Tour de Kultur - Ernst-Alt-Kunstforum (Foto: Andreas Geilen-Meerbach)

Ein Leben als Gesamtkunstwerk

Das Ernst-Alt-Kunstforum in Hanweiler

  27.07.2015 | 12:10 Uhr

Das Leben von Ernst Alt war christlich geprägt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass seine Schwester aus dem alten Pfarrhaus in Hanweiler ein Museum gemacht hat, in dem man noch einmal in die Welt von Ernst Alt abtauchen kann.

Erinnern heißt lebendig bleiben. In diesem Sinne lebt der 2013 verstorbene Künstler Ernst Alt in einem Pfarrhaus in Hanweiler weiter. Dort hat die Schwester des Bildhauers und Malers, der im Saarland vor allem für seine sakrale Kunst bekannt ist, ein kleines Museum mit einigen seiner Werke und Möbel eingerichtet. Es soll den Eindruck eines Gesamtkunstwerks vermitteln, in und an dem Ernst Alt Zeit seines Lebens gearbeitet hat. Viele Saarländer kennen beispielsweise das von ihm gestaltete Kirchenportal der Basilika St. Johann in Saarbrücken oder den Glasfenster-Zyklus der Kirche St. Ludwig in Saarlouis.

Der erste Berufswunsch: Prieser

1935 in Saarbrücken geboren, wurde Alt schon früh christlich geprägt durch die häufigen Aufenthalten im ländlich-katholischen Hunsrück, wo seine Großeltern lebten. Schon früh ging dieser exzentrische Mensch seine eigenen Wege. Mit 16 Jahren büchste er von zuhause aus, fuhr mit dem Fahrrad über die Alpen nach Rom, um dort den Mythos des katholischen Glaubens zu erleben und zu erforschen. Nachdem er von Interpol wieder nachhause in die Saarbrücker Petersbergstraße gebracht worden war, stand sein Lebenswunsch fest: Er wollte Priester werden. Doch die Begegnung mit dem klösterlichen Leben in Benediktbeuren war für ihn ein heilsamer Schock. Für ein priesterliches Leben war Ernst Alt nicht geschaffen. Wohl aber für ein Künstlerleben.

Hörfunkbeitrag: Ein Leben als Gesamtkunstwerk

Tour de Kultur - Ernst-Alt-Kunstforum (Foto: Andreas Geilen-Meerbach)

Ein Sammelsurium selbst geschaffener Kunst

Er bezog das Elternhaus in Saarbrücken und richtete dort im Laufe seines Lebens einen magisch-gestalteten Ort ein. Freunde von damals wie der Heusweiler Kinderarzt Thomas Alberecht erzählen, dass es einem den Atem nahm, wenn man dieses von oben bis unten künstlerisch gestaltete Haus betrat. Ein Sammelsurium aus selbst geschaffener Kunst, Atelier-Situation, Marienfiguren, alten, teilweise kostbaren Möbeln. Eine Welt für sich.

Ein Pfarrhaus sollte es sein

"Diese Welt galt es zu bewahren, als Alt vor zwei Jahren nach langer, schwerer Krankheit starb", so die Schwester des Künstlers Regina Mortazawi-Izadi. Das Haus in der Petersbergstraße hätte aufwändig renoviert werden müssen, das war zu kostspielig, also suchte sie nach einem Haus, in dem der künstlerische und persönliche Nachlass von Ernst Alt ein neues Zuhause hat. Und Regina Mortazawi-Izadi wurde fündig. Ein Pfarrhaus schwebte ihr vor. Zum einen, weil Pfarrhäuser zumeist eine gute Bausubstanz haben und zum anderen, weil Ernst Alt zwar immer mit der katholischen Kirche haderte, er aber trotzdem vom Glauben, der Mythologie und der christlichen Kultur beeindruckt war und dies seine Kunst wesentlich beeinflusst hat.

Schon seine Frühwerke, Linol-Schnitte im Stil von Ernst Barlach, zeigen: Alt hat sich stets als Bewahrer der alten europäisch und christlich geprägten Kunst verstanden, auch wenn er dies zeitgemäß umgesetzt hat. Im Pfarrhaus in Hanweiler sind Gemälde, Drucke und Bronzen zu entdecken, die teilweise noch nie der Öffentlichkeit gezeigt wurden. Kein Wunder: Das Haus in der Petersbergstraße war vom Keller bis zum Dachboden vollgestopft mit Werken des Künstlers.

Tour de Kultur - Ernst-Alt-Kunstforum (Foto: Andreas Geilen-Meerbach)
Tour de Kultur - Ernst-Alt-Kunstforum (Foto: Andreas Geilen-Meerbach)

Als wäre der Künstler nur eben mal kurz zum Einkauf

Regina Mortazawi-Izadi hat diese gesichtet, geordnet und ausgewählt. Nach langer Suche fand sie das Pfarrhaus in Hanweiler, hat dieses aufwändig, umsichtig und liebevoll renovieren lassen und dieses Museum so eingerichtet, als wäre Ernst Alt mal schnell nach Kleinblittersdorf zum Einkaufen gefahren und würde gleich wieder zurück kommen, um sich an seinen Zeichentisch zu setzen, der dort ebenso aufgebaut ist wie sein Bett und Teile seiner Möbel.

Und so kann man im alten Pfarrhaus in Hanweiler förmlich eintauchen in ein Künstlerleben. Nicht jeden Tag. Denn das Ernst-Alt-Kunstforum ist ein Privatmuseum, das von Regina Mortazawi-Izadi sozusagen ehrenamtlich betreut wird. Sie selbst lebt mit ihrer Familie im badischen Bruchsal. Doch einmal im Monat, immer am ersten Wochenende, fährt sie nach Hanweiler und öffnet das Museum für Besucher jeweils Samstag- und Sonntagnachmittag. Sie erzählt, dass es dann immer zu interessanten Begegnungen kommt. Freunde ihres Bruders kommen vorbei, interessierte Kunstliebhaber und Menschen, die mit der sakralen Kunst in ihrer jeweiligen Kirche aufgewachsen sind.

Das Ernst-Alt-Kunstforum ist also das geworden, was sein Elternhaus in der Petersbergstraße in Saarbrücken stets war: ein Begegnungsort, in dem mit der Kunst gelebt wird.

Barbara Grech


Kontakt

Ernst-Alt-Kunstforum
im Alten Pfarrhaus Hanweiler Bahnhofstraße 3
66271  Rilchingen-Hanweiler

Regina Mortazawi-Izadi, geb. Alt
Huttenstraße  33
76646 Bruchsal
Tel.: (07251) 17 607
E-Mail: info@ernst-alt-kunstforum.de

Öffnungszeiten:

Jedes erste Wochenende im Monat Sa./So. 13.00 – 17.00 Uhr, sowie nach Vereinbarung.

Eintritt:

Der Eintritt ist frei.

Anfahrt:

Von Saarbrücken aus in Richtung Kleinblittersdorf. Dort weiter in Richtung Rilchingen-Hanweiler. In Hanweiler abbiegen in die Dorfmitte über die Eisenbahnbrücke, dann links. Das alte Pfarrhaus steht direkt neben der Kirche.



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