Der Setzfeldsee (Foto: Christian Mühl)

Rudern wie die Römer

An Bord der Lusoria Rhenana bei Germersheim

  27.07.2015 | 12:10 Uhr

Auf dem Setzfeldsee bei Germersheim kann man auf einem römischen Kriegsschiff fahren und ganz nebenbei erfährt man auch viel Wissenswertes über die Römer und ihr Leben. Man braucht aber gute Arme dafür...

Eine Reise 1700 Jahre zurück in die Vergangenheit. In die Zeit, zu der römische Holzschiffe über Donau und Rhein patrouillierten, um ihr Reich vor den Alemannen zu schützen. Dorthin führt die Fahrt mit der Lusoria Rhenana, einer der wenigen originalgetreuen Rekonstruktionen eines römischen Binnenkriegsschiffs des Typs Navis Lusoria.

Hörfunkbeitrag: An Bord der Lusoria Rhenana bei Germersheim

Die Lusoria Rhenana am Anleger (Foto: Wigand Schneiderheinze)

So schnell wird man zum römischen Legionär

Die Zeitreise beginnt schon am Anleger. „Wir befinden uns im Jahre 300 nach Christus, in der römischen Provinz Germania Superior, Obergermanien. Mit Eurem Zustieg habt ihr Euch zugleich zum Dienst in der römischen Legion verpflichtet“, erklärt Ralph Lehr, an diesem Tag Kommandant der Lusoria Rhenana und stellvertretender Vorsitzender des Vereins zur Förderung von Umweltbildung und römischer Geschichte e. V. Germersheim. Für 26 Jahre haben sich die römischen Legionäre damals verpflichtet. Die Bootstour auf dem Setzfeldsee im südpfälzischen Neupotz dauert allerdings nur zwei Stunden.

Die Riemen der Lusoria Rhenana (Foto: Wigand Schneiderheinze)
Die Riemen der Lusoria Rhenana (Foto: Wigand Schneiderheinze)

Hier sind starke Arme gefragt

Gute sechs Kilo wiegt ein Riemen, mit dem die „Neuzeitlegionäre“ das Schiff rudern sollen. Gar nicht so leicht, den Riemen überhaupt anzuheben. Guter Tipp vom Kommandanten: In der Ruheposition, also wenn das Ruder nicht im Wasser sein soll, es einfach unters Knie klemmen und so hochhalten. Dann drückt das Gewicht nicht so auf die Arme.

Eine kleine Einführung über die wichtigsten Regeln auf dem Schiff erleichtert das gemeinsame Rudern. Wichtig dabei ist: Der Kommandant führt das Kommando. „Mannschaft klar zum Ablegen?“, fragt Lehr. Ein kräftiges „Jo“ seiner Crew kommt als Bestätigung zurück.

Ausflug im Gleichtakt

Und somit kann es losgehen, raus auf den Setzfeldsee. Die ersten paar Schläge zählt Lehr die Gruppe noch ein: „Und eins, und zwei, und eins.“ Schnell ist der gemeinsame Takt gefunden, und die Ersten an Bord kommen mächtig ins Schwitzen. Das Fitness-Studio kann man sich an diesem Tag tatsächlich sparen, denn anstrengend ist es schon, das Rudern auf dem kleinen Setzfeldsee. Vor allem die Oberarme spürt man auch noch am Tag danach. Und das trotz der regelmäßigen Ruderpausen, die Kommandant Lehr seinen frischen Legionären an Bord der Lusoria Rhenana gönnt.

Rundern unter dem Befehl des Kommandanten (Foto: Franz Gschwind)
Rundern unter dem Befehl des Kommandanten (Franz Gschwind)

In den Pausen gibt es Geschichte und Geschichten

Diese Pausen nutzt er, um über die Geschichte der Römer und ihre Lebens- und Arbeitsweise auf den Schiffen zu sprechen:„Bewaffnet waren die Truppen in aller Regel mit Kurz- oder Kleinwaffen. Man verwendete beispielsweise die Franziska, das heißt die Fränkische und deutet auf die Herkunft dieser Waffe hin.“ Die beilähnliche Franziska konnte sowohl an Land, als auch zu Wasser genutzt werden. Ein originalgetreues Fundstück dieser und anderer Waffen, zeigt Lehr während der Tour.

