Der «Nutri-Score», eine farbliche Nährwertkennzeichnung, auf einem Fertigprodukt (Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul)

Nutri-Score: So verwirrend ist die Gesundheitsampel

Kathrin Bräuer-Niekamp / Onlinefassung: Kathrin Paul   22.10.2023 | 12:24 Uhr

Zahlen, Nährwert-Angaben, Zusatzstoffe - dazu finden sich viele Informationen auf den Lebensmittel-Packungen. Um zu entscheiden: gesund oder nicht gesund. Der Nutri-Score soll das alles vereinfachen. Verpflichtend ist er bislang allerdings nicht - und allzu oft führt er sogar in die Irre.

Am weißen Toastbrot prangt ein grünes A, die Trinkschokolade von Nestlé erhält ein B: Der sogenannte Nutri-Score soll den Verbrauchern eigentlich Orientierung bringen und aufklären, welche Lebensmittel gesund sind und welche nicht. Doch allzu oft sorgen die Angaben für Verwirrung, wie die genannten Beispiele zeigen. Auch Tiefkühlpizzen sind häufig mit einem B oder sogar mit einem A ausgezeichnet.

Nutri-Score noch unbekannt

Gesunde Lebensmittel können hingegen durchaus schlecht beim Nutri-Score abschneiden. Zum Beispiel Olivenöl, das aufgrund seines hohen Fettgehalts nur ein C bekommt und dadurch dieselbe Bewertung wie Frittieröl hat.

Eine deutschlandweit repräsentative Online-Umfrage zeigt, dass fast ein Viertel noch nie etwas vom Nutri-Score gehört haben. 66 Prozent kennen ihn immerhin. Doch für ihre Kaufentscheidungen nutzen davon den Nutri-Score nur die Hälfte.

Die Buchstaben A bis E kennzeichnen verarbeitete Lebensmittel von dunkelgrün A - bis rot E - sehr ungesund - heißt zu fettig, zu süß, zu salzig.

Richtige Kennzeichnung fehlt

Der Nutri-Score soll Verbraucher also vor Zucker-, Salz- und Fettbomben warnen. Dennoch ist er zum Diskussionsobjekt geworden. Britta Schautz von der Verbraucherzentrale weiß: „Im Moment sehen wir, dass viele Nutri-Scores gar nicht richtig gekennzeichnet sind oder wir die Berechnung gar nicht nachvollziehen können.“ Wie am Beispiel des Kakaopulvers von Nesquik bereits gezeigt - das Pulver ziert ein grünes B trotz eines Zuckeranteils von 75 Prozent.

„Der Nutri-Score kann manche Produkte gesünder erscheinen lassen, als sie eigentlich sind. Es ist immer nur eine Gesamtbewertung. Und einige Hersteller nutzen das natürlich auch aus“, erklärt Schautz.

Neuer Algorithmus für eine ausgewogenere Bewertung

Die Bewertung klammert noch Vieles aus. Süß-, Farb- und Konservierungsstoffe wirken sich bislang nicht negativ aus - auch Palmöl nicht. Positive Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren und Vitamine fließen nicht in die Bewertung ein. Berechnet wird derzeit, wie folgt: Nach einem Algorithmus ergeben Kalorien, Zucker, Salz und Fettsäuren Negativpunkte. Diese werden ausgeglichen mit Positivpunkten – durch Proteine, Ballaststoffe, Obst- und Gemüseanteile. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft entwickelt den Nutri-Score stetig weiter. Ein neuer Algorithmus für eine ausgewogenere Bewertung wurde in Auftrag gegeben.

Zucker erhält nun 15, statt bislang 10 dieser Negativpunkte. Auch Süßstoffe in Softgetränken werden nun negativ bewertet. Und die Einordnung für Fette wird ganz neu gestaltet - Fettsäuren werden endlich in gesunde und ungesunde unterteilt. Das alles ab 2024 - allerdings mit zwei Jahren Übergangszeit.

Es ist noch viel zu tun, um Vertrauen zu schaffen. Der Vergleich der Produkte gelingt immerhin - jedoch nur innerhalb einer Kategorie. Ob diese Lebensmittel dann für uns und unsere Kinder wirklich gesund sind, zeigt der Nutri-Score bislang nicht unbedingt.

Über dieses Thema wurde auch in der Sendung "Wir im Saarland - Service" am 17.10.2023 berichtet.


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