Fundstück April 2015: Mollard 1993 (Foto: SR/Oettinger)

Daniel Mollard: Journalismus über Grenzen

Von Axel Buchholz   20.03.2015 | 12:08 Uhr

Althegnenberg war schuld. In dieses kleine niederbayerische Dorf hatte es den Franzosen Daniel Mollard (geboren 1942) verschlagen. Er war 15 Jahre alt, lebte mitten in Frankreich in seiner Geburtsstadt Lyon und hatte sich für ein deutsch-französisches Austauschprogramm katholischer Kirchengemeinden gemeldet. Dabei sprach er zum ersten Mal Deutsch – und hatte viel Spaß dran. Als er dann in Lyon Deutsch auch studieren wollte, musste er sich zuerst gegen seinen Englischlehrer durchsetzen.

An der Uni fiel Daniel Mollard ein Plakat auf, das für ein Studium an der Universität des Saarlandes warb. Der große Vorteil war, dass es ein Stipendium gab und die Prüfungen zum Teil in Frankreich anerkannt wurden. Sehr anerkannt wurde in Saarbrücken auch Mollards gute Stimme. Zuerst allerdings nur von einer jungen Kommilitonin. Die empfahl ihn 1964 dem SR, der damals einen französischen Moderator für das „Westmagazin“ suchte. Das war eine zweisprachige Fernseh-Sendung mit Beiträgen in Deutsch und Französisch und auch einer zweisprachigen Doppelmoderation, die von 1963 bis wohl 1965 im Programm war. So wurde der Student und Fernseh-Neuling Daniel Mollard dann Ko-Moderator neben der bereits erfahrenen damals auch als SR-Fernsehmoderatorin tätigen Schauspielerin Gertrud Roll, die noch heute in Fernsehrollen zu sehen ist.

 (Foto: SR)
Die Schauspielerin und SR-Fernsehansagerin Gertrud Roll (r.) war Daniel Mollards erste Moderationspartnerin (Foto: K. P. Weber)
 (Foto: SR)
Daniel Mollard: noch Student und schon Moderator (Foto: R. Oettinger)

Mit den ersten Wünschen nach Autogrammkarten (die er nie haben wollte) kam weiterer Erfolg: Mollard wurde der Moderator der zehn Minuten langen Fernsehsendung „Bonjour voisins“, die vom 10. September 1965 bis zum 19. Juli 1968 ausgestrahlt wurde. Sie war ein Teil des Mittagsprogramms für Schichtarbeiter „Im Dreieck“ (auch: „Im Industrie-Dreieck“), das erstmals am 5. Oktober 1964 gesendet worden war und ebenfalls 1968 auslief.
Nach seinem Studienabschluss in Straßburg und dem französischen Militärdienst hätte Mollard nun in Frankreich als Deutschlehrer arbeiten können. Stattdessen kam er 1969 wieder zum SR zurück. Der Journalismus hatte es ihm inzwischen angetan. Und tatsächlich ging es nun „coup sur coup“ mit Mollards Karriere. Das „Westmagazin“ gab’s zwar nicht mehr und auch nicht die „Bonjours voisins“– dafür aber Arbeit als Fernseh-Reporter.
Jede Woche einmal zum Beispiel präsentierte Mollard seinen „Brief aus Lothringen“ mit mehreren kurzen Beiträgen. Im Hörfunk kamen erst die Nachrichten in Französisch hinzu (ab 7. 7. 1969 bis zum 30. 12. 2004), dann Einsätze als Reporter für aktuelle Sendungen, später auch die Moderation des Mittagsjournals auf der Europawelle und des Zeitfunks auf der Saarlandwelle.

Als „Radio France Provence-Côte d’Azur“ SR-Partnersender wurde, moderierte Mollard im Wechsel mit SR-Kollegen Mitte der siebziger Jahre aus Marseille die gemeinsame Feriensendung für deutschsprachige Urlauber. Da war er schon längst die „französische Stimme“ des Saarländischen Rundfunks. Eine „feste Größe“ sei Daniel Mollard beim SR gewesen mit einer Schlüsselrolle beim Aufbau der grenzüberschreitenden Nachrichtenkompetenz des Senders, schreibt der amerikanische Journalist Kevin Grieves 2009 als Teil seiner Promotion.  

Auch seit seiner Pensionierung 2005 beim SR arbeitet Mollard weiterhin als Journalist, jetzt allerdings für den französischsprachigen Sender „Radio Méditerranée Internationale“ in Tanger. In Tunis gab er Fortbildungskurse in einem deutsch-französischen Projekt für junge Journalisten aus Nord- und Schwarzafrika.
Wenn man Daniel Mollard nach mehr als 40 Jahren grenzenlosem Journalismus zwischen Deutschland und Frankreich heute fragt, als was er sich denn nun fühle – als Deutscher oder Franzose, als Deutsch-Franzose oder französischer Deutscher – dann kommt die Antwort auf Deutsch und schnell: „Das wüsste ich auch gern“. Und auch auf die Frage, wie er sich verstanden habe all die Jahre, ob als französischer Botschafter im Saarland oder als deutscher in Frankreich, zögert er nicht: „Als Journalist.“

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