LSVS Informationstafel  (Foto: SR)

LSVS: Gelder für Schulsport-Förderung zweckentfremdet?

Thomas Gerber / Onlinefassung: Rebecca Kaiser   09.07.2018 | 07:55 Uhr

Nach der Hausdurchsuchung des LSVS-Präsidiumsmitglieds Lothar Altmeyer sind nun weitere Einzelheiten bekannt geworden. Demnach sollen Saartoto-Gelder, die eigentlich für die sportliche Förderung am Rotenbühl Gymnasium vorgesehen waren, zweckentfremdet worden sein. Gegen Altmeyer läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue im Rahmen der Geburtstagfeier von Klaus Bouillon (CDU).

Seit 2003 wird das Gymnasium am Rotenbühl von Saartoto mit 20.000 Euro pro Jahr finanziell unterstützt. Das Geld soll laut Aufsichtsratsbeschluss genutzt werden, um Talente optimal auf Spitzenleistungen vorzubereiten. Laut Durchsuchungsbeschluss soll Altmeyer einen Teil des Geldes aber für andere - nicht sportliche - Zwecke verwendet haben.

Es geht um die Nutzung eines Dienstwagens, um Doppelabrechnungen, eine Reise in die USA, den Kauf von fünf Tablets und Fachliteratur aus Fächern, die Altmeyer unterrichtet. Im Rahmen der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen waren bereits Mitte Juni Altmeyers Dienst- und Privaträume durchsucht worden.

Verteidiger beteuert ordnungsgemäße Verwendung

Saartoto weist die Kontroll-Verantwortung von sich, dies sei Sache des LSVS, auf dessen Konto das Geld überwiesen werde. Altmeyers Verteidiger, Joachim Giring, stellte hingegen Altmeyers Verdienste heraus: Mit sechs Olympioniken, 69 Teilnehmern an Welt- und Europameisterschaften sowie 120 Bundeskader-Athleten sei die Schule ein Aushängeschild des Saarlandes.

Es gebe keine Untreue, die Totogelder seien ausschließlich für die "Ausstattung, Ausbildung, Betreuung und Förderung der Schüler des Sportzweigs" eingesetzt worden. Das Geld sei bestimmungsgemäß verwandt worden, "um Spitzenleistungen im Sport möglich zu machen." Ob das auch für die Fachliteratur über den Alltag im Mittelalter, Napoleon oder Columbus gilt, müssen nun die Ermittlungen klären. Ein direkter Zusammenhang zu sportlichen Höchstleistungen scheint zunächst mal nicht ersichtlich.

Entscheidungen in Ermittlungen zu Feier erwartet

Rund um die Ermittlungen zu Bouillons Geburtstagsfeier werden in dieser Woche weitere Entscheidungen der Staatsanwaltschaft erwartet. Die fünf Präsidiumsmitglieder, die neben Ex-Präsident Klaus Meiser (CDU) und dem SPD-Landtagsabgeordneten Eugen Roth an dem Sponsoringbeschluss beteiligt waren, müssen mit einem Strafbefehl oder gar einer Anklage zum Landgericht rechnen.

Gegen Meiser hat die Staatsanwaltschaft bereits Anklage erhoben, da er die teilweise Kostenübernahme durch den LSVS angeregt hatte. Roth hat eine Geldstrafe von insgesamt 7500 Euro bezahlt. Der SPD-Politiker und Gewerkschaftsfunktionär hatte Fehler eingeräumt und an der Aufklärung der Unregelmäßigkeiten mitgewirkt. Deshalb wurde gegen ihn eine relativ milde Strafe verhängt. Mit 50 Tagessätzen à 150 Euro ist er nach wie vor nicht vorbestraft.

Ermittlungen dauern wohl bis Ende des Jahres

Gegen Bouillon selbst war nie ermittelt worden. Er hat die Kosten für seinen siebzigsten Geburtstag inzwischen komplett übernommen. Nachdem ihm zunächst lediglich 6500 Euro berechnet worden waren, soll der CDU-Politiker nach SR-Informationen rund 8000 Euro nachgezahlt haben.

Wegen des Millionenfinanzlochs beim LSVS laufen zudem gegen alle acht Präsidiumsmitglieder Ermittlungen wegen des Verdachts der Haushaltsuntreue. Diese dürften sich mindestens bis Ende des Jahres hinziehen. Dann sollen die Ergebnisse des 400.000 Euro teuren Gutachtens eines renommierten Wirtschaftsforensikers vorliegen, der das Finanzgebaren des Sportverbands untersucht.


Dossier
Die Finanzaffäre beim LSVS
Der Landessportverband für das Saarland (LSVS) ist von einer Finanzaffäre betroffen. Seit Bekanntwerden im Dezember 2017 dringen immer mehr Details an die Öffentlichkeit. Wir zeichnen die bisherige Entwicklung nach.

Über dieses Thema wurde in den Hörfunknachrichten vom 09.07.2018 berichtet.

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