Heinz Rudolf Kunze: "Können vor Lachen" (Foto: Meadow Lake Music)

Heinz Rudolf Kunze: "Können vor Lachen"

Album der Woche

  11.06.2023 | 18:00 Uhr

Persönliches, Poetisches, Zeitkritisches und jede Menge Menschenliebe - all das vereint das neue Album "Können vor Lachen" von Heinz Rudolf Kunze. Unser Albumtipp der Woche.

Album der Woche vom 11. bis 18. Juni 2023

Heinz Rudolf Kunze: "Können vor Lachen" (Foto: Meadow Lake Music)

Heinz Rudolf Kunze: "Können vor Lachen"
Meadow Lake Music
LC 85225
EAN: 4251601200795
VÖ: 26.05.2023


Heinz Rudolf Kunze ist seit vier Jahrzenten im Musikgeschäft erfolgreich und eine Institution in Sachen deutschsprachige Musik. Er ist nicht nur Sänger, Gitarrenrocker, Pianist und Komponist, sondern auch Autor, Lyriker, Shakespeareübersetzer, Musicaltexter, Fachhochschuldozent und Musikjournalist. Seit Anfang der 80er-Jahre ist der Mann mit den klugen Texten und der unverwechselbaren Brille unterwegs. Jetzt hat Heinz Rudolf Kunze mit „Können vor Lachen“ ein neues Album veröffentlicht.

“Ich widme meine Songs immer allen Menschen, aber natürlich hat das Album auch viel Persönliches. Das ist vor allem der aktuellen Zeit geschuldet”, so Kunze. Er beschreibt „Können vor Lachen“ als die Hin- und Her-Bewegung einer Schildkröte, die den Kopf ab und zu skeptisch aus dem Panzer steckt und fragt: “Ist es immer noch so schlimm? Ja, es ist immer noch so schlimm“, und den Kopf dann wieder einzieht.

Ganz in Kunze - Manier kommt schon der Titelsong nicht ohne Wortspiel aus. Hier verarbeitet er die alte Tugend, die ihm als Lehrersohn schon früh mitgegeben wurde: erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen. Auch „Halt mich fest“ zeigt, was den Rockpoeten umtreibt. Eine sich immer schneller drehende Welt, geprägt von Kriegen, Krisen und Ängsten. Was bleibt, ist oft ein geliebter Mensch, der einen hält, wenn alles droht zu zerbrechen. Ein Lied, das die Kraft des Zusammenhalts im Kleinen beschwört. Um Beständigkeit, Liebe und Zuversicht geht es auch im Song „Halt das Herz an”.

Ungewohnt nahbar zeigt sich Kunze auch in Songs wie „Du tust mir gut“, einer Hommage an seine Partnerin, in der er zum Spaziergang durch sein Gefühlsleben einlädt. “Natürlich widme ich Liebeslieder immer meiner Frau, aber auch allen anderen Paaren auf dieser Welt, egal ob alt, jung, gleichgeschlechtlich liebend oder hetero.” Der Song „Igor“ ist von den schrecklichen Bildern aus der Ukraine inspiriert ist und handelt von einem jungen russischen Soldaten. "Ich begann mich zu fragen, ob der Diktator im Kreml nicht ein einziges Mal an diese Jungs denkt, denen er zumutet, in solche Schlachten zu ziehen, nur um eigene Interessen durchzusetzen."

„Können vor Lachen“ ist ein Album der vielschichtigen Töne, so auch bei „Die furchtbaren herrlichen Jahre“, in dem Kunze ein persönliches Fazit zieht. 40 Jahre steht er nun auf den Brettern, die die Welt bedeuten und zeigt sich in diesem Song demütig und dankbar: “Der Beruf des Künstlers ist zerreißend und emotional und trotzdem ist es ein Lebensweg, den ich nicht missen möchte. Man zahlt aber auch einen hohen Preis: Phobien, Existenz- und andere Ängste und Sorgen, die sich manchmal bis hin zu Panikattacken auftürmen.“

Verletzlichkeit offenbart auch die Ballade “Klar hab ich geweint”.Sie erzählt von der Künstlerseele, deren Verteidigungsmechanismen nicht sehr stark entwickelt sind und auch den Künstler und Privatmann Heinz Rudolf Kunze verwundbar machen. Mit einer Anleitung zum selbst aktiv werden und mitgestalten kommt Kunze mit „Der Irrsinn hat System“ wieder aus der Selbstanalyse heraus und blickt aufs große Ganze.

Heinz Rudolf Kunze ist ein großer Verehrer von Bob Dylan. Das spiegelt sich in zwei 2 Hommagen. Mit “Trostlosigkeitsalllee” antwortet Kunze auf Dylans “Desolation Row”. Das ist ein Ritt durch eine Straße gescheiterter Existenzen, Künstler, Dichter, Denker und Verrückter. Europäische Geistesgeschichte mit Nietzsche, Adorno, Heidegger oder Kierkegaard und Kunze mittendrin. Auch „Liebes Lied“ erinnert an Bob Dylan und setzt aufs ungewohnte Country-Pferd. “Liebes Lied“ ist ein Gebirge von Bekenntnissen für eine geliebte Person. 

Ebenfalls ungewohnt kommt der letzte Song dieses Albums daher. In „Leuchtturm“ erzählt Kunze die melancholische Geschichte eines alten Leuchtturm - Wärters, der tapfer seine Lebensaufgabe erfüllt, auch wenn er nicht mehr gebraucht wird. Eine Parabel wie von Kafka erdacht, die man sicher auch auf Künstler beziehen kann.

„Können vor Lachen“ ist ein Album wie ein Blick durch ein Kaleidoskop, mit verschiedenen Farbtönen und Mustern, nie den Kern der Menschenfreundlichkeit vermissend, intim und doch mit Weitblick.

Quelle: Musik Promotion Network


Mehr zum Thema

Zu Gast in "Lieder und Chansons" am 25. Mai
Heinz Rudolf Kunze über sein neues Album
Am 25. Mai war Heinz Rudolf Kunze zu Gast bei Susanne Wachs in "Lieder und Chansons". Denn Deutschlands größter Rockpoet veröffentlicht am Freitag sein neues Album "Können vor Lachen".

Zu Gast im Studio
Heinz Rudolf Kunze
"Können vor Lachen" heißt das neue Album von Heinz Rudolf Kunze. Dieser Titel ist ihm quasi in den Schoß gefallen - bei einer Autofahrt durch Düsseldorf. Was steckt hinter den neuen Songs? Das verrät der Musiker im Interview mit SR 3-Moderator Christian Job.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja