber auch viele erfolgreiche Newcomer fühlen sich bei ALFONS auf der Bühne sichtlich gut aufgehoben.
Nicht wenige aus der Reihe der Künstler, die auf der Gästeliste von ALFONS stehen, sind auch bereits in Hanns Dieter Hüschs Sendung aufgetreten. In der Jubiläumsveranstaltung, mit der der SR am 28. Oktober 2023 in der Alten Schmelz in St. Ingbert 50 Jahre „Gesellschaftsabend“ feiert, kann ALFONS mindestens zwei, wahrscheinlich sogar drei Gäste mit „Hüsch-Gesellschaftsabend-Erfahrung“ begrüßen: die Kabarettisten Urban Priol und Matthias Brodowy. Und wenn ich mich nicht irre, müsste deren Kollegin Simone Solga beim Gastspiel der „Leipziger Pfeffermühle“ im „Gesellschaftsabend“ im Jahre 1990 auch schon dabei gewesen sein. Neben den hier genannten stehen als weitere Stars auf der Liste der Mitwirkenden der Jubiläumsfeier: die Komödiantin und Musikerin Carmela de Feo, bekannt auch als „La Signora“, und der Musiker und Kabarettist Martin Zingsheim mit seiner Band.
Wenn ALFONS sich am 28. Oktober auf der Bühne der Alten Schmelz seinem Publikum präsentiert, wie üblich, mit dem Puschelmikrofon und der orangefarbenen Trainingsjacke, dann wird er, daran besteht kein Zweifel, wie immer mit großer Empathie begrüßt werden als „der Deutschen liebster Franzose“ (FAZ), der sich den engagierten Einsatz für die deutsch-französische Freundschaft auf die Fahne geschrieben hat.
Trotz aller großen Namen der Kabarettszene aber, die der Saarländische Rundfunk für den Gesellschaftsabend nach Saarbrücken bringen konnte, bringt und sicher bringen wird, wollen wir eine nicht unwichtige Anmerkung zum Schluss nicht vergessen: der jahrzehntelange große Erfolg des „Gesellschaftsabends“ wäre ohne das unermüdliche Engagement vieler Kolleginnen und Kollegen aus Redaktion, Produktion und Technik in Hörfunk und Fernsehen nicht möglich gewesen.
Redaktion für den Arbeitskreis SR-Geschichte: Axel Buchholz; Illustration: Burkhard Döring, Magdalena Hell, Karl-Heinz Schmieding; Layout und Gestaltung: Magdalena Hell; Standbilder: Rogério de Barros Alves (Fernseh-Archiv)