Untersuchungen in einem Abwasserrohr in Illingen (Foto: SR / Felix Schneider)

Illingen will als erste Kommune im Saarland mit Abwasserwärme heizen

Felix Schneider / Onlinefassung: Sabrina Nonnengardt   13.05.2025 | 06:30 Uhr

Wie heizen wir im Saarland in Zukunft? Diese Frage stellen sich derzeit viele Städte und Gemeinden im Land. Denn die kommunale Wärmeplanung soll nachhaltig werden. Das Gaswerk Illingen hat dazu nun ein neues Projekt gestartet.

Die Gemeinde Illingen will Wärmeenergie aus dem Abwasser nutzen, um damit Gebäude zu beheizen. Dazu hat das kommunale Gaswerk Illingen einen Wärmetauscher in einen neuen Hauptsammler eingebaut. Statt mit Erdgas sollen Gebäude im Umfeld des Sammlers künftig mit der thermischen Energie aus dem Abwasser geheizt werden. 

Video [aktueller bericht, 12.05.2025, Länge: 3:33 Min.]
Illingen will mit Abwasser heizen

Thermische Energie nutzbar machen

Das Abwasser hat eine konstante Temperatur von zehn bis zwölf 12 Grad Celsius. Auf einer Strecke von rund 190 Metern fließt es über den Wärmetauscher in der Sohle des Rohrs.

Darunter fließt ein Frischwasser-Kreislauf, auf den die Wärme des Abwassers übertragen wird. Mit einer zusätzlichen Wasser-Wärmepumpe kommt das Wasser dann auf Heiztemperatur.

Laut David Wagner, dem Projektbetreuer des Gaswerks Illingen, ist das besonders im Winter von Vorteil. "Wenn die Außentemperaturen unter den Gefrierpunkt fallen, hat die Wasserwärmepumpe in unserem Fall trotzdem schon diese Temperatur von zehn Grad", erklärt Wagner. Damit generiere man einen Effizienzvorteil.

Investitionskosten in Millionenhöhe

Der Wärmetauscher samt Einbau kostet das Gaswerk rund 1,2 Millionen Euro. Jetzt geht es an die Planung eines Nahwärmenetzes, das voraussichtlich weitere vier Millionen Euro kosten wird.

Das Gaswerk Illingen will sein Nahwärmenetz ab 2026 bauen und auch Privathaushalten die Möglichkeit geben, sich anzuschließen. Die Fertigstellung ist für 2028 geplant

Gemeinde garantiert preisunabhängige Abnahme

Damit die Maßnahme für den kommunalen Versorger wirtschaftlich ist, hat sich die Gemeinde Illingen verpflichtet, die Wärme unabhängig vom Preis abzunehmen. Damit sollen künftig etwa die Veranstaltungshalle Illipse und das Rathaus geheizt werden.

Nach Ansicht des Illinger Bürgermeisters, Andreas Hübgen (CDU), lohnt sich das auf lange Sicht auch für die Gemeinde. "Wenn wir uns die Gaspreisentwicklung anschauen, wird der Gaspreis weiterhin steigen. Und der Preis aus erneuerbaren Energien wird stabil bleiben", erklärt der CDU-Politiker.

Daraus ergebe sich für die Gemeinde nicht nur ein monetärer Vorteil, sondern man werde sich dadurch auch unabhängig von fossilen Ressourcen machen.

Auch ein Modell für andere Kommunen?

Illingen ist die erste Kommune im Saarland, die Abwasserwärme in dieser Form nutzt. Der Entsorgungsverband Saar (EVS) stellt den saarländischen Kommunen die Wärmeenergie kostenlos zur Verfügung.

Das Prinzip bietet sich insbesondere an Hauptsammlern vor oder nach Kläranlagen an, damit dauerhaft ausreichend Abwasser durchfließt. Der EVS hat die Kanäle nach eigenen Angaben bereits auf günstige Stellen hin überprüft und die Ergebnisse den Kommunen zugänglich gemacht.

Über dieses Thema hat auch die Sendung "aktueller bericht" im SR Fernsehen am 12.05.2025 berichtet.


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