Perspectives: „Société Anonyme“ der Theatertruppe Rimini Protokoll

Mehr Hörspiel- statt Theaterabend: „Société Anonyme“ der Theatertruppe Rimini Protokoll

Barbara Grech / Onlinefassung: Lisa Huth   07.06.2025 | 11:57 Uhr

Sie sitzen im Theatersaal und sehen absolut nichts: Es ist stockdunkel und dann erzählen Menschen, die anonym bleiben möchten, ihre Geschichten. Das ist die Ausgangssituation des Theaterstücks "Société Anonyme" der Dokutheatertruppe Rimini Protokoll.

„Société Anonyme“ ist der Titel der Aufführung. Im Französischen ist es der Begriff für eine Aktiengesellschaft, bei der Anleger bis zu einem gewissen Betrag anonym bleiben können. Anonymität gilt somit als Schutzschild, in dem die Protagonisten von ihrem Alltag und ihrem persönlichen Schicksal erzählen. Das Besondere an diesem Stück: Der Theaterabend ist mehr ein Hörspielabend.

Absolute Dunkelheit

Es gehört schon eine gewisse Überwindung dazu, sich auf diese absolute Dunkelheit einzulassen. Die Menschen, die ihre Geschichten erzählen, müssen und wollen anonym bleiben, so Aljoscha Begrich, der das Stück für das Theaterkollektiv Rimini Protokoll in Szene gesetzt hat

Ganz auf sich zurückgeworfen, ohne Sichtkontakt, lassen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer auf die Geschichten und Personen, die sie erzählen, ein. Vertrauen auf ihre Ohren, und auch auf ihre Nase: Das Parfum "cool water" wird versprüht, um den Duft eines erfolgreichen Scientologen nachzuspüren, der trotz seines Reichtums ein Ausgestoßener ist.

Gar nicht so gruselig

Ob der Hafenarbeiter, der sich illegal in Deutschland aufhält, ein Mann, der seine erotische Erfüllung im Darkroom findet oder der Steuerberater, der mehr oder minder legal beim Steuern hinterziehen hilft:

Das Publikum wird mitgenommen in eine Welt, die im Verborgenen bleibt und merkwürdigerweise gewöhnen sich die Zuschauer, pardon, Zuhörer an die Dunkelheit. Wider Erwarten, sagen alle anschließend, war das Ganze gar nicht so gruselig, wie sie es sich vorher vorgestellt haben.

Société Anonyme von Rimini Protokoll wird am 7. und 8. Juni nochmals im Theater am Ring in Saarlouis aufgeführt.


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