Die Burgruine Montclair (Foto: Patrick Wiermer)

Blick von der anderen Seite der Saarschleife

Das Burgmuseum Montclair

 

Wenn eine Wanderung an einer Burg endet, kann man auch Kinder für eine Wanderung begeistern. Ritterrüstungen, Schlossgespenst und Schwerter lassen das Mittelalter wieder an der Burg aufleben.

Maggi, Lyoner, Dibbelabbes: Wenn es etwas Ur-Saarländisches gibt, das im Rest der Republik bekannter ist als dieses Küchendreigestirn, dann wohl: die Saarschleife. Genau genommen der berühmte Blick von der Cloef auf diese imposante Flussbiegung.

Hörfunkbeitrag: Das Burgmuseum Montclair

Blick von der Burgruine Montclair auf die Saarschleife (Foto: Patrick Wiermer)

Der andere Blick

Weniger bekannt, aber nicht weniger spektakulär ist der Blick von der „anderen“ Seite. Von der Spitze der Burgruine Montclair kann man nicht nur den Menschen auf der Cloef zuschauen, wie sie sich vor der Saar- schleife zum Gruppenfoto aufbauen. Man kann auch gemütlich dem Schiffsverkehr nachschauen – und in Gedanken über Saar, Mosel und Rhein mitschippern. Und man kann auch einen Blick über die Grenze nach Frankreich wagen. Ein herrliches 360-Grad- Panorama.

Zum Panorama der Burg Montclair gehören auch ein paar Windräder in Grenznähe, die man von der Cloef nicht sieht. Sie stören allerdings die Naturidylle kaum. Vielmehr erinnern sie den Besucher auch daran, dass der Mensch hier in der sehr ursprünglich-urtümlichen Landschaft der Saarschleife immer wieder versucht hat, sich die Natur zu unterwerfen.

Burgruine Montclair  (Foto: Patrick Wiermer )
Burgruine Montclair (Patrick Wiermer)

Die Burg auf dem "mons clarus"

Davon zeugt auch die Burg, trotzig auf einem Felsen gebaut, dem "mons clarus", dem klaren Berg. Eine Lichtung im dichten Wald. Kelten und Römer hinterließen bereits ihre Spuren in dieser Gegend. Deren Geschichte erzählt auch das Museum der Burg. Zu erreichen ist die Burg nur zu Fuß. Egal, ob man sich dem Gemäuer – locker leicht – von oben, oder – eher sportlich (die Burgherren würden es wohl uneinnehmbar nennen) – von der Saarseite aus nähert. Den Weg säumen märchenhafte Laubwälder.

Wer die Montclair erobert hat und noch über Kraft verfügt, geht den Weg einfach weiter: Die wundervolle, aber recht anspruchsvolle Runde – die Saarschleifen-Tafeltour – führt über 15 Kilometer bergauf, bergab über die Cloef, Fährschifffahrt inklusive. Natürlich kann man aber auch an der Burg Montclair einfach so ein paar schöne Stunden verbringen.

Wandermagnet: Die Burggastronomie

„Ich wollte schon immer mal Burgherr sein. Heute habe ich zumindest die Schlüsselgewalt“. Peter Klein, Geschäftsführer der Saarschleifenland Tourismus GmbH, öffnet das Eisentor der Burgruine. Am frühen Vormittag ist die Ruine verlassen. Leise liegt sie da. Vögel, quietschende Türen, das Wummern der Holzbohlen unter den Füßen. Mehr nicht. „Richtig lebendig wird es hier erst ab elf Uhr, wenn die Burggastronomie öffnet. Da ist hier richtig was los, denn hier führen ein paar sehr schöne Wanderwege vorbei.“ Und die Wanderer zieht es dann offenbar vor allem in den Biergarten der Burggaststätte, wie sich wenig später zeigt. Die Ersten heute: eine Gruppe rüstiger Rentner aus Luxemburg. Sie setzt sich auf eine Bierbank und bestellt sich eine Runde Viez aus Merzig: fließender Übergang von der Tour zur Tafel.

Familienspaß mit Grusel und Kettenhemd

„Die Burgruine ist aber vor allem auch für Familien interessant“, sagt Klein. „Hier gibt es zum Beispiel jeden ersten Samstag im Monat Führungen mit dem Schlossgespenst Jakobine Clairchen. Ein bisschen Grusel gehört einfach zu jeder Burg.“

Jeden dritten Samstag im Monat während der Saison von April bis September können die Kinder das „Burgleben damals“ auch am eigenen Leib erfahren. „Bei den Aktionstagen Mittelalterliches r Klein und Gr dürfen die Kinder auch mal in eine Ritterrüstung steigen und ein Schwert tragen. Da merken die mal, wie schwer die Ritter früher schleppen mussten. Das ist Mittelalter zum Anfassen.“

Das Burgmuseum (Foto: Patrick Wiermer )
Das Burgmuseum (Patrick Wiermer )

Ein kleines Museum für die Epochen der Burggeschichte

Das Mittelalter zum Begreifen und Verstehen ist seit 2014 Ziel des Museums der Burg. In zwei Räumen gibt es eine kleine Sammlung von Funden, die bei Ausgrabungen in der Region gefunden wurden. Eine Handvoll Tonscherben aus der Römerzeit, drei keltische Lanzenspitzen, ein Paar mittelalterliche Steigbügel und Eisenschlüssel – ein wahrhaft kurzer Rundgang durch die Geschichte. „Wir wollten ein Museum, das auf keinen Fall überfrachtet ist. Es geht eher darum, sich spielerisch durch die verschiedenen Epochen der Burggeschichte zu navigieren“, sagt Klein.

