Die Saarlodris und der Schneemann (Foto: SR)

Die Saarlodris & Co.

  22.12.2022 | 12:24 Uhr

Von Axel Buchholz

Saarlodris – es gibt im ganzen Saarland, ja auf der ganzen Welt nur eine Familie, die so heißt: Aber die hat’s dafür wirklich in sich. Das fängt schon an beim Namen, geht weiter mit ihrer hierzulande kaum zu übertreffenden Beliebtheit und ihrem großen beruflichen Erfolg im Fernsehen – bis hin zum Weltrekord eines Familienmitglieds, mit dem die Saarlodris locker alle ihre Zunftkollegen in den Schatten stellen.

Ihren Namen bekamen die Saarlodris von Fernsehzuschauern. Er entstand durch einen Namenswettbewerb des „aktuellen berichts“, der regionalen aktuellen Fernsehsendung des Saarländischen Rundfunks. Der erste Namensteil erklärt sich leicht: Die SAARlodris sind mit Herz und Seele Saarländer. Die zweite Worthälfte LODRIS stammt vermutlich aus dem Wort „Hallodris“. Das sind spitzbübisch-schelmische Lebenskünstler, die’s gern leicht und locker angehen lassen. Positiv verstanden. Aber wie anders auch könnte man das an der Saar? 
Hat da ein spitzbübisch-selbstironischer Namenseinsender vielleicht gedacht: So sind wir an der Saar, also soll die typisch saarländische Familie „grad so“ auch heißen? Und hat er es mit dieser saarländischen Selbstcharakterisierung vielleicht so gut getroffen, dass sich viele Saarländerinnen und Saarländer in dieser Namensschöpfung wiederfinden?  
Jedenfalls war der Name Saarlodris bald in aller Munde und die kleine grüne Comic-Familie aus dem Programm des Saarländischen Rundfunks sehr populär. Und das ist nun schon seit rund vier Jahrzehnten so.

Ihre Laufbahn begannen die Saarlodris im Fernsehprogramm des Werbefunks Saar – als „Werbetrenner“. Diese nüchtern-distanzierte Bezeichnung beschrieb ihren Daseinszweck und Sendeplatz zugleich. Zwischen SR-Programm und einem Werbeblock und zwischen zwei Werbeblöcken sollten sie für einen unterhaltenden Programmakzent mit hohem Wiedererkennungswert sorgen. Das machte die kleine Comic-Familie so gut, dass sie schnell sehr beliebt wurde. Die kleinen gezeichneten Trickfilm-Episoden aus dem Saarlodri-Familienalltag waren bald ein attraktiver Programminhalt geworden, der dem Werbefernsehen zusätzliche Zuschauer einbrachte. Mehr noch: Von „Werbetrennern“ hatten sich die Saarlodris zu einem Markenzeichen des SR-Vorabendprogramms entwickelt.

Schlossgespenst Kunibert. (Foto: WFS/K. P. Weber)
Der erste „Werbetrenner“ im SR-Werbefernsehen: Schlossgeist Kunibert.

Bei allem Ruhm allerdings können die Saarlodris nicht beanspruchen, Vorreiter ihrer Zunft an der Saar gewesen zu sein. Das war beim SR von 1959 bis 1971 zuerst der „Schlossgeist Kunibert“. Er wurde, wie es für einen Geist typisch ist, im wahren Leben nie gesichtet. Vor allem des Nachts trieb er sein (Un-)Wesen im Schloss Halberg wo tagsüber die SRler ihren Dienstgeschäften nachgehen. Dem Schlossgeist folgte bis 1983 „der kleine Ritter“. Beide waren – ganz im Trend der Zeit –Trickfilm-Figuren. Mit dem Schloss Halberg war ihr Wirkungskreis (und damit der Anreiz, sich mit ihnen zu identifizieren) vergleichsweise bescheiden. Das mag dazu beigetragen haben, dass sie ihren Arbeitsplatz verloren. Einer von beiden könnte aber heimlich überlebt haben: der Schlossgeist. Vielleicht lehrt der ja jetzt – als Schlossgespenst getarnt – im Saarbrücker Stadtschloss die Besucherkinder das Gruseln und vor allem die Schlossgeschichte. Vor diesem Publikum fühlt er sich bestimmt auch wohler. Die Zuschauer des Werberahmenprogramms waren dagegen der Geist- und Ritterzeit vermutlich zu sehr entwachsen.

