Das Museum der Société Histoire et Archéologie de Grosbliederstroff (Foto: Lisa Huth)

Berührend

Ein Ausflug in die Geschichte von Grosbliederstroff

  27.07.2015 | 12:10 Uhr

In der ehemaligen Mädchenschule in Grosbliderstroff erzählen Fotos, Gegenstände und Berichte von den Geschehnissen während Krieges in der kleinen Gemeinde. Und wenn man in der ehemaligen Mädchenschule im Keller steht, kann man erahnen, was der Krieg für die Bevölkerung bedeutete.

Artilleriegeschosse donnern in der Ferne, Einschläge in der Nähe: Wer auf dem gestampften Sandboden im gewölbtem Keller der ehemaligen Mädchenschule von Grosbliederstroff steht, fühlt den vergangenen Krieg in den Schuhen vibrieren.

Hörfunkbeitrag: Ein Ausflug in die Geschichte von Grosbliederstroff

Der Weg zum Luftschutzkeller in der ehemaligen Mädchenschule von Grosbliederstroff (Lisa Huth)

Ausharren auf engstem Raum

Der Verein Société Histoire et Archéologie de Grosbliederstroff, SHAG, hat den Keller 2011 wieder so hergestellt, wie er zu Kriegszeiten mal gewesen war: Vielleicht vier auf acht Quadratmeter groß, diente er als Schutzraum für bis zu 30 Personen. Tagelang mussten sie dort ausharren, umgeben von der Geräuschkulisse des Krieges.

Die Kinder konnten dann nur selten raus, erinnert sich Monique Kopp. Sie ist Mitglied des Vereins, war damals noch keine sechs Jahre alt. Feucht, kalt und dunkel war es. In der Nacht wurden Matratzen aufgebaut, jeder musste irgendwie gucken, dass er einen Schlafplatz fand. Manche breiteten Decken auf dem Kohlehaufen in der Ecke aus. „Das war für uns Kinder dann lustig, wenn wir sie runterrutschten.“

Hier kann man den Krieg noch hautnah nachfühlen

Die Ausrüstung des Schutzkellers war spärlich: ein kleiner Spiegel an der Wand, darunter Wasserkrug, Schüssel, Eimer. Ein paar Kerzen auf einem grob gezimmerten Regalbrett. Ein Tisch, ein paar Stühle, hinter einem Gatter in der Ecke lagerten die Kartoffeln. Am anderen Ende ein selbst gegrabener Brunnen. Licht fiel nur durch einen Schacht hinein, der aber bei Angriffen verdunkelt werden musste. Der Krieg ist lange her und vielleicht gar nicht so schlimm gewesen? In diesem Keller kann man riechen, hören, hautnah fühlen, was Krieg für die Zivilbevölkerung bedeutete.

Fundstücke aus dem Alltag und ein keltischer Armreif

Im Saal darüber beherbergt das Museum Gerätschaften der historischen Berufe, die es in Grosbliederstroff gab, Fundstücke, die in Scheunen und auf Dachböden oder beim Graben für Neubauten gefunden wurden: so auch zwei von sechs keltischen Armreifen, die vor circa 2.700 Jahren gefertigt worden sind.

Erinnerungen an die amerikanischen Befreier

Im ersten Stock erinnern die Grosbliederstroffer an die Befreiung durch die Amerikaner. Vor allem Christian Ultsch vom Verein hat hier alles zusammen getragen: Uniformen, Zahnbürsten, Kondome, Schlafsäcke, Lehrbüchlein. Die amerikanischen Soldaten waren mit den neuesten  Errungenschaften an Technik und Lebensstil ausgestattet.

Und dann viele, viele Fotos: Zahlreiche Soldaten sind aus Amerika wieder zurückgekommen und haben Erinnerungen mitgebracht. Einer wurde in Grosbliederstroff schwer verwundet. Nach seinem Tod, so hatte er verfügt, sollten alle Erinnerungen dem Museum in Grosbliederstroff vermacht werden. Manche Fotos stammen direkt aus der Zeit der Befreiung: etwa amerikanische Soldaten im Häuserkampf am Bahnhof in Auersmacher.

Bis heute werden noch Kriegsutensilien gefunden

Auch Fundstücke der deutschen Soldaten sind ausgestellt, alte Feldtelefone, Helme, Arbeitsbücher. Und natürlich: Munition in allen Varianten und Größen. Die Grosbliederstroffer finden auch heute noch Schrappnells und andere „Erinnerungen“ an den Zweiten Weltkrieg, wenn sie ihren Garten bestellen. Viele landen dann im kleinen Museum der SHAG.

Der gallische Hahn im Museum in Grosbliederstroff (Foto: Lisa Huth)
Der gallische Hahn im Museum in Grosbliederstroff (Lisa Huth)

Der Ausflug ins Museum lohnt sich für Radwanderer, die den Leinpfad bis zur Ecluse in Grosbliederstroff gefahren sind und nicht nur was essen, sondern auch noch was sehen und erleben wollen. Auch Wandergruppen aus dem Saarland haben bereits den Weg ins Museum gefunden.

Lisa Huth


Kontakt:

Musée de Grosbliederstroff rue de l’Eglise
F-57520 Grosbliederstroff
Tel.: (00333) 87 09 37 81
www.tourismus-moselland.com/de/ besichtigen/kultur-und-geschichte/ ficheproduit/F947001290_.html

Öffnungszeiten:

Jeden 1. So. im Monat: 10.00 – 12.00 Uhr, jeden 3. So. im Monat: 15.00 – 18.00 Uhr (im Winter: 14.00 – 17.00 Uhr).

Eintritt:

Erwachsene: 2,50 €, für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren frei.

Anfahrt:

Vom Saarland aus über die A 620 (Stadtautobahn Saarbrücken) Richtung Mannheim, Abfahrt Schönbach/Saarland- Therme. Immer geradeaus bis zum Kreisverkehr, dort weiter geradeaus bis Grosbliederstroff. Im Kreisverkehr die Ausfahrt nehmen, in der die „Eglise“ angezeigt wird. Die nächst mögliche Straße rechts abbiegen. Das Museum ist im Gebäude der ehemaligen „Ecole de filles“ (steht am Gebäude).



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