Moor am Homburger Königsbruch (Foto: SR/Max Zettler)

Wie Moore zum Klimaschutz beitragen

Lisa Christl   06.06.2023 | 10:53 Uhr

Moore beherbergen seltene Pflanzen sowie Tiere und binden enorme Mengen CO2 in Form von Kohlenstoff. Deshalb gelten sie im Kampf gegen die Erderwärmung als wichtiger Faktor. In der Vergangenheit mussten sie in Deutschland aber dem Wald und der Landwirtschaft Platz machen. Vielerorts werden sie wiedervernässt.

Mit Mooren verbinden viele Menschen Gruselgeschichten, mystische Gestalten und gefährliche Orte. Dabei können Moore auch zum Klimaschutz beitragen. Einer, der bei Mooren sofort an Klimaschutz denkt, ist Jochen Weidler. Der Saarländer engagiert sich über den Verein Bergwaldprojekt e.V. seit über elf Jahren ehrenamtlich für den Schutz und die Renaturierung von Moorlandschaften.

Moore als Klimaschützer - wie funktionierts?
Video [SR Fernsehen, (c) Lisa-Marie Christl, 06.06.2023, Länge: 04:13 Min.]
Moore als Klimaschützer - wie funktionierts?

Er steht auf einem Baumstumpf mitten im Moor und ist begeistert: „Ich wusste nicht, dass es in der Nähe Moore gibt. Das wollte ich dann einfach mal sehen und habe bei einer Projektwoche mitgemacht und war fasziniert vom Hunsrück Nationalpark und seinen Landschaftsformen.“

Vom Wald zum Moor

Jochen Weidler ist eigentlich Motion-Designer und damit hauptberuflich im Bereich Film und Animation tätig. Jedes Jahr nimmt er sich bis zu drei Wochen Zeit für den Moorschutz - zuletzt bei der Wiedervernässung des Thranenbruchs im Hunsrück Nationalpark. Das Moor war über Jahrhunderte und durch menschliches Einwirken zu einem Wald geworden und damit trockengelegt.

Ab 2015 wurde das Gebiet renaturiert, um das ursprüngliche Landschaftsbild wiederherzustellen. Dafür musste der Wald weichen: Fichten wurden entnommen, Wassergräben geschaufelt und Torfmoos eingepflanzt.

Seit letztem Jahr ist das Projekt beendet und der Thranenbruch kann sich selbst überlassen bleiben. Jochen Weidler ist zum ersten Mal wieder dort: „Das hat sich extrem verändert. Der Boden ist viel nasser und es haben sich überall Binsen und Torfmoos ausgebreitet. Es hat offensichtlich funktioniert.“

Renaturierung der Moore
Audio [SR 3, Lisa Christl, 06.06.2023, Länge: 02:42 Min.]
Renaturierung der Moore

Ein lebendiger Lebensraum

Vor Ort trifft er Roland Schmitt, Ranger im Nationalpark. Auch er war am Projekt beteiligt. Gemeinsam begehen sie das über 70 Hektar große Gelände und achten auf jeden Schritt, denn immer mehr kehrt das Moor in seinen ursprünglichen Zustand zurück.

Damit bietet das Moor auch immer mehr Lebensraum für eine einzigarte Tier- und Pflanzenwelt. Roland Schmitt erklärt: „Hier war vorher eine Fichten-Wüste. Jetzt kommen die Vögel, Beutegreifer und Bodenlebewesen wieder. Und wenn es nasser wird, kommen natürlich auch Frösche, Eidechsen, Feuersalamander und so weiter.“

Moore für den Klimaschutz

Ortswechsel: In Homburg wollen Naturschützer den „Königsbruch“ wiedervernässen, das größte zusammenhängende Moor im Saarland. Mitten im Moorgebiet liegt aber ein Campingplatz und das führt zu Diskussionen, noch ist aber nichts entschieden.

Am aktuell noch trockenen Königsbruch treffen wir Hermann Jungkunst, Professor für Geo-Ökologie. Er erklärt, dass die Pflanzen CO2 aufnehmen und in organische Substanz umwandeln. Diese organische Substanz komme in den Boden. Und wenn dort, wie in Mooren, Sauerstoffmangel herrscht, wird mehr als in anderen Ökosystemen und Böden, Kohlenstoff gespeichert.

Je stärker ein Moor aber trockengelegt wird, desto höher sind die freigesetzten Emissionen. Wird ein zerstörtes Moor also renaturiert, nimmt es langfristig mehr Kohlenstoff auf, als es Emissionen abgibt. Dieser Prozess dauert bis zu zehn Jahre, meint der Professor für Geo-Ökologie. 

Mehr Moorschutz für das Klima

Moore können also zum Klimaschutz beitragen. Und obwohl sie nur fünf Prozent der Landfläche ausmachen, nehmen sie viel mehr Kohlenstoff auf als etwa Wälder. Die Bundesregierung will Moore deshalb besser schützen und möglichst viele Flächen wiedervernässen.

Für dieses Vorhaben braucht es dann noch mehr helfende Hände wie die von Jochen Weidler, er empfiehlt die Projektarbeit in jedem Fall weiter: „Zum einen ist es der Umweltschutzgedanke. Zum anderen ist es eine wundervolle Form von Urlaub.“

Für Jochen Weidler sind Moore also alles andere als gefährliche Orte aus vergangenen Zeiten. Ihm geht es um den Spaß am Klimaschutz - und um die Zukunft.

Über dieses Thema berichtet auch in die Sendung "Wir im Saarland - Service" am 06.06.2023.


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