Der „kleine Ritter“ und Schlossgespenst Kunibert. (Foto: WFS/K. P. Weber)
Der „kleine Ritter“ folgte als zweiter „Werbetrenner“ im SR-Werbefernsehen auf Schlossgeist Kunibert.

Das SR-Fernsehpublikum vermisste Ritter und Schlossgeist kaum. Da waren die neuen, kleinen grünen Wesen doch viel herziger und unterhaltsamer, da bot ihr „Familienleben“ doch viel mehr Möglichkeiten, sich mi ihnen zu identifizieren, waren ihre verschmitzte Art  und ihre munteren Sprüche doch viel saarländischer. Gespenster und Ritter gibt’s ja schließlich überall, wo Burgen und Schlösser zu finden sind.

Dass andrerseits die Saarlodris – im Saarland ganz und gar untypisch – statt mit Kittel oder Schaffbux mit Bananenblättern (nur sehr sparsam) bekleidet sind und die auch als Kopfschmuck tragen, verstörte offenbar niemanden. Im Gegenteil: Möglicherweise gab es den Saarlodris einen „exotischen Touch“, verfremdete sie zu einem ganz „besonderen Völkchen“ – als das man sich im Saarland ja auch gern versteht.

Die Saarlodri-Familie (Foto: SR)
Die komplette Familie der Saarlodris.

Und warum eigentlich kommen sie so ganz in Grün daher, die Saarlodris? Weil es im Saarland so viel Wald gibt, hieß es. Und sie ja schließlich auch am Fuße des Halbergs in einem Wäldchen leben sollen. Dass sie für eine gleichfarbige Partei Werbung machen sollten, ist jedenfalls auszuschließen. Die gab es noch nicht. Also umgekehrt: Waren die Saarlodris womöglich Vorreiter eines neuen Zeittrends? Im benachbarten Frankreich waren ja schon ziemlich zeitgleich „Die kleinen grünen (Strich-)Männchen“ des Comiczeichners Pat Mallet gesichtet worden …
Wie auch immer, die Saarlodris kamen im Saarland an – so sehr, dass sich sogar ihre Liebhaber recht schnell in einem eigenen Fanclub zusammentaten.

Die Zeichner der Saarlodris
Video [SR Fernsehen, (c) SR, 03.01.2023, Länge: 01:16 Min.]
Die Zeichner der Saarlodris
Gerhard Hahn, der Chef des Berliner Zeichentrick-Studios „Hahn Film“, skizzierte seine ersten Ideen für die Saarlodris. Seine Firma produzierte dann auch die kleinen Zeichentrick-Filme.

Ihrem Namen zum Trotz stand die Wiege der Saarlodris in Berlin und war in Wirklichkeit – wenig „heimelig“ – ein Bierdeckel. Gerhard Hahn, der Chef des Berliner Zeichentrick-Studios „Hahn Film“, skizzierte darauf seine ersten Ideen für die fiktionalen Wesen. Er gab ihnen als „Vater“, frei nach Goethe, „die Statur“. Seine Firma produzierte dann auch die kleinen Zeichentrick-Filme. Der SR-Werbefunk als „Mütterchen“ steuerte „die Frohnatur und Lust zu fabulieren“ bei, hauchte den Figuren mit den Drehbüchern und Synchronstimmen das Saarländische ein. Synchronisiert wurden die Saarlodri-Clips von Anfang an ebenfalls im Saarland bei Kurt Doll. Nicht weit entfernt von seinem Black rose-Studio in Einöd wohnten Cindy und Bert. Auch Dieter Thomas Heck, der Sänger Wolfgang de Benki („Do druff bin ich e bissje stolz“) und später der Ex-Scorpions-Schlagzeuger Herman Rarebell produzierten dort. Kein Wunder, dass sich die Saarlodris da wohl fühlten!

