Tour de Kultur 2024: Wanderung auf dem Gipfel des Donon

Ort der römischen Götter

Wanderung auf dem Gipfel des Donon

Anke Schaefer  

Atemberaubend, dieser Blick. Der Donon ist einer der höchsten Berge in den Nordvogesen: 1.009 Meter hoch. Vom Gipfel aus kann man so weit in den Schwarzwald und nach Lothringen blicken, aber auch ins Saarland, dass man eigentlich nie mehr absteigen möchte. Man möchte nur eines: Flügel ausbreiten und losfliegen.

Beginnen wir tief unten am Fuß des Berges. Das Donon-Massiv bildet die Grenze zwischen Elsass und Lothringen. Hier unterhalb entspringen die Quellflüsse der Saar – die weiße und die rote Saar. Wir starten oberhalb der Quellen. Startpunkt für den Aufstieg auf den Gipfel ist der Parkplatz des Hotels Velleda.

Ein Stückchen gehen wir auf der Landstraße entlang und dann rechts, immer den Schildern nach den Berg hoch. Nach einer kleinen Weile stehen wir vor imposanten Statuen.

Gottheiten aus römischer Zeit

Mein Guide für diesen Nachmittag, Roland Kleine, vom Club Vosgien, erklärt: „Hier stehen wir vor Sandstein-Statuen, die aus römischer Zeit stammen. Es sind Gottheiten dieser Epoche. Vor allem Merkur wurde hier oben verehrt. Ein mächtiger Schutzgott, der den Reichtum bringt. Da steht aber auch der keltische Gott Vosegus, der den Vogesen ihren Namen gab. Und Jupiter, Gott des Himmels, der über Blitz und Donner herrscht, der hier als Reiter erscheint.“

Diese Statuen aus lokalem Sandstein sind allerdings allesamt Kopien. Die Originale stehen im Museum in Epinal und in Straßburg.

Ein Gipfel, drei Tempel

Tempel auf dem Gipfel des Donon (Foto: SR/Anke Schaefer)

Ein paar Schritte weiter: ein Fundament. Hier stand einer der römischen Tempel, erklärt mir Roland Kleine. Man hat diese Fundamente ausgegraben. Die Steine aus römischer Zeit schimmern in der Sonne. Schon vor Christi Geburt war dieser Ort eine keltische Kultstätte, dann bebauten die Römer ihn mit drei Tempeln und machten ihn zu einem Mittelpunkt des religiösen Lebens. Roland Kleine deutet auf die kleinen Schilder, die überall stehen und alles erklären.

Und plötzlich Stille

Während das Restaurant Velleda – als wir los gingen – sehr gut besucht war, herrscht hier oben Stille und Einsamkeit. Noch nie ist Roland Kleine hier einer größeren Touristen-Gruppe begegnet, sagt er. Immer seien die Menschen hier nur vereinzelt, als Familien oder Paare unterwegs.

Näher und näher kommen wir nun dem Gipfel. Wir sehen vom Weg aus schon den Tempel, der ihn krönt. Doch von dem hält Roland Kleine nichts, der habe keinen historischen Wert, sagt er. Der Tempel hätte Mitte des 19. Jahrhunderts Teil eines Donon-Museums werden sollen. Das jedoch entstand nie. Wir stapfen weiter bergan.

Der Blick

Auf dem Gipfel des Donon (Foto: SR/Anke Schaefer)
Auf dem Gipfel des Donon

Plötzlich stehen wir oben, auf diesem ausladenden, weitläufigen Plateau aus großen rötlichen Sandstein-Feldblöcken. Das Wetter: klar und sonnig. Der Himmel durchzogen nur von ein paar Schleierwolken. Die Welt wird von hier oben zu einer wogenden Reihe von Hügelketten.

Der Blick fällt zum Beispiel in die Rheinebene: Unglaublich, wie weit sie sich streckt, bis irgendwann der Schwarzwald beginnt. Orientierungstafeln finden sich an beiden Enden des Plateaus. Ein Ort, den man – wie gesagt – nie mehr verlassen möchte. Das Merkur-Tempelchen aus dem 19. Jahrhundert mag historisch „keinen Wert“ haben, ist aber dennoch hübsch und oben ins Dach eingraviert findet sich das Wort „Musée“. Ein Glück, denkt man unwillkürlich, dass dieses Museum nie gekommen und alles hier genauso ist, wie es ist.

Relikte aus einer ganz anderen Zeit

Schweren Herzens steigen wir auf der anderen Seite des Gipfels wieder ab. Plötzlich stehen wir vor einer hoch aufragenden, teils verrosteten Metall-Konstruktion, die ich nicht identifizieren kann. Welchen Sinn und Zweck hatte sie?

Roland Kleine, der früher Lehrer war, weiß es natürlich. Er lacht. „Das hier ist ein Pfeiler, aus Metall, das war der Ausgangspunkt für eine alpine Ski-Piste“, erklärt er. „Es gab noch zwei weitere Pfeiler für den Lift. Ein Unternehmer hat vor etwa 30 Jahren gedacht, hier könnte man gut Skifahren. Ich war auch mal hier. Wir Lehrer wollten Skifahren lernen, um es dann den Schülern beizubringen. Ich erinnere mich: Ein Kollege und ich, wir konnten es ja noch nicht und dann sind wir hier mit den Ski in ein Gitter reingefahren und könnten uns überhaupt nicht mehr daraus befreien!“

Drei Jahre gab es die Skipiste, dann wurde klar, es gab viel zu wenig Schnee auf dem Donon. Die Sache war nicht rentabel. Alles, was geblieben ist, sind diese Relikte des Lifts. Wir schmunzeln und steigen weiter ab.

Bis wir wieder ankommen, beim gut gefüllten Restaurant Velleda. Glücklicherweise ist Roland Kleine bekannt hier, so dass wir umgehend einen Tisch bekommen: Wir essen eine große Portion elsässisches Sauerkraut. Und ich beschließe innerlich, ganz bald wieder auf den Donon zu steigen, um atemlos den Blick in die Vogesen zu genießen.


Auf einen Blick


Kontakt
www.visit.alsace

Öffnungszeiten
Ganzjährig geöffnet

Eintritt
Der Eintritt ist frei.

Start- und Zielpunkt
Ausgangspunkt der Wanderung ist der Parkplatz des Hotels Velleda & Donon
Col du Donon
F-67130 Grandfontaine
Tel.: (0033 3) 88 97 20 32
E-Mail: contact@donon.fr

Die Wanderung dauert hin- und zurück etwa anderthalb Stunden. Bitte auf festes Schuhwerk achten.


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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 01.08.2024 auf SR 3 Saarlandwelle

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