Collage: Anke Rehlinger und Tobias Hans Collage (Foto: picture alliance / SvenSimon | Malte Ossowski/SVEN SIMON, picture alliance / Flashpic | Jens Krick)

SPD sieht "Riesenerfolg", Union mit "bitteren Verlusten"

  26.09.2021 | 21:42 Uhr

Nach den aktuellsten Hochrechnungen stehen Union und SPD bei der Bundestagswahl 2021 vor einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Union stürzt auf ein Rekordtief, die SPD legt deutlich zu und liegt derzeit knapp vorne. Noch ist unklar, wer stärkste Kraft wird. Die Grünen liegen derzeit auf Platz 3 vor der FDP. Die AfD verliert leicht. Die Linkspartei muss zittern. Hier finden Sie die saarländischen Reaktionen.

Bei der Bundestagswahl 2021 zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Union und der SPD ab. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sprach von "bitteren Verlusten", die die Partei haben hinnehmen müssen. Er hält es jedoch für möglich, dass die Union am Ende des Wahlabends noch vorne liegen könnte.

Die Union werde Anspruch erheben, die nächste Bundesregierung zu bilden. "Das Wahlziel 'rot-rot-grün' zu verhindern, ist aufgegangen", so Hans. In einem Jamaika-Bündnis sieht er eine Zukunftsoption für Deutschland.

Peter Altmaier (CDU) in der Berliner CDU-Parteizentrale (Foto: SR)
Peter Altmaier (CDU) in der Berliner CDU-Parteizentrale

"Wir sind natürlich traurig, dass wir auf Bundesebene sehr viele Stimmen verloren haben, zum Teil an die Grünen, zum Teil an die SPD", sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Die Union sei trotzdem mit der SPD praktisch gleichauf. Das Ergebnis zeige deshalb auch, dass die Bürgerinnen und Bürger keine Linke-Regierung in Deutschland wollen. Das zeige auch das schwache Ergebnis der Linkspartei.

Die frühere saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer sprach von einer "irren Aufholjagd" der Union. Es sei klar gewesen, dass es eine schwierige Wahl werde, weil die Partei keine amtierende Kanzlerin mehr habe, die mit in den Wahlkampf ziehe.

Bouillon sieht klare Niederlage

Der saarländische Innenminister Klaus Bouillon (CDU) sieht in dem Ergebnis hingegen eine "klare Niederlage" für seine Partei. "Wir haben acht Prozent verloren. Das wird durchaus eine Katastrophe."

Dass die Sozialdemokraten derzeit in allen vier Wahlkreisen im Saarland vorne liegen, erklärt CDU-Politikerin Nadine Schön damit, dass die Grünen-Landesliste im Saarland gefehlt habe. Die Wähler hätten ihr Kreuz "im gleichen Spektrum" gemacht.

Saar-SPD hält Ampel für Option

"Wir sind diejenigen, die am meisten dazu gewonnen haben", sagte Außenminister Heiko Maas (SPD), der im Wahlkreis Saarlouis als Direktkandidat angetreten ist. Die SPD nehme den Auftrag an, der in diesem Ergebnis stecke. Er sieht darin einen klaren Regierungsauftrag für Olaf Scholz. "Die SPD wird in Gesprächen zur Regierungsbildung auftreten als die Partei, die die Wahl gewonnen hat." 

Heiko Maas (SPD) in der Berliner SPD-Parteizentrale (Foto: SR)
Heiko Maas (SPD) in der Berliner SPD-Parteizentrale

"Die Sozialdemokratie ist wieder da, stärker, als man das vielleicht vermutet hat", so die Vorsitzende der Saar-SPD Anke Rehlinger. Wenn es der Partei gelänge alle vier Wahlkreismandate zu gewinnen, dann sei das ein "Erdrutsch-Sieg" für die Saar-SPD.

SPD-Fraktionschef Ulrich Commerçon sieht ebenfalls einen "Riesenerfolg" für die SPD. "Wir haben es geschafft, mit Olaf Scholz und der SPD dafür zu sorgen, dass die SPD wieder stärkste Kraft in Deutschland wird." Er glaubt, dass die SPD im Saarland die Nase deutlich vor der CDU haben werde und in allen Wahlkreisen gute Chancen habe, sie direkt zu gewinnen.

Saar-Grüne sehen gutes Ergebnis

"Es ist für uns Grüne im Saarland absolut nicht das, was wir uns gewünscht haben", so Jeanne Dillschneider, Sprecherin der Grünen Jugend im Saarland. Für die Wählerinnen und Wähler im Saarland sei es ein großer Verlust, dass sie ihre Stimme nicht den Grünen schenken konnten. In Bezug auf den Bund sprach Dillschneider von einem guten Ergebnis.