Im Black-rose-Studio von Kurt Doll in Einöd.  (Foto: SR)
Im Black-rose-Studio von Kurt Doll in Einöd wurden die Saarlodri-Clips vertont.

Als sie sich im November 1984 zum ersten Mal sehen ließen, war ihre Familie noch nicht komplett. Nur „de Babba“ gab‘s, „die Mamma“ und „de Klän“ (den Sohn). Fünf Jahre mussten sie warten bis sich noch „es Klän“ (das Töchterchen) ins Licht der Fernsehwelt wagte – und das gutbürgerliche Glück perfekt machte. Bruder „de Klän“ begrüßte sein Schwesterchen „es Klän“ ganz lieb mit einem Blümchen.

Schüchtern-verschämt lächelte „es Klän“ anfangs noch. Es konnte aber auch anders … Zum Anzeigen der gesamten „SRInfo“-Seite bitte anklicken.

Eines ihrer beliebtesten Kurzfilmchen war damit Vergangenheit: 
„Mir sin' die Saarlodris,
doh guggen 'er, ei joh,
die Mamma, de Babba
und ich bin ah' noch doh!“

Dafür gab es fortan mit „em Klän“ viel neuen Stoff für weitere Episoden. Überall in Deutschland würde sie sicher „die Klän“ genannt werden. Außer im Saarland halt, wo – nur im Dialekt – Zeitgenossinnen gern „neutralisiert“ werden – und seien sie noch so „klän“. 

Vornamen hatten die vier nicht, brauchten sie auch nicht: Einen „Babba“ oder eine „Mamma“ und was „Klänes“ gehörte damals (noch?) zum Bild einer typischen Familie an der Saar. Im Gegensatz zu so manch anderen Werbefiguren konnten sie sich aber bewegen und auch saarländisch „schwätze“. Was sie sagten, ließen sich die Drehbuchautoren einfallen. Einer von ihnen war Bert (Norbert Maria Berger, *12. 9. 1945; †14. 7. 2012) vom saarländischen Gesangsduo „Cindy und Bert“. Bert sprach auch „de Babba“. Cindy (Jutta Berger, *26. 1. 1948) übernahm die Rollen der „Mamma“ und der beiden „Klänen“.

Choraufnahmen für die Saarlodris. (Foto: SR)
Choraufnahmen für die Saarlodris.


Irgendwie müssen die beiden Sänger die Saarlodris angesteckt haben. Jedenfalls sangen die Saarlodris von Anfang an auch gern. Ihren Fans gefiel das sehr gut, und so mancher saarländische Chor oder Kindergarten machte dabei gern mit.

„Onkel Otto“ vom hr (Foto: HR)
„Ute Schnute Kasimir“ vom WDR (Foto: WDR)
Fernsee(h)hund „Onkel Otto“ des hr (oben) und die drei Fernseh-Kindern  „Ute Schnute Kasimir“ vom WDR.

