Ein Mann streicht eine Wand (Foto: picture alliance/Jan Woitas/dpa)

Mit der "Generation Ü" gegen die Lücke auf dem Arbeitsmarkt?

Reporter: Max Zettler / Onlinefassung: Corinna Kern   11.07.2024 | 12:20 Uhr

Nur vier Tage in der Woche arbeiten und trotzdem für fünf Tage bezahlt werden. Das Konzept Vier-Tage-Woche wird seit Monaten viel diskutiert. Im Saarland gibt es die Initiative "Generation Ü", die dafür auf ältere Arbeitnehmer setzt.

"Die vier Tage, die ich dann arbeiten würde, würde ich viel mehr arbeiten, auch viel intensiver, weil ich dann mehr Freizeit habe." So wie Benno aus Saarbrücken stehen viele junge Saarländerinnen und Saarländer zur Vier-Tage-Woche. Eine bessere Work-Life-Balance steht für viele im Fokus. Auch dann, wenn sie dadurch weniger Geld verdienen würden.

Audio

Vier-Tage-Woche mit der "Generation Ü"
Audio [SR 3, Max Zettler, 11.07.2023, Länge: 03:09 Min.]
Vier-Tage-Woche mit der "Generation Ü"

Anders bewerten ältere Generationen die Vier-Tage-Woche. Viele machen sich Sorgen, wie Unternehmen dadurch wirtschaftlich arbeiten können. "Wir haben früher 48 Stunden in der Woche gearbeitet, an sechs Tagen. Dann ging es runter auf 42, dann auf 40. Und so haben wir auch aufgehört", berichtet ein älterer Saarländer.

Netzwerk aus dem Saarland

Auch im Einzelhandel oder in der Produktion von Waren ist es schwierig, den Arbeitnehmern einen weiteren Tag frei zu geben. An dieser Stelle möchte die sogenannte "Generation Ü" ansetzen. Ein Netzwerk aus dem Saarland, das Rentnerinnen und Rentnern, die noch weiter arbeiten wollen, Jobs vermittelt.

Da mehr Menschen in den Ruhestand gehen, als Arbeitnehmer nachkommen oder zuziehen, entsteht eine Lücke auf dem Arbeitsmarkt. Laut Netzwerk-Gründer Christian Ege könnten die älteren Arbeitnehmer diese Lücke an Arbeitskräften füllen, auch die, die durch eine Vier-Tage-Woche entstehen würde.

Arbeitskraft der Generation Ü nutzen

Ege zufolge gehen allein im Saarland bis 2030 über 100.000 Menschen in Rente. Auf den Eintritt sei aber nur knapp ein Drittel auch wirklich mental und finanziell vorbereitet. Die restlichen zwei Drittel würden sich nach einer gewissen Zeit im Ruhestand wieder nach Arbeit sehnen oder bräuchten sie sogar, um ihren Lebensstandard aufrecht zu erhalten. "Dann haben wir gesagt, da müssen wir was dagegen tun, weil das sind Menschen, die wollen und können teilweise auch noch sehr tolle Leistungen bringen", sagt Ege.

Video

Ruhestand und Arbeiten? Netzwerk für motivierte Senioren
Video [SR Fernsehen, (c) SR, 20.04.2023, Länge: 04:42 Min.]
Ruhestand und Arbeiten? Netzwerk für motivierte Senioren

Kein Ersatz für reguläre Arbeitnehmer

Die sogenannten "Üs" können laut dem Vereinsgründer auf Minijob-Basis die fehlenden Arbeitsstunden der Unternehmen ausgleichen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht das jedoch kritisch, da Minijobber nicht im gleichen Maß in die Sozialkassen einzahlen würden wie reguläre Angestellte.


Mehr zum Thema "Generationen auf dem Arbeitsmarkt"

Selbstbewusste Ansprüche an Arbeitgeber
Wie die Generation Z den Arbeitsmarkt verändert
Die Baby-Boomer gehen allmählich in Rente. Dafür startet eine neue Generation in den Arbeitsmarkt, die weniger geburtenstark ist. Und sie bringt neue Ansprüche an die Arbeitgeber mit, auch im Saarland.

Altersdiversität am Arbeitsmarkt
Sind Arbeitnehmer im Rentenalter die Lösung für den Fachkräftemangel?
Mit der Baby-Boomer-Generation werden mehr Beschäftigte in Rente gehen, als jüngere Fachkräfte nachrücken. Kann es also eine Lösung sein, die ältere Generation länger am Arbeitsmarkt zu halten? Verbände sehen dies als ein wichtiges Puzzlestück, um den Fachkräftemangel zu bewältigen.

Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 11.07.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja