Zeitzeugen sprechen im U-Ausschuss zum Fall Yeboah von "Gefühl der Angst"
Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zu den rassistischen Anschlägen im Saarland der 1990er Jahre hat am Dienstag seine Beweisaufnahme gestartet. Insgesamt waren zehn Zeugen geladen – Historiker, Journalisten sowie Beobachter der damaligen rechten Szene.
Es waren eindrückliche Szenen, die vor allem die Zeitzeugen zu berichten hatten. Von einem "Gefühl der Angst" war die Rede, Baseballschlägerjahren, Verfolgungsjagden durch die Stadt.
Keiner der Befragten, die sich Ende der 1980er, Anfang der 1990er in Saarlouis bewegten, wollten einen Zweifel daran lassen, dass die Saarlouiser Naziszene im Stadtbild nicht nur präsent war, sondern auch gegen alle brutal vorging, die nicht in ihr Weltbild passten. Und: Dass sich Stadt und Polizei dafür – so die Aussagen – nicht interessiert hätten.
Das gesellschaftliche, politische und soziale Klima solle mit den Befragungen erfasst werden, erklärte die Ausschuss-Vorsitzende Kaya Karadag von der SPD zu Beginn der Sitzung. Darüber hinaus auch eine historische Einordnung erfolgen.
Akten des Verfassungsschutz nötig für Aufarbeitung
Die lieferte vor allem der Leiter des Saarbrücker Stadtarchivs, Hans-Christian Herrmann. Damals sei die Brutalität des Strukturwandels im Saarland sehr deutlich geworden: Hohe Arbeitslosigkeit, eine orientierungslose Jugend, ein massiver Anstieg von Asylbewerbern im Land. Nährboden für rechtes Gedankengut, das sich quer durch die Gesellschaft zog.
Herrmann betonte aber auch, dass für eine ordentliche Aufarbeitung dringend die Akten des saarländischen Landesamtes für Verfassungsschutz aus diesem Zeitraum notwendig seien. Die seien beantragt, hieß es dazu aus dem Ausschuss.
Zahlreiche Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte
Neben der Brandstiftung in einer Asylbewerberunterkunft in Fraulautern, bei der der ghanaische Flüchtling Samuel Yeboah 1991 getötet worden war, hatte es im Raum Saarlouis zahlreiche weitere Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte gegeben – unter anderem in Saarwellingen, Wallerfangen und Schwarzenholz.
Der U-Ausschuss soll klären, wie es zu den zahlreichen Anschlägen kommen konnte und warum diese jahrzehntelang nicht als rassistisch motiviert eingestuft worden waren. Dabei sollen auch die Rolle der damals politisch Verantwortlichen sowie mögliche Fehler von Polizei und Verfassungsschutz untersucht werden.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 18.06.2024 berichtet.