Wenn die Saarlodris auch im Saarland an Beliebtheit kaum zu übertreffen waren, Konkurrenz gab es trotzdem mehr als genug. Überregional im Fernsehen waren die ZDF-„Mainzelmännchen“ schon 20 Jahre früher gesichtet worden und hatten sehr erfolgreich damit begonnen, Sympathie-Punkte zu sammeln. Von den Artgenossen in den ARD-Sendern waren im Saarland ab 1973 allenfalls die „Telemiezen“ vom damaligen Südwestfunk zu empfangen. Im Süddeutschen Rundfunk (SDR, Stuttgart) erfreute ab 1960 das „Pferdle“ (das Stuttgarter Wappentier) die Zuschauer, das dann im Team ab 1963 zusammen mit dem „Äffle“ zu großer Form auflief. Die Berliner hatten ab 1959 als Referenz an ihr Wappentier ein „Telebärchen“. Die Bremer Fernsehleute wählten ab 1981 nach dem Grimmschen Volksmärchen „Die Bremer Stadtmusikanten“. Der Hessische Rundfunk (weit weg von der See) punktet ab 1958 unverdrossen mit seinem Fernsee(h)hund „Onkel Otto“, hoch oben tatsächlich an der See ließ der Norddeutsche Rundfunk ab 1959 dafür sein „Sehpferdchen“ galoppieren, und der Westdeutsche Rundfunk brachte es mit den drei Fernseh-Kindern „Ute Schnute Kasimir“ auf stattliche 3.500 Folgen.  

Gegenseitig machten sich also die ARD-Werbefunk-Figuren keine Konkurrenz. Alle zusammen hatten sie dafür bundesweit umso mehr. Dafür sorgten viele große deutsche und internationale Firmen, die mit ihren Werbefiguren zum Teil Kultcharakter erreichten. Ob sie einen nun als lila Kuh auf grüner Weide zu Süßem verführen wollte, als nervenstarkes Männchen oder als knallharter Mann zum Rauchen, als „Frau“ zum holländischen Käse oder als „Herr“ zu Sicherheit durch Versicherung, als Tiger zum Tanken oder als Hirsch zum Trinken – es war (und teilweise ist) ihnen kein Entkommen.

Die kleine saarländische Familie der Saarlodris focht das offenbar nicht an. Sie gedieh trotz aller Konkurrenz zu regionalen Kultfiguren, zu saarländischen Maskottchen, wie zu lesen ist. Und es gab sie nicht nur zum Ansehen, sondern auch zum Anfassen – als putzige Spielfiguren.

Saarlodri-Figuren. (Foto: SR)
Die Saarlodri-Figuren gab es nur als kostenlose SR-Give-aways oder im Fanshop.
Saarlodri-Senfglas. (Foto: SR)
Saarlodri-Senfglas: Der sicher bekannteste Saarlodri-Artikel, der nicht vom Werbefunk-Saar oder dem SR kam. 
Malbuch mit Saarlodri-Motiven. (Foto: SR)
Ein Give-away des SR: Malbuch mit Saarlodri-Motiven.

Zuerst bekam man sie nur als Give-aways geschenkt, später konnte man sie im Fanshop des SR-Werbefernsehens auch kaufen. Inzwischen sind die Lager leer. „Merchandising“ nennt man das in der Werbesprache. Man steigert seine Bekannt- und Beliebtheit mit Verkaufsartikeln, ohne sie selbst (ganz) bezahlen zu müssen. Auch andere Firmen, die ihre Produkte mit der Werbefigur attraktiver machen wollen, kann man mit ins Boot nehmen. Das verwässert zwar deren Wert als ein eigenes Markenzeichen, steigert andrerseits aber noch einmal deren Bekanntheitswert – und bringt womöglich Geld in die eigene Kasse. Beim Werbefunk des kleinen SR konnte man das offenbar gut gebrauchen. So sah man die Saarlodris dann auf den Gläsern einer auch an der Saar erfolgreichen Senffirma. Heute sind sie zu beliebten Sammelobjekten mit „Marktwert“ geworden.

Auf welche Art und Weise auch immer, über die Jahre hinweg waren die Saarlodris nach und nach auf Trinkgläsern zu sehen, auf Tellern, T-Shirts und Trainingsanzügen, Kaffeebechern, auf Papierkörben, aufblasbaren Figuren und Bällen und – zumindest einmal – auf blanker Haut als Tattoo einer bekennenden Saarländerin.