Gespielt werden darf vor allem an einem beleuchteten Tisch in der Mitte des Hauptraumes. Dort ist eine Karte der Burgumgebung zu sehen. Dreht man ein Steuerrad auf Symbole, die verschiedenen Zeitalter der Burgbesiedlung repräsentieren, leuchten auf der Karte die Fundorte der einzelnen Ausstellungsstücke auf.

Ein Höhepunkt der Schau sind kunstvoll verzierte Siegel, die früher die so genannten Bullen verschlossen – sozusagen die Einschreiben des Mittelalters. Die Siegel zeigen das Selbstverständnis der Absender und die Wichtigkeit der Inhalte. Was aber genau in den Bullen stand, weiß man heute nicht mehr so genau.„Vielleicht ging es um die Erlaubnis des Kurfürsten, an dieser Stelle überhaupt eine Burg errichten zu können“, vermutet Klein.

In den Bullen könnten aber auch Hinweise auf andere Geschichten der Burg gestanden haben. Diese kann man in einem Buch nachschlagen, das sich neben den Siegeln befindet – und sich praktischerweise selbst vorliest. Zu hören ist dann etwa vom Zoff zwischen Jacob, der als raubender Ritter umherzog, und dem Kurfürsten Balduin, der in einer Belagerung der Burg und deren Schleifung endete. Das Ende von Alt-Mont- clair  im Jahr 1351. Zwar wurde die Burg 100 Jahre später wieder aufgebaut – allerdings 400 Jahre lang kaum genutzt, bis sie schließlich zerfiel.

Im 19. Jahrhundert wurde die Burg als Neu-Montclair wieder aufgebaut, um dann – der Kreislauf von Zerstörung und Wiederaufbau – im Zweiten Weltkrieg wieder zerbombt zu werden.

Im Inneren der Burg Montclair (Foto: Patrick Wiermer)
Im Inneren der Burg Montclair (Patrick Wiermer)

Fantasie ist schon gefragt

Den besten Blick auf die Geschichte der Burg hat man von oben. Über schmale Wendeltreppen geht es 22 Meter hoch auf eine Aussichtsplattform, die sich über das komplette Gemäuer zieht. Zu sehen sind die verschiedenen Etagen und natürlich der Burghof. Trotzdem braucht man recht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie es sich hier wohl früher gelebt hat. In den Mauern deuten sich die Löcher der Kamine, mit denen die zugigen Räume der Burg beheizt wurden, lediglich an.

Montclair - ein kulturtouristisches Ziel

Überhaupt wirkt die kleine Ruine Montclair manchmal so, als könnte sie vor dem Hintergrund der mächtigen Saarschleife, des tiefen Saartals und des im Osten beginnenden Hunsrück-Höhenzuges problemlos von der Natur verschluckt werden. Doch dagegen wehrt sich auch heute noch der Mensch: In die Burg wurde in den vergangenen 20 Jahren sehr viel öffentliches Geld investiert, um sie als wichtiges kulturtouristisches Ziel für die Region zu erschließen. Offenbar mit Erfolg: 10.000 Wanderer pro Jahr finden den Weg hierher – um auch mal den Blick von der anderen Seite zu genießen.

Patrick Wiermer


Kontakt:

Burg Montclair St. Gangolf
Parkplatz P1 66693 Mettlach
www.burg-montclair.de

Öffnungszeiten:

1. April bis 31. Oktober
Museum,  Türme,  Gastronomie:
täglich 11.00 – 18.00 Uhr,    
Ruhetag: Montag  (außer  Feiertag).

1. Nov. – 28./29. Februar
Türme, Gastronomie:
Samstag, Sonntag, Feiertag
11.00 – 16.00 Uhr,
Museum: geschlossen.

1. – 31. März:
Museum, Türme, Gastronomie:
Samstag, Sonntag, Feiertag
11.00 – 16.00 Uhr.
Gruppen & Schulklassen nach Voranmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten.

Eintritt:

März bis Oktober
Museum und Türme: 2 €
Gruppen ab 20 Personen: 1,50 € pro Person
Schulklassen: 30 €

Tipp:

Einkehrmöglichkeit:
Burggastronomie Montclair: www.burgmontclair.de

Anfahrt:

Von Saarbrücken oder Luxemburg über die A 8 nach Merzig, Abfahrt Besseringen. Danach auf die B 51 bis kurz vor Mettlach; auf der Anhöhe nach links abbiegen (Beschilderung beachten).

Von Trier kommend, fahren Sie die B 51 über Konz, Saarburg, Serrig nach Mettlach Richtung Merzig. Auf der Anhöhe liegt rechts direkt der Weg zum Waldparkplatz Montclair.

Danach etwa 30 Minuten Fußweg zur Burg. Zahlreiche Wanderwege führen zur Burg, darunter etwa die Saarschleifen- Tafeltour.



Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja