Wie die Stadt St. Ingbert künftig heizen will
Bis 2028 müssen auch kleine Städte wie St. Ingbert einen kommunalen Wärmeplan vorlegen. Ziel ist es, vor Ort das Potenzial für eine klimafreundliche Wärmeversorgung zu untersuchen. Die Stadt St. Ingbert überprüft derzeit eine Reihe von Möglichkeiten.
Im Rahmen ihrer kommunalen Wärmeplanung müssen Kommunen sich überlegen, wo sie welche Energieträger zum Heizen einsetzen. Dabei geht es längst nicht nur um Windkraft oder Sonnenenergie, auch Erdwärme wird untersucht, ebenso die Nutzung von warmem Abwasser.
Bis 2026 müssen Kommunen ab 100.000 Einwohnern einen solchen Wärmeplan vorlegen. Kleinere Städte wie St. Ingbert haben bis 2028 Zeit.
Holzhackschnitzel-Werk sorgt für Nahwärme
In St. Ingbert versorgt ein Holzhackschnitzel-Heizwerk seine direkte Nachbarschaft mit Nahwärme aus nachwachsenden Rohstoffen.
Markus Schmitt und Jürgen Bach, die sich mit der kommunalen Wärmeplanung der Stadt befassen, überlegen, ob dieses Kraftwerk zum Vorbild werden kann. "Aus so einer Anlage ziehen wir Erkenntnisse, wie sie funktioniert, ob sie duplizierbar ist, ob wir die vielleicht in Stadtteilen auch noch integrieren können", so Schmitt.
Windkraft ausgeschlossen
Andere Energieträger hat die Stadt hingegen schon ausgeschlossen: Windkraftanlagen kann St. Ingbert wegen seiner Nähe zum Flughafen nicht bauen.
Auch größere Photovoltaik-Felder sind kaum möglich, erklärt Bach: "Wenn die Region dicht besiedelt ist, ist es schwierig. Was auch Schwierigkeiten macht: Wenn es Flächen gibt, sind die oft in der Hand von sehr, sehr vielen Eigentümern."
Wärme aus Abwasser für St. Ingberter Hotel
Eine weitere Möglichkeit wäre Wärme aus Abwasser. Darauf greift man in St. Ingbert bei einem Hotelprojekt zurück, das gerade dort entsteht, wo früher ein Hallenbad stand. Hier soll die Energie zum Heizen aus einem benachbarten Kanal kommen.
"Wir entnehmen Abwässer, schieben die ins Haus rein, schicken die durch zwei große Wärmetauscher, und nutzen die Wärmeenergie von dem bestehenden Abwasser", erklärt der zuständige Bauleiter Markus Walter.
Allerdings sei das auch schwer umzusetzen. Man müsse berechnen, was man an Wärmeenergie für die Heizung brauche und für das Warmwasser.
Potenzial von Erdwärme wird untersucht
Am alten Rischbachstollen wird zudem untersucht, ob man dort mit Erdwärme arbeiten kann. Thomas Neu ist Experte für Geothermie und untersucht das Potenzial des warmen Grubenwassers im ehemaligen Steinkohlebergwerk.
"In Sachsen laufen zehn Anlagen, die Wärme aus Grubenwasser nutzen, im Ruhrgebiet ähnlich viele", so Neu. "Der Rischbachstollen könnte eine Möglichkeit sein, um auch St. Ingbert mit Wärme aus Grubenwasser zu versorgen."
Auch Tiefengeothermie sei denkbar. Vielerorts in Deutschland gebe es bereits bis zu 5000 Meter tiefe Bohrlöcher, in denen Temperaturen von teils 160 Grad erreicht werden. Im Saarland ist man davon aber weit entfernt, weil es an aktuellen Erkenntnissen zum Untergrund mangelt.
Egal, für welche Wege sich St. Ingbert letztlich entscheidet: Für die Umsetzung ist noch Zeit. Keiner werde gezwungen, im Jahr 2028 bestehende Systeme direkt zu wechseln, sagt der Beigeordnete Markus Schmitt.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 22.05.2025 berichtet.