Matthias Alexander Schmidt (Foto: Werner Feldmann)

Ist die Kirche noch zu retten?

Ein Kurzkommentar von Matthias Alexander Schmidt   28.06.2023 | 07:19 Uhr

Die katholische Kirche in Deutschland wird nach SR-Informationen Mittwochmittag die Austrittszahlen von 2022 bekannt geben. Es ist zu erwarten, dass noch mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten sind, als in den Jahren zuvor, besonders junge Erwachsene. Dazu ein Kommentar von Theologe Matthias Alexander Schmidt aus der SR-Redaktion "Kirche, Religion, Gesellschaft".

Was soll ich mit meinem Leben anfangen? Wie treffe ich in diesen unbeständigen Krisenzeiten Entscheidungen? Können wir die Klimakatastrophe noch aufhalten? Vor allem junge Menschen erwarten von der Kirche kaum noch Antworten auf ihre existenziellen, immer dringender werdenden Fragen und Ängste.

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Kurzkommentar: Ist die Kirche noch zu retten?
Audio [SR 3, Matthias Alexander Schmidt , 28.06.2023, Länge: 01:33 Min.]
Kurzkommentar: Ist die Kirche noch zu retten?

Bei den Kirchenaustrittszahlen bilden die 20 bis 40-Jährigen eine der größten Gruppen. Warum sollten sie, bei steigenden Lebenshaltungskosten, auch noch Kirchensteuer auf ihre oft zu niedrigen Gehälter in häufig befristeten Jobs zahlen?

Kaum spirituell-religiöse Formate

Auf die sozialpolitischen und globalen Krisen reagieren die Kirchen viel zu wenig im Sinne der jungen Generationen. Sie bieten auch kaum spirituell-religiöse Formate an, die jungen Leuten helfen könnten, mit der Überfülle an digitaler Information und Kommunikation und dem Chaos im Kopf klarzukommen. Auf Bedürfnisse wie Ruhe, Entspannung, spirituelle Tiefe und Orientierung wird quasi gar nicht reagiert.

Kein ausreichendes Bekenntnis

Denn nicht nur, aber besonders die katholische Kirche, ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, öffentlich unter anderem wahrnehmbar durch den Kölner Kardinal Woelki und andere hochrangige Kirchenvertreter. Sie alle scheinen im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs, auch im 13. Jahr nach dem sogenannten Missbrauchsskandal am Berliner Canisius-Kolleg nach wie vor ein zentrales christliches Thema nicht zu verstehen oder jedenfalls trotz hoher kirchlicher Moral-Ansprüche nicht danach zu handeln: Das Bekennen der eigenen Schuld, um Gerechtigkeit, Vergebung und Versöhnung zu ermöglichen. Wenn die Schuld gerichtsfest nachgewiesen werden kann, ist es zu spät.

Ein Kurzkommentar von Matthias Alexander Schmidt.


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Ein Thema am 28.06.23 auf SR 3 Saarlandwelle in der Sendung "Guten Morgen".

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