Als die Saarlodris 1994 ihren zehnten Geburtstag feierten, hatten sie wohl den Höhepunkt ihrer Popularität und Beliebtheit erreicht. Sie – und ihre Fans – bekamen außer vielen lobenden Worten eine 30-minütige Videokassette geschenkt, in der Manfred Spoo durch die Höhepunkte ihres Zeichentrick-Lebens führt, erläutert, wie und wo ihre Episoden entstehen und sie bei Musikaufnahmen zeigt.

Manfred Spoo. (Foto: Reiner Oetinger)
SR-Moderator und Unterhaltungsredakteur Manfred Spoo.

Ihr anstrengendes Leben führten die Saarlodris auch nach den Geburtstagsfeierlichkeiten und dem Lesen der vielen Fanpost weiter. Ob im Trickfilm-Studio in Berlin, im Tonstudio im saarländischen Einöd, bei der Produktion all der Werbeartikel, ob bei Events oder als Models bei Modeschauen mit Fanartikeln und Saarlodri-Projektwochen in Kindergärten – sie blieben als Werbetrenner und Werbefiguren über die Jahre im Dauereinsatz. Gut denkbar, dass all dies auf Dauer zu viel des Guten geworden sein könnte, die Saarlodris sich bei alldem etwas übernommen haben. Jedenfalls war sogar beim SR selbst (ein wenig) Konkurrenz aufgetaucht. Da trompetete für den SR-Werbefunk der Elefant „Saari“ (der auch noch ähnlich hieß) auf Anzeigen und Werbebroschüren stolz die guten Einschaltquoten der Europawelle in alle Werbewelt. 

„Saari“. (Foto: SR)
„Saari“ – ein besserer SR-Verkünder für Erfolgsmeldungen?

Die Europawelle warb über Jahre für ihre Wohltätigkeitsaktion „Europawelle Saar hilft helfen“ zugunsten der SOS-Kinderdörfer mit einer eigenen heimeligen Puppen-Grafik (einige SRler nannten sie augenzwinkernd „Die Oma“).
Und mit dem Kinderfunk zusammen entdeckten die Macher der Europawelle für ein großes Kinderfest dann auch noch ein „Tierchen“, das sich bis dahin unerkannt im Bostalsee herumschlängelte: „Bosi, die Seeschlange.“ Sie kam bei den Kindern so gut an, dass sie später von SR 3 Saarlandwelle abgeworben wurde und dort weiterhin die Kinder erfreut.

Europawelle Saar hilf helfen: Gerd Arend und Manfred Sexauer. (Foto: Ferdi Hartung)
SR-Musikredakteur Gerd Arend und SR-Moderator Manfred Sexauer beim Sammeln von Spendengeldern für „Europawelle Saar hilft helfen“, im Hintergrund das Logo der Wohltätigkeitsaktion.

Im SR-Regionalfernsehen hatte in den 70er Jahren auch ein echter Vogel Karriere gemacht – ein Beo mit Namen „Coco“. Das verdankte er einem ebenfalls sehr beredten Artgenossen. Der erfreute die Gäste in einem „Relais Routiers“ irgendwo zwischen Metz und Saarbrücken. Der Autor dieser Zeilen nutzte das Restaurant für französische Fernfahrer für eine Pause. Im allgemeinen Stimmengewirr fiel ihm dort eine besonders laute und etwas krächzende Stimme auf. Sie kam von dem dort sehr beliebten Beo. An seinem Käfig wechselten sich die Fernfahrer ab, um ihm teilweise drastische Wortmeldungen zu entlocken – zur allgemeinen und auch seiner Freude.

Der Gedanke lag da nicht fern: Wenn der Vogel im Routiers als Alleinunterhalter glänzte, müsste das eigentlich auch in einem Radioprogramm klappen. Das tat es tatsächlich: im Rahmen des Wettbewerbs „Der sprechende Vogel“ auf der (damaligen) Europawelle Saar. Aus den zahlreichen Tonband-Einsendungen aus ganz Deutschland krönte schließlich die Jury den saarländischen Beo Coco. Zu seinen Fans zählten auch die Kollegen vom SR Fernsehen. Sie entlockten ihm dann auch vor der Fernsehkamera so manchen Spruch – zur anhaltenden Freude der Fernsehzuschauer.
Besonders punktete Coco mit dem Satz: „Was hasche dann, mei Knecht? Morje wersche gebaad …“

Für die Saarlodris war das alles zwar nicht bedrohlich, aber vielleicht doch ein kleiner Vorbote für Kommendes. Jedenfalls mussten sie hören, dass beim SR-Werbefunk über eine neue Identifikationsfigur nachgedacht werde. Und nach fast 25 Saarlodri-Jahren war dann 2008 schließlich ihre Zeit beim Werbefunk Saar beendet. Ein Jahr später konnten sie sich trotzdem noch über einen stolzen Platz drei bei einer bundesweiten (!) Internetabstimmung über Deutschlands beliebteste Reklamefiguren freuen, die vom Deutschen Werbemuseum Frankfurt und dem Deutschen Zeitungsmuseum Wadgassen initiiert worden war.

Aber nicht etwa, dass der SR-Werbefunk sie undankbar vorzeitig in Rente geschickt hätte! Nein, sie bekamen nur einen etwas ruhigeren Arbeitsplatz außerhalb des grellen Scheinwerferlichts – und teilweise eine neue Aufgabe. Nicht mehr als kommerzielle Werbefiguren für dies und jenes sollten sie sich verschleißen. Ganz allein für die Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Mutterunternehmens Saarländischer Rundfunk waren sie fortan als Symbol- und Identifikationsfiguren tätig.

Das hatten die vier Grünen vor allem dem Leiter der SR-Unternehmenskommunikation Peter Meyer zu verdanken, der ihre bisherige Arbeit sehr zu schätzen wusste – zumal der SR sich ja auch bis dahin mit keiner eigenen Symbol- und Identifikationsfigur präsentieren konnte.

Auf diese Weise dienten die Saarlodris nun dem SR und zeigten weiterhin, was sie können.
Die Saarlodris auf dem Titelbild der „SRinfo“ 12/84.

Um es kurz zu machen: Der Arbeitgeberwechsel schien den Saarlodris richtig gut zu tun. „Geläutert“ traten sie nun seriöser auf – und auch viel seltener. Dabei blieben sie munter und saarländisch-heimatverbunden wie eh und je und büßten von ihrer Beliebtheit nichts ein. Nun grüßten sie vor allem von SR-Publikationen.

Der SR-Unternehmenskommunikation indessen gefiel offenbar, wie die Saarlodris jetzt ihnen zur Hand gingen. Außerdem fand sie nach einiger Zeit wohl, dass die Saarlodris nun ausgeruht genug seien. Also setzte sie sich dafür ein, dass die vier wieder zurück ins Fernsehen kamen – aber jetzt als eigenständige Filmchen, eingestreut ins Programm des SR Fernsehens und nicht mehr als Werbetrenner. Am 17. 12. 2020 zeigten sie sich nach zwölf Jahren erstmals wieder – und das gleich im „aktuellen bericht“, der im Lande meistgesehenen Informationssendung.

Die neuen alten Saarlodris.  (Foto: SR)

Nicht nur, dass sie einfach „widda do“ waren, sie sahen nun wieder richtig jung aus – bei der Berliner Hahn Film AG „optisch runderneuert und zeitgemäß“, wie es hieß. Sie „siehn zwar e bissje annaschda aus wie frieja“ aber, saarländischen Dialekt (rheinfränkische Mundart) schwätzen sie weiterhin. Ihre Stimmen aber haben sich leicht verändert. Wer bei „der Mamma“ nun die von Verena Sierra (SR 1, SR Fernsehen) und bei „dem Babba“ die von Christian Job (SR 3 Saarlandwelle) wiederzuerkennen glaubt, der täuscht sich nicht. Die beiden Kinderstimmen spricht jetzt Celina Fries (SR Fernsehen).
Nach und nach sollen es erst einmal über 60 Spots mit den neuen Saarlodris im Programm des SR Fernsehens werden.

Die neuen Saarlodris
Video [SR Fernsehen, (c) SR, 03.01.2023, Länge: 01:23 Min.]
Die neuen Saarlodris
Am 17. Dezember 2020 kamen die vier Saarlodris optisch runderneuert zurück ins SR Fernsehen – aber jetzt nicht mehr als Werbetrenner.

Weiterhin zeigen sich die Saarlodris auf Broschüren und anderen Publikationen, auf SR-Plakaten, in Anzeigen des SR und auf öffentlichen SR-Veranstaltungen als Walking acts. Selbst als gesundheitsbewusste Mahner haben sich die vier Sympathieträger bewährt.

So nah die Saarlodris auch im Saarland gern allen sind – manchmal halten sogar sie etwas Abstand für besser.

Saarlodris als Ampelfrau und Ampelmann. (Foto: Jason Malter)
Wer dem SR mal einen Besuch abstattet, der trifft unten am Halberg die Ampel-Saarlodris.

In Saarbrücken haben sich die Saarlodris neuerdings auch als „Ampelmännchen“ bewährt. Dass man nun – je nachdem – dort geduldiger wartet oder freudiger losläuft, könnte ein Gerücht sein – aber zur Stimmungsaufhellung in der Alltagshektik tragen sie jedenfalls bei. 

Manchmal stößt man auch ganz unerwartet auf einen aus der Saarlodri-Familie, die offenbar über die Jahre nichts an Tatkraft eingebüßt hat. So fiel den Journalisten-Kollegen vom Internetportal „sol.de“ ein Saarlodri auf einem Post des amerikanischen Drummers „Questlove“ auf, mit dem der Erfolgsmusiker ein neues Buch per Instagram ankündigte. Darauf auch ein Saarlodri zu sehen. Wie er zu dieser weltweiten Ehre kam, wollen die Onliner nun herausfinden.

Einfacher ist diese Frage bei einer Saarlodri-Holzplastik zu beantworten. Der saarländische Holzbildhauer Jörg Hammermeister wollte was „typisch Saarländisches“ schaffen. Da blieb ihm ja nun kaum eine andere Wahl … Und der Skulptur kein anderer Standort als der Halberg!

Ach ja, Weltrekordler unter Ihresgleichen sind sie auch geworden, die Saarlodris: Der Saarastronaut Matthias Maurer nahm den Jubliäums-Saarlodri zum 60-jährigen Geburtstag des Senders mit auf die Weltraummission „Cosmic Kiss“. Womöglich als Dank dafür, dass er ihm schon bei den Vorbereitungen als Talisman zur Seite gestanden hatte. Rund 400 Kilometer über der Erde – das soll dem Jubi-Saarlodri erst mal einer seiner Zunftgenossen nachmachen!

Saarlodri im „Cosmic Kiss“. (Foto: SR)
Ganz klein kommt ganz hoch hinaus!  

Redaktion für den Arbeitskreis SR-Geschichte: Axel Buchholz; Illustration Burkhard Döring, Magdalena Hell, Axel Buchholz, Melanie Görgen; Layout und Gestaltung: Eva Röder; Standbilder/Videos: Sven Müller (Fernseh-Archiv); redaktionelle Mitarbeit/Recherche: Magdalena Hell, Monika Maile (SR-Werbefunk), Peter Meyer, Dieter Schmitt (beide SR-Unternehmenskommunikation).

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