Trotz Frankreichstrategie - immer weniger Schüler wählen Französisch

Immer weniger Saar-Schüler lernen Französisch

Axel Wagner   18.01.2024 | 06:10 Uhr

Frankreichstrategie hin, Élysée-Vertrag her: Die Zahl der Schüler, die Französischunterricht haben, geht auch im Saarland zurück. Nur noch knapp mehr als die Hälfte hat im vergangenen Jahr die Sprache unserer Nachbarn gelernt. Vor fünf Jahren waren es noch knapp 60 Prozent. Kein gutes Zeichen zum zehnjährigen Jubiläum der Frankreichstrategie.

2014 hat die damalige saarländische Landesregierung unter Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ihre Frankreichstrategie vorgestellt. Das Ziel: Das Saarland soll eine mehrsprachige europäische Referenzregion werden, und das bis zum Jahr 2043. Einer der Kernpunkte dabei war und ist die Förderung der französischen Sprache in den Schulen. Genau dort ist man aber seither nicht wirklich weitergekommen - im Gegenteil.

10 Jahre Frankreichstrategie: "Auch in 20 Jahren wird das Saarland nicht zweisprachig sein"
Audio [SR 1, (c) SR 1, 18.01.2024, Länge: 02:04 Min.]
10 Jahre Frankreichstrategie: "Auch in 20 Jahren wird das Saarland nicht zweisprachig sein"

Immer weniger Schülerinnen und Schüler in Deutschland lernen Französisch als Fremdsprache. Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Bundesamt vergangenes Jahr anlässlich des 60. Jahrestages des Élysée-Vertrages veröffentlicht hatte. Im Schuljahr 2021/2022 waren es demnach 1,29 Millionen der insgesamt 8,44 Millionen Schüler an allgemeinbildenden Schulen. Aktuellere Zahlen konnte das Bildungsministerium auf SR-Nachfrage nicht nennen.

Der bundesweite Anteil ist nach dem letzten verfügbaren Stand mit 15,3 Prozent so niedrig wie seit dem Schuljahr 1994/95 (15,1 Prozent) nicht mehr. Am höchsten war er mit 19,1 Prozent (1,7 Mio.) im Schuljahr 2009/2010.

Saarland Spitzenreiter, aber mit Rückgang

Spitzenreiter im Vergleich der Bundesländer ist und bleibt das Saarland. Aber auch hier geht die Zahl der Französisch-Schüler immer weiter zurück. Waren es im Schuljahr 2015/2016 noch 61,8 Prozent, sind es 2021/2022 nur noch 51,2 Prozent.

Auch im Saarland hat Englisch das Französische vom Spitzenplatz verdrängt, auch wenn in diesem Schuljahr 43 Grundschulen Französisch ab der 1. Klasse anbieten und die Sprache in 501 Kitas zum Angebot gehört, darunter 250 zweisprachige Einrichtungen, 89 von ihnen Élysée-zertifiziert. Seit dem Schuljahr 2020/21 lernen mehr Schüler im Saarland die Weltsprache Englisch als die Sprache unserer direkten Nachbarn.

An den Berufsschulen sieht es nicht besser aus. Nur vier Berufsschulzweige werden aktuell deutsch-französisch angeboten:

  • Automobil: BBZ St. Ingbert und Lycée des métiers de l'automobil André Citroën Metz/Marly
  • Tourismus sowie Hotellerie/Gastronomie: KBBZ Halberg, TG BBZ II Saarbrücken und Lycée des métiers de la gastronomie, de l'hôtellerie et des tourismes Georges-Frêche Montpellier
  • Bauwesen, Energie und Informationssysteme: TG BBZ I Saarbrücken und Lycée des métiers Dhuoda Nîmes

Rückschlag für Frankreichstrategie

Für die Frankreichstrategie des Saarlandes ist die Zahl der Französisch lernenden Schüler in den Grundschulen und weiterführenden Schulen ein herber Rückschlag, auch wenn das Land im Bundesvergleich deutlich vorne liegt. Vor zwei Jahren hatte der Landtag beschlossen, die französische Sprache in Grundschulen und Kitas stärker zu fördern. Damals hatten drei Viertel aller Grundschulen keinen Französisch-Unterricht ab der 1. Klasse angeboten.

In Rheinland-Pfalz lernen nur 25,8 Prozent der Schüler Französisch, in Baden-Württemberg 24,3 Prozent. Bundesweites Schlusslicht ist Mecklenburg-Vorpommern mit 10,6 Prozent.


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Zur Bedeutung
Der Élysée-Vertrag - Manifest einer Freundschaft
Lange Zeit waren Deutschland und Frankreich verfeindet. Zwei Weltkriege spielten sich auch auf französischem Boden ab. Umso schwerer vorstellbar war nach 1945 eine Aussöhnung. Dennoch wurden schließlich aus Erbfeinden Freunde.

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