Ein harmloses Wort und seine grausame Geschichte

Außerdem klärt er die Truppe über Wörter auf, die von den Römern stammen, heute noch gebräuchlich sind, aber eine etwas andere Bedeutung haben. „So zum Beispiel das Wort "Dezimieren". Heute verwenden wir das Wort, wenn wir etwas verringern wollen, doch damals war das Dezimieren eine der grausamsten Strafen in der römischen Armee“. Angewendet  wurde das Dezimieren bei kollektiven Vergehen wie zum Beispiel Meuterei. Jeder zehnte Legionär musste vortreten und wurde dann von seinen Kameraden erschlagen. Alle, die diese drakonische Strafe überlebten, konnten sich aber freuen, sagt Kommandant Lehr, denn „das hat die Disziplin wieder auf die Höhe gebracht und außerdem – und das war viel wichtiger – haben die Nahrungsvorräte auch etwas länger gereicht.“

Und noch ein Blick auf eine Redewendung

Aber nicht nur über  Strafen gibt es viel zu erfahren. Auch Redewendungen und Sprichwörter aus der Römerzeit sind heute noch in unserem Sprachgebrauch zu finden. „Sein Geschäft machen“ ist beispielsweise solch eine Redewendung. „Das stille Örtchen war zur Römerzeit alles andere als still“, erklärt Lehr, „es waren öffentliche Bedürfnisanstalten, und man traf sich dort, um zu reden, zu diskutieren. Es war auch Mode, dass man mit bedeutenden Persönlichkeiten dorthin ging und versuchte, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, mit ihnen ein Geschäft zu machen.“

Dank an die Ehrenamtlichen!

Kein Geschäft allerdings macht der Verein zur Förderung von Umweltbildung und römischer Geschichte e.V. Germersheim mit seiner Lusoria Rhenana. Die Tour auf dem See kostet nichts, alles passiert auf Spendenbasis. Ralph Lehr und seine Kollegen führen die Touren ehrenamtlich, mit viel Engagement.

Geeignet sind die zweistündigen Schiffstouren für Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren. Das Schiff wiegt rund fünf Tonnen. Um es zu bewegen, benötigt man mindestens 16 Ruderer, maximal dürfen 30 Gäste an Bord.

Der Verein zur Förderung von Umweltbildung und römischer Geschichte e.V. bietet verschiedene Touren an. Diese müssen allerdings vorher gebucht werden. Auch für Schulklassen oder Team-Building-Maßnahmen kann die Lusoria Rhenana gemietet werden. Alle Informationen zur Buchung gibt es beim Verein zur Förderung von Umweltbildung und römischer Geschichte e.V..

Sabine Wachs


Kontakt:

Verein zur Förderung von Umweltbildung und römischer Geschichte e.V.
stv. Vorsitzender Ralph Lehr
Luitpoldplatz  1
76726 Germersheim
Tel.: (07274) 53 300
E-Mail: lusoria.rhenana@t-online.de
www.lusoria-rhenana.de

Öffnungszeiten:

Die Bootsfahrten finden nach Absprache statt. Der Anleger der Lusoria Rhenana befindet sich in der Friedhofstraße,  76777 Neupotz.

Eintritt:

Die Bootstouren sind kostenlos. Spenden werden gerne entgegengenommen.

Anfahrt:

Von Saarbrücken aus über die A 8 in Richtung Zweibrücken, bei Ausfahrt 15, Pirmasens auf die B 10 in Richtung Landau, dann auf die A 65 in Richtung Karlsruhe/Straßburg, bei Kandel Mitte in Richtung Rheinzabern abfahren, der Rheinzaberner Straße (L 549) folgen, durch Rheinzabern durch, bis nach Neupotz rein. Auf der Friedhofstraße am Friedhof vorbei, bis zum Anglerheim, dort auf den Parkplatz.

Der Anleger der Lusoria Rhenana liegt direkt gegenüber des Anglerheims.



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