Online oder im Laden? Was kommt auf Apotheken zu?

Wie sieht die Zukunft der saarländischen Apotheken aus?

Interview mit der Vorsitzenden des Apothekervereins

Moderation: Michael Friemel / Onlinefassung: Rebecca Lambert   18.08.2023 | 09:34 Uhr

Das E-Rezept ist da. Es soll vieles erleichtern. Darauf setzen vor allem auch die Onlineapotheken. Sie hoffen, damit die Ladenapotheken zu überholen. Und die klassischen Apotheken vor Ort werden tatsächlich immer weniger. Doch das habe andere Gründe, sagt Susanne Koch, Vorsitzende des saarländischen Apothekervereins.

Aktuell hat die klassische Ladenapotheke die Nase noch vorn. Die Onlineapotheken versuchen, über das E-Rezept einen größeren Kundenstamm zu erarbeiten. Da die Versandapotheken jedoch schon länger Rezepte beliefern würden, gehe sie nicht davon aus, dass es zu einem Umdenken bei den Kunden komme, sagt Koch.

Trotzdem steht es um die klassische Ladenapotheke nicht so gut. Die Zahl der klassischen Vor-Ort-Apotheken im Saarland geht zurück - so wie fast überall in Deutschland. Von Januar bis Juni seien allein in diesem Jahr über 200 Apotheken in Deutschland geschlossen worden. Hürden lägen im Gesundheitssystem und in der Bürokratie. Die Kosten seien enorm gestiegen, die Honorare für die Apotheken seien seit 2013 jedoch gleich geblieben. Es wäre schön, wenn der Bundesgesundheitsminister die Alarmsignale erkennen würde, sagt Koch.

E-Rezept

Der Bundesgesundheitsminister will jedoch zunächst erst mal das E-Rezept pushen. Beim E-Rezept gebe es drei Varianten, sagt Koch. Entweder drucke der Arzt ein Rezept mit QR-Code aus, der in der Apotheke gescannt würde, oder das Rezept würde auf die elektronische Gesundheitskarte gebucht und in der Apotheke ausgelesen. Die dritte Möglichkeit besteht darin, das Rezept per Mail oder per App zu senden.

Vorteile der klassischen Apotheke

Im direkten Vergleich steht die klassische Ladenapotheke der Versandapotheke in nichts nach. Punkten könne die Ladenapotheke mit Beratung, aber auch mit Verfügbarkeit, sagt Koch. Apotheken hätten eine Gemeinwohlpflicht, weswegen sie jeden Tag verfügbar seien. Und normalerweise könne ein Medikament innerhalb von zwei Stunden besorgt werden, wenn es nicht vorrätig sei.

Lieferengpässe

Der Medikamentenmangel des vergangenen Winters und Frühlings beeinträchtigte die Verfügbarkeit. Das führt dazu, dass Apotheken berechtigt sind, wirkstoffgleiche Medikamente auszutauschen, um Medikamentenengpässen Abhilfe zu schaffen. Trotzdem warnen Kinderärzte vor erneuten Lieferengpässen im Winter.

Ein Thema aus der Sendung "Guten Morgen" am 18.08.2023 auf SR 3 Saarlandwelle


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