Daniel Mollard (Foto: Privat)

"Er war einer, der Grenzen überwunden hat"

Zum Tod von Daniel Mollard

  31.07.2023 | 16:30 Uhr

Er ist schon vor etlichen Jahren in Pension gegangen, unser Kollege Daniel Mollard, aber sein Name ist vielen bis heute ein Begriff. Er hat den SR zum französischsten Sender der ARD gemacht – und das zu Zeiten, als der Blick über die Grenze noch lange nicht schick war. Am 30. Juli ist Daniel Mollard im Alter von 81 Jahren verstorben. SR-Kollegin Ulli Wagner erinnert an ihn.

Daniel Mollard stammte aus Lyon und er war stolz darauf, wie sich diese Stadt an der Mündung der Saone in die Rhone in den letzten Jahren wieder zu einem Schmuckstück entwickelt hat.

Audio

Zum Tod von Daniel Mollard
Audio [SR 3, Ulli Wagner, 31.07.2023, Länge: 03:04 Min.]
Zum Tod von Daniel Mollard
Ein Nachruf von SR-Kollegin Ulli Wagner.

Mindestens dreimal im Jahr hatten wir Kontakt miteinander, an den Geburtstagen und auf dem Rückweg von der Provence ins Saarland – da bekam unser "Lyoner" immer ein Foto von mir. Mit der Frotzelei und dem Spitznamen hatte er schon vor Jahren seinen Frieden gemacht, nach der Pensionierung 2005 hat er ihn fast sogar ein bisschen lieb gewonnen.

Daniel interessierte sich schon früh für Deutsch-Französisches - und vor allem für den Austausch. Hier bei uns im Saarland war er trotzdem eher zufällig gelandet - und über ein Stipendium. Zum SR, dem französischsten aller Sender, war es dann nur noch ein kleiner Schritt.

Sein "Baby": die französischen Nachrichten

Daniel Mollard mit Zeitung 1970 (Foto: Heisler)

Seine Karriere auf dem Halberg begann 1965 mit der Sendung „Bonjour Voisins“, also „Hallo Nachbarn“, mit dem Uni-Abschluss in der Tasche wurde er dann zuständig für die französischen Nachrichten im SR-Radio. 35 Jahre lang hat er dieses, sein Baby, gehegt und gepflegt, Veränderungen begleitet, manchmal auch selbst initiiert. Und das alles, obwohl immer neue Aufgaben für unseren Franzosen, wie wir ihn auch liebevoll nannten, dazu kamen.

Weitere Sendungen kamen hinzu

Fundstück April 2015: Mollard mit Mathieu 1979 (Foto: SR)
Daniel Mollard mit Mathieu 1979

Daniel Mollard war nämlich nicht nur in seiner Muttersprache bei uns zu hören, sondern auch in unseren aktuellen Magazinsendungen, wie dem Treffpunkt Dreiländereck, den es zweimal am Tag gab – so ähnlich wie die Region-Sendungen heute.

Daniel Mollard  (Foto: Oettinger)
Daniel Mollard

Und Daniel liebte es, Sendungen zu gestalten, Zeit für Hintergründe zu haben, ein Gespräch sich entwickeln zu lassen. Und genau dafür hatten wir hier auf SR 3 schon vor Jahrzehnten eine Sonntags-Sendung: das "SR 3-Gästebuch". Zu seinen Gästen zählten Michel Delebarre, Jean Hurstel oder Olivier Kirsch - seine langen Geschichten, in denen besonders viel Herzblut steckte, die hatten immer was mit Austausch, mit dem Überwinden von Grenzen zu tun.

Als Reporter unterwegs

Daniel Mollard in Berlin (Foto: D. Mollard)
Daniel Mollard in Berlin

Daniel war auch viel als Reporter im Einsatz – auch für das SR-Fernsehen und für all unsere Hörfunk-Sendungen – für die Bunten Funkminuten zum Beispiel im neu eröffneten „Parc Animalier Sainte Croix“ in der Nähe des Stockweihers oder für den Treffpunkt in Hambach.

Wir waren zusammen in Lothringen unterwegs, als in Frankreich die große Europa-Abstimmung mit dem Maastricht-Referendum stattfand, und haben von dort gemeinsam die ARD „bedient“. Und immer wieder kam die Frage: Das ist wirklich ein Franzose, der uns das alles gerade so wunderbar erklärt hat?

Wahlsaarländer, aber immer auch Franzose

Ja! Daniel war Wahlsaarländer, keine Frage, aber immer Franzose, nicht nur im Herzen. Und das schlug im Sommer , wenn die Tour de France rollte, ganz besonders - wie bei jedem, der gerne aufs Rad steigt. Und diese Begeisterung hat er weitergegeben, hat uns infiziert, im besten Sinne des Wortes und uns auf Thomas Voeckler aufmerksam gemacht, der in den Vogesen bei den Großeltern aufgewachsen war und den Daniel uns schon vorgestellt hatte, bevor der ins Gelbe Trikot fuhr und so richtig bekannt wurde.

Aber auch abseits der Tour und des Jobs war Daniel Mollard gerne draußen, erst mit den Kindern, später auch mit den Enkeln.

Nach 2005 hatte er dafür ein bisschen mehr Zeit, aber er blieb berufstätig, denn Daniel war ein Journalist mit Leidenschaft und setze noch viele Jahre sein Wissen und Können ein für Radio Méditerranée, das seinen Sitz in Tanger in Marokko hat.

Eigentlich war Daniel richtig fit für sein Alter und er hatte noch so viel vor… Jetzt ist er nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Wir vermissen Dich – je t’embrasse!

Ulli Wagner


Im Gedenken an Daniel Mollard


SR-Fundstücke
Daniel Mollard: Journalismus über Grenzen
Althegnenberg war schuld. In dieses kleine niederbayerische Dorf hatte es den Franzosen Daniel Mollard (geboren 1942) verschlagen. Er war 15 Jahre alt, lebte mitten in Frankreich in seiner Geburtsstadt Lyon und hatte sich für ein deutsch-französisches Austauschprogramm katholischer Kirchengemeinden gemeldet. Dabei sprach er zum ersten Mal Deutsch – und hatte viel Spaß dran. Als er dann in Lyon Deutsch auch studieren wollte, musste er sich zuerst gegen seinen Englischlehrer durchsetzen.


SR-Fundstücke
Daniel Mollard: Die französische Stimme des Saarländischen Rundfunks
„Der letzte deutsche Sender vor der Grenze“, heißt es manchmal im Scherz über den SR. In Wirklichkeit verstand sich der SR schon seit jeher als eine „Europawelle“ zwischen Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Auch schon damals Ende der fünfziger/Anfang der sechziger Jahre, als es die Schlagbäume an den Grenzen tatsächlich noch gab. Und ebenso die in den Köpfen. Einer der entscheidend dabei mithalf, sie einzureißen, ist der Journalist Daniel Mollard. Für die „Fundstücke zur SR-Geschichte“ erinnert sich der Franzose an seine Anfänge beim SR.


SR-Fundstücke
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„Wandern für Europa“ war eine der größten, längsten und erfolgreichsten Radio-Aktionen* der Europawelle Saar. Für Europa-Reporter Hans-Jürgen Purkarthofen wurde sie zum journalistischen Härtetest. Aber laufend sammelte er dabei 1979 auch interessante Erfahrungen über die Stimmung im Vorfeld der ersten Direktwahl zum Europäischen Parlament. Im Januar 1979 machte er sich in Rom auf den Weg. Zu Fuß durch die neun Länder der damaligen Europäischen Gemeinschaft (EG). Im Juni kam er in Brüssel an. Nach 4000 Kilometern. Auch vierzig Jahre danach ist die Aktion unvergessen. Hier der zweite Teil seiner Erinnerungen.


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François-Régis Bastide
Als französischer Besatzungsoffizier kam François-Régis Bastide 1946 zu „Radio Saarbrücken“ – damals ein Sender der Militärregierung. Seine Begeisterung für die klassische Musik brachte Bastide aus Frankreich mit. Seine Liebe zum Radio entdeckte er an der Saar. Ein Glücksfall für beide.

Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 31.07.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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