Was die Schließung des Cusanushauses für seine Bewohner bedeutet
Mitten in Saarbrücken leben Studierende aus aller Welt Tür an Tür – nicht anonym, sondern als Gemeinschaft, die vom Austausch lebt. Im Cusanushaus wird Vielfalt jeden Tag praktisch erlebt, über Sprachgrenzen hinweg entstehen Freundschaften und ein starkes Miteinander. Die bevorstehende Schließung dieses besonderen Wohnheims trifft viele der internationalen Bewohner hart.
Das Cusanushaus in Saarbrücken ist ein Ort, an dem Vielfalt nicht nur ein Schlagwort ist, sondern täglich gelebt wird. Das internationale Studierendenwohnheim ist seit Jahren ein Zuhause auf Zeit für junge Menschen aus über 30 Nationen. Der Alltag dort ist geprägt von Begegnungen, Offenheit und dem gegenseitigen Lernen.
Mehr als ein Dach über dem Kopf
Im sechsten Stock lebt Fredy Mbonda. Er ist aus Kamerun und für ein Studium nach Deutschland gekommen. „Das multikulturelle Miteinander im Wohnheim ist keine Herausforderung, sondern eine große Bereicherung“, sagt er. Die Mitbewohner seien sehr offen, man könne über alles sprechen – es gebe keine Themen, die ausgeklammert würden.
Ein paar Türen weiter wohnt Selvyn Allotey aus Ghana. Für ihn ist das Cusanushaus weit mehr als nur eine Unterkunft. Es biete die Möglichkeit, auch außerhalb der Universität zu lernen – etwa im sprachlichen Austausch mit den Mitbewohnern. So habe er etwa Deutsch und Französisch gelernt, da viele der französischsprachigen Afrikaner nur wenig Englisch sprechen. Um sich zu verständigen, müsse man sich auf eine gemeinsame Sprache einigen.
Eine Etage tiefer öffnet Zain Khalil aus Pakistan die Tür. Auch für ihn ist das Cusanushaus mehr als nur ein Ort zum Wohnen. „Das Leben hier ist eine echte Gemeinschaft. Besonders Neuankömmlingen hilft es, schnell Anschluss zu finden“, meint Zain, denn oft begegne man dabei auch Menschen aus dem eigenen Herkunftsland, die Unterstützung bieten könnten.
Drohende Schließung sorgt für Unsicherheit
Doch das Leben im Cusanushaus hat ein Verfallsdatum: Das Wohnheim soll bald geschlossen werden. Alle 140 Bewohnerinnen und Bewohner müssen bis zum 30. September ausziehen – für Zain ein Grund zur Sorge. Es sei nicht einfach, in Deutschland eine neue Wohnung zu finden, erklärt er. „Man muss sich online bewerben, doch nicht immer bekommt man eine Rückmeldung. Die Nachfrage ist groß und die Zeit oft knapp.“ Das erschwere die Wohnungssuche zusätzlich.
Das Housing Office der Universität des Saarlandes unterstützt die Studierenden bei der Suche nach neuen Wohnungen. Sie haben eine Webseite eingerichtet, auf der sich die Studierenden anmelden können, um Wohnungsangebote zu finden. Auch das Cusanushaus selbst versucht, die Studierenden bei der Suche nach Alternativen zu unterstützen.
Der Leiter des Hauses, Markus Geiger, bleibt trotz der schwierigen Lage optimistisch. Er hofft, dass alle schnell eine neue Unterkunft finden. Dennoch ist ihm bewusst, dass es viele Hürden gibt. Oft erfüllen die Bewohnerinnen und Bewohner nicht die gängigen Vermittlungskriterien, haben keine Schufa-Auskunft und keine Eltern, die eine Bürgschaft übernehmen können. Viele von ihnen haben zudem nur ein geringes Budget zur Verfügung. „Wir nutzen die Kontakte, die wir haben – etwa zu Immobiliengruppen oder zur WOGE, um unsere Studierenden zu vermitteln“, sagt Geiger. Gleichzeitig räumt er ein: „Ich mache mir ein bisschen Sorgen, ob wirklich alle unterkommen.“
Ein Ort, der Spuren hinterlässt
Gerade weil das Cusanushaus für viele mehr war als nur ein Dach über dem Kopf, wiegt der bevorstehende Abschied umso schwerer. Nach dem Besuch im Cusanushaus bleibt der Eindruck, dass dieser Ort für viele Bewohnerinnen und Bewohner etwas ganz Besonderes ist. Hier treffen sich Menschen aus aller Welt, teilen ihren Alltag und lernen voneinander. Einen solchen Ort wird man nicht so leicht ein zweites Mal finden.
Über dieses Thema hat auch SR info im SR Fernsehen vom 27.05.2025 berichtet.