Jeanne Dillschneider (Grüne) im SR-Wahlstudio (Foto: Jennifer Weyland)
Jeanne Dillschneider (Grüne) im SR-Wahlstudio

Aufgrund der Umfrage hätte die Partei sich zwar größere Hoffnungen gemacht. "Trotzdem darf man nicht vergessen, dass es ein wirklich sehr gutes Ergebnis im Vergleich zu 2017 ist". Die Partei habe vor allem mit den Themen Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit gepunktet.

FDP spricht von herausragendem Ergebnis

Nach Worten des FDP-Landesvorsitzenden Oliver Luksic hat die Partei ein herausragendes Ergebnis eingefahren. Die Partei habe zum zweiten Mal hintereinander ein zweistelliges Ergebnis erreicht. Weder für die Union noch für die SPD sieht er einen klaren Wählerauftrag. Die FDP werde deshalb sehr offen in Gespräche reingehen.

Oliver Luksic im Studio (Foto: Jennifer Weyland)
Oliver Luksic im Studio

"Wir haben eine große Zustimmung gefunden und sind auch als eigenständige liberale Kraft wahrgenommen worden", sagte die Vizechefin der Saar-FDP Angelika Hießerich-Peter. Sie will sich derzeit noch nicht auf eine Koalitionsrichtung festlegen.

Der Parteichef der FDP, Christian Lindner, kündigte im ZDF an, mit allen demokratischen Parteien verhandeln zu wollen. Die größten inhaltlichen Übereinstimmungen sieht er aber bei einer Jamaika-Koalition. Lindner schloss nicht aus, dass die Koalitionsverhandlungen wie vor vier Jahren erneut platzen könnten. Aber wenn Gutes bewirkt werden könne, dürfe man die Regierung des Landes nicht anderen überlassen.

Linke muss zittern

Die Linken müssen derzeit noch um den Einzug in den Bundestag zittern. Der Spitzenkandidat der saarländischen Linken, Thomas Lutze, erklärte, er sei sich noch nicht sicher, ob die Partei die Fünf-Prozent-Hürde schaffen würde. Aber er sei davon überzeugt, dass die Linkspartei einen Platz im Bundestag brauche.

Thomas Lutze im Studio (Foto: Jennifer Weyland)
Thomas Lutze im Studio

Als Grund für das schwache Ergebnis der Partei nannte er den medialen Dreikampf zwischen den drei Kanzlerkandidaten. Dadurch sei die Linkspartei ein bisschen unter die Räder geraten. Die Partei habe sich aber auch zu wenig auf ihre Kernthemen konzentriert.

Die stellvertretende Parteivorsitzende, Barbara Spaniol glaubt noch an den Einzug in den Bundestag. "Es war schwierig als kleinere Partei. Man wird sehr stark zerrieben." Auch sie glaubt, dass die Partei es versäumt habe, sich stärker auf die Inhalte und Kernthemen zu fokussieren. Dazu gehöre etwa soziale Gerechtigkeit.

Nach der Wahl müsse man schauen, wo die Fehler gelegen hätten, sagte der saarländische Linken-Landtagsabgeordnete Dennis Lander. "Auch hier im Saarland gab es natürlich Verfehlungen, die sich sicherlich auch auf das Wahlergebnis ausgewirkt haben."

Streit bei Saar-AfD kein Grund für schlechteres Ergebnis

Die AfD habe sich leicht verschlechtert, so Lutz Hecker von der saarländischen AfD. Dafür gebe es viele Gründe. "Nichtsdestotrotz ist es ein Ergebnis mit dem wir sehr gut leben können und auch leben müssen." Hecker glaubt nicht, dass der parteiinterne Streit in der Saar-AfD Einfluss auf das Wahlergebnis hatte. "Im Saarland war das natürlich eine Situation, die uns massiv behindert hat, aber auf Bundesebene glaube ich das nicht."

Dr. Christian Wirth (AfD) auf der Wahlparty der Saar-AfD (Foto: SR)
Dr. Christian Wirth (AfD) auf der Wahlparty der Saar-AfD

Christian Wirth, AfD-Direktkandidat im Wahlkreis Homburg,  zeigte sich zufrieden, dass die AfD weiterhin im Bundestag bleibt. "Es ist oft einfacher aufzusteigen, als die Klasse zu halten. Wir haben die Klasse souverän gehalten, obwohl uns die anderen rauskegeln wollten."

Die AfD werde ihre Arbeit als einzige Oppositionspartei machen. "Wir werden ihnen sehr viel Arbeit machen und irgendwann werden sie darum betteln, mit uns in die Koalition zu gehen."



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