Homeoffice Arbeitsplatz (Foto: Pixabay / Bellahu123)

Wie die Generation Z den Arbeitsmarkt verändert

Jimmy Niklas Both   23.05.2023 | 17:59 Uhr

Die Baby-Boomer gehen allmählich in Rente. Dafür startet eine neue Generation in den Arbeitsmarkt, die weniger geburtenstark ist. Und sie bringt neue Ansprüche an die Arbeitgeber mit, auch im Saarland.

Wer genau ist eigentlich die Generation Z? Die Sozialforschung ist sich da nicht zu 100 Prozent einig. Im Groben kann man die Menschen dazuzählen, die ab Mitte der 1990er-Jahre geboren wurden, also jetzt höchstens in ihren mittleren bis späten Zwanzigern sind. Sie schließen gerade ihre Ausbildungen oder Studiengänge ab und starten in den Arbeitsmarkt.

Gleichzeitig verabschieden sich die Baby-Boomer allmählich in den Ruhestand. Sie wurden in der jungen Bundesrepublik der 1950er- und 1960er-Jahre geboren. Der große Unterschied zwischen diesen beiden Generationen ist ihre Größe. Waren die Baby-Boomer die geburtenstarken Jahrgänge, ist die Generation Z deutlich kleiner. Das schlägt sich auf dem Arbeitsmarkt nieder.

Unternehmen müssen attraktiv sein

In vielen Branchen in Deutschland herrscht Fachkräftemangel. Unternehmen suchen oft händeringend gut ausgebildete Angestellte. Attraktive Angebote, um sie zu bekommen, sind oft unerlässlich. Der traditionsreiche Mettlacher Keramikhersteller Villeroy & Boch etwa bietet Mitarbeitern einige Freiheiten, wie die Personalvorständin Esther Jehle erzählt: „Wir haben ein bis zwei Tage mobiles Arbeiten, wo es möglich ist. Wir haben unterschiedliche Teilzeitangebote zum Beispiel für Mütter und Väter und Vertrauensarbeitszeiten, also keine festen Zeiten, zu denen man da sein muss.“

Dabei soll es nicht bleiben. Das Unternehmen will prüfen, ob weitere Angebote wie „Workation“ möglich sein können, also mobiles Arbeiten, während man sich irgendwo sonst in der Welt aufhält. Die Angebote gelten für Angestellte aller Altersgruppen. Allerdings sieht Jehle, dass sie für jüngere Arbeitnehmer wichtiger werden.

Alle Altersgruppen profitieren vom Wandel in der Arbeitswelt
Audio [SR 3, Jimmy Both, 23.05.2023, Länge: 03:05 Min.]
Alle Altersgruppen profitieren vom Wandel in der Arbeitswelt

Arbeitnehmer werden mächtiger

„Gerade die Generation Z sagt: ‚Ich komme gar nicht erst, wenn es nicht folgende Angebote gibt‘. Für diese Generation ist das Standard. Wenn du das nicht anbietest, ist es sehr schwierig, als Arbeitgeber attraktiv zu sein“, erklärt Personalvorständin Jehle. Auch ältere Angestellte nähmen diese Möglichkeiten gerne an, für sie sei es aber keine Grundvoraussetzung. Die Generation Z stelle mehr Anforderungen und zeige sich weniger kompromissbereit.

Auch neigten jüngere Angestellte eher dazu, schnell den Arbeitgeber zu wechseln. Wenn sie nicht zufrieden seien, würden sie sich auch recht schnell einen neuen Job suchen. „Wir haben Produktentwicklungszeiten von ein bis drei Jahren. Wenn jemand nach zwei Jahren wieder geht, sieht er nicht mal, wie das Produkt auf den Markt kommt.“

Die Diskussionen darüber, was man bereit ist, für die Arbeit zu tun und zu opfern, nehmen zu. „Das ist herausfordernd, denn dafür haben wir noch kein Patentrezept“, berichtet Jehle.

Neue Arbeitseinstellungen in vielen Branchen

Auch andere Sparten bekommen die veränderten Arbeitseinstellungen zu spüren. In der IT-Branche etwa ist Vieles, was in anderen Unternehmen erst in den letzten Jahren aufkam, schon länger Standard. Die Geschäftsführerin des Saarbrücker Software-Entwicklers Moltomedia, Stella Pazzi, sieht eine spezielle Stellung der Branche: „In der IT war es schon immer verbreitet, dass wir besondere Arbeitsbedingungen haben. Das wurde natürlich durch große Unternehmen wie Google geprägt.“

Home-Office oder flexible Arbeitszeiten seien nicht erst seit Corona verbreitet. „Unsere Pioniere waren die älteren Arbeitnehmer. Das waren beispielsweise die ersten, die Home-Office in Anspruch genommen haben.“ Möglichkeiten wie mobiles Arbeiten oder flexible Zeiten würden von allen Generationen angenommen.

Dennoch sieht Pazzi auch Unterschiede im Verhalten der neuen Generation: „Es ist wichtig, gewisse Vorteile zu bieten, um Mitarbeiter zu gewinnen. Aber wenn es darum geht, sie zu halten, merke ich, dass die Loyalität bei den älteren Mitarbeitern wesentlich höher ist.“ Es sei üblich geworden, dass jüngere Angestellte nach ein paar Jahren wechseln, selbst wenn sie bei einem Arbeitgeber attraktive Angebote erhielten.

Vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt

Der Arbeitsmarkt wandelt sich. Frühere Generationen waren oft froh, einen sicheren Job zu haben und behielten den oft lange. Doch die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich verändert. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Ruhestand, viele Stellen sind frei. Ein gut ausgebildeter Bewerber hat viele Möglichkeiten.

Die Generation Z weiß, dass viele Firmen nach gut ausgebildeten Fachkräften suchen. Das nutzen ihre Mitglieder oft, um Vorteile für sich herauszuschlagen. Davon profitieren aber letztlich Arbeitnehmer aller Generationen, denn auch ihnen kommen die neuen Möglichkeiten zugute.

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