Flüchtlinge bei der Ankunft in Lebach (Foto: Pasquale D'Angiolillo/ SR)

Hoffnung und Sorge in Lebach

Christoph Grabenheinrich   25.11.2015 | 18:34 Uhr

Helfer in der Landesaufnahmestelle Lebach statten die Bewohner derzeit mit Armbändchen aus. Das soll helfen, Personen ausfindig zu machen, die aus anderen Bundesländern wieder unrechtmäßig zurückgekehrt sind. Mittlerweile leben fast 4000 Menschen in der Aufnahmestelle.

Die Abläufe in Lebach funktionieren jetzt zügig
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Die Abläufe in Lebach funktionieren jetzt zügig
Gut 4000 Asylbewerber wohnten zu Hochzeiten in der Landesaufnahmestelle in Lebach – die Einrichtung fuhr auf Hochtouren, drohte zwischenzeitlich zu überhitzen. Seit ein paar Wochen werden die Menschen dort nun spürbar schneller registriert und auch weiter verteilt auf die Kommunen, so dass sich die Situation in Lebach deutlich entspannt hat.

Etwa 50 Asylbewerber stehen mit Sack und Pack in der Aufnahmestelle in Lebach. Sie bekommen ihre Bahntickets ausgehändigt. Für sie geht die Reise weiter in andere Bundesländer. Aber nicht alle wollen auch woanders hin, viele Flüchtlinge schwärmen von den Bedingungen im Saarland.

"Ich war bereits in Trier, bin aber zurückgekommen", erzählt ein Syrer, der anonym bleiben möchte. "Dort gab es nicht einmal Betten für uns. Wir mussten auf dem Flur schlafen. Es war feucht und kalt und ich habe Asthma." Er habe um Decken für seine Kinder und seine Frau gebeten, aber keine bekommen. Der Mann ist kein Einzelfall.

Nachts aus dem Auto ausgeladen

Wie viele Flüchtlinge sich zwar legal in Deutschland, aber illgeal im Saarland aufhalten, weiß niemand so genau. "Wir haben auch nachts ungeordneten Zulauf", berichtet Saar-Innenminister Klaus Bouillon (CDU). "Wir beobachten, dass Pkw kommen, die Menschen werden ausgeladen." Vor diesem Hintergrund würden nun Videokameras installiert. "Ich habe dafür Sorge getragen, dass die Straßen entwidmet wurden, das heißt, es ist privater Raum. Auf privatem Gelände kann man eher mit Kameras arbeiten", erklärt Bouillon.

Dass das nur bedingt helfen wird, weiß der Minister: "Am Anfang sind sie in das Lager gefahren, jetzt halten sie auf der Hauptstraße. Und wenn wir irgendwann Pech haben, werden die Menschen nachts am Bahnhof ausgeladen und kommen einen Kilometer zu Fuß. Dann haben wir keine Chance."

Am Mittwoch wurde erstmals bei der Essensausgabe kontrolliert, ob auch alle, die sich anstellten, auch in die Landesaufnahmestelle gehören. Mittlerweile wird mit Armbändchen gearbeitet. Wer keines hat, gehört nicht hierher. Bislang konnte niemand ausfindig gemacht werden, der eigentlich in einem anderen Bundesland sein sollte.

aktueller bericht vom 27. Oktober
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Beschwerde über Gedränge im Supermarkt

In der Stadt Lebach gab es vereinzelt Beschwerden über die fast 4000 Menschen, die mittlerweile in der Aufnahmestelle wohnen: Im Sommer war das Schwimmbad überfüllt, die Kunden einiger Supermärkte klagen über das Gedränge.

Im Großen und Ganzen scheint die Stimmung aber noch recht gut, auch wenn sich einige Lebacher langsam Sorgen machen. "Ich helfe zwei Mal die Woche in Eppelborn in dem Bekleidungszentrum", erzählt eine Frau. "Aber ich habe schon Angst, dass da irgendwas kommt, weil es sind einfach zu viele Menschen auf zu engem Raum. Und jetzt kommt der Winter", meint sie. Ein Mann erzählt derweil von Lebacher Bürgern, die die Innenstadt wegen vieler Ausländer mieden.

Fünf Großzelte für Flüchtlinge

In der Landesaufnahmestelle werden unterdessen die Kapazitäten weiter ausgebaut. Das vierte Großzelt ist fast bezugsfertig, das fünfte soll am Freitag fertiggestellt werden, denn niemand weiß, wie viele Flüchtlinge noch im Land aufgenommen werden müssen.

Die Stimmung ist zwar mittlerweile spürbar gereizter als noch vor Wochen, gekippt ist sie aber auch hier noch nicht. Je enger es wird, desto größer aber ist die Gefahr, dass es passiert. "Befürchtungen hat man immer", gibt Bouillon zu. "Wir haben noch eine gute Stimmung, auch das Wetter spielt noch mit." Dann fügt er an: "Wir müssen uns sputen. Wenn der Winter kommt, wenn es dunkler wird, dann haben wir schon gewisse Sorgen." Es sei immer "ein Ritt auf der Rasierklinge". In Lebach lebten immerhin Menschen aus 67 Ländern zusammen.

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