Vor der Rezeption des Landessportverbands für das Saarland (Foto: Imago/Becker&Bredel)

„LSVS aus eigener Kraft sanierbar“

mit Informationen von Thomas Gerber   24.04.2018 | 12:54 Uhr

Der Konsolidierungsberater des LSVS, Michael Blank, geht davon aus, dass der LSVS aus eigener Kraft sanierbar ist - allerdings nur mit tiefen Einschnitten. Dabei scheint die Lage des Sportverbands noch schlimmer als bisher angenommen.

Im laufenden Geschäftsjahr 2018 wurden bereits Einsparungen in Höhe von 624.000 Euro vorgenommen. Trotzdem beträgt das Defizit für dieses Jahr 2,5 Millionen Euro. Dies teilte Konsolidierungsberater Michael Blank nach einer Sitzung des so genannten Lenkungsausschusses mit, auf der er die Ergebnisse seiner Untersuchungen zur Finanzlage des Verbands präsentierte. Der Lenkungsausschuss war nach Bekanntwerden des LSVS-Skandals eingesetzt worden. Ihm gehören die Fraktionschefs Alexander Funk (CDU) und Stefan Pauluhn (SPD) sowie SPD-Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke und CDU-Innenstaatssekretär Christian Seel an.

Nach der Sitzung hieß es, es hätten sich Abgründe aufgetan, das Finanzgebaren des LSVS sei erschreckend: keine Buchhaltung, kein Controlling. Transparenz sei nun dringend geboten.

Mensa für größtes Defizit verantwortlich

Die Verluste entstehen vor allem bei der Hermann-Neuberger-Sportschule. Blank teilte mit, dass dort vor allem die Mensa mit rund 700.000 Euro pro Jahr und der Hotelbereich mit rund 500.000 Euro betroffen seien. Auch beim Schwimmbad, dem Athletenhaus und der Multifunktionshalle seien Defizit gemacht worden. Im Bereich der Mensa soll es gar keine Kostenrechnung gegeben haben.

Darüber hinaus bestehen gegenüber der Sportplanungskommission Verbindlichkeiten in Höhe von 8,5 Millionen Euro - doppelt so hoch, wie bisher angenommen, weil mit dem Geld andere Löcher gestopft worden waren. Zudem schuldet der Verband dem Finanzamt 870.000 Euro. Sonstige Verbindlichkeiten belaufen sich auf 400.000 Euro.

Liquidität vorerst gesichert

Konsolidierungsberater Blank geht davon aus, dass der Haushalt in den kommenden fünf Jahren weiter durch Sanierungs- und Investitionskosten belastet wird. Dennoch teilte der Rechtsanwalt mit, dass die Liquidität des LSVS bis Ende Juni sichergestellt sei. Weiterhin rechnet er damit, dass 2018 ein ausgeglichener Haushalt präsentiert werden kann, vorausgesetzt es würden tiefe Einschnitte vorgenommen. Dabei müsste auch mit Einsparungen beim Personal gerechnet werden.

Einschnitte könnte es für Vereine und Verbände geben. Wegen der hohen Verbindlichkeiten und des Sanierungsstaus an der Sportschule muss aber auch viel frisches Geld her. Insider sehen nach SR-Informationen für den LSVS einen zusätzlichen Kreditbedarf von 25 Millionen Euro, um die gesamten Verbindlichkeiten und den Investitionsstau an der Sportschule beherrschen zu können.

Die Staatsanwaltschaft wird sich weiter mit dem Thema befassen. Da die Verjährungsfrist erst nach fünf Jahren eintritt, könnte auch auf Meisers Vorgänger Gerd Meyer noch etwas zukommen.

Über dieses Thema wurde auch in den Hörfunknachrichten am 23.04.2018 berichtet.

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