Das alte C&A Gebäude an der Ecke Viktoriastraße und Kaiserstraße in Saarbrücken. (Foto: Imago/BeckerBredel)

Leer stehende Geschäftsgebäude – ein Zeichen von Wandel

  10.07.2025 | 20:37 Uhr

Leerstände wie das alte C&A-Gebäude oder der Kaufhof in Saarbrücken sind kein rein saarländisches Problem. Der Vizepräsident der Architektenkammer Jens Stahnke sieht sie als generelles Phänomen und Folge des Onlinehandels. Für die Wiederbelebung alter Bausubstanz müssen nach seiner Einschätzung alle Beteiligten früh zusammenarbeiten.

Dass jetzt neues Leben in das seit Jahren leerstehende C&A-Gebäude an der Saarbrücker Kaiserstraße kommt, ist für Jens Stahnke eine gute Nachricht. Er ist Vizepräsident der saarländischen Architektenkammer und selbst Stadtplaner. So wichtige Themen wie der Innenstadtbereich müssten weiterentwickelt werden, „und ich glaube auch, dass das Projekt einen sehr positiven Ansatz hat“, sagte er am Donnerstag im SR.

Funktionserweiterung nötig

Leerstände wie die in Saarbrücken, Neunkirchen oder Völklingen sind für ihn nichts Neues. „Das ist ja kein saarländisches, sondern ein städtisches Problem.“ Ursache dafür sei der Strukturwandel. „Der Handel hat sich verschoben, wir machen online Geschäfte. Dadurch ist das Saarland kein Ausnahmefall. Ein strukturelles Problem macht sich auch im Saarland bemerkbar.“

Nach seiner Einschätzung brauchen die deutschen Innenstädte eine Funktionserweiterung. Bisher seien sie nur Konsum, Gastronomie und Verwaltung zugeordnet gewesen. Von daher sei das C&A-Projekt ziel- und zukunftsorientiert. „Wohnen kann eine Möglichkeit sein, die Innenstädte wieder zu beleben, aber das natürlich auch erst ab dem ersten oder zweiten Obergeschoss. Erdgeschoss und erstes Obergeschoss bleiben immer noch fraglich, was daraus werden kann.“

Leer stehende Geschäftsgebäude – ein Zeichen von Wandel
Audio [SR 3, (c) SR, 10.07.2025, Länge: 04:05 Min.]
Leer stehende Geschäftsgebäude – ein Zeichen von Wandel

Individuelle Betrachtung nötig

Eine Blaupause für eine solche Umgestaltung gibt es nach den Worten Stahnkes noch nicht. Man müsse individuell betrachten, was an einem Standort möglich sei, welche Bedürfnisse Stadt und Anwohner hätten und was man daraus entwickeln kann. „Und um diese Fragen zu beantworten, die müssen wir sozusagen als Planer mit der Verwaltung zusammen und aber auch mit Investoren klären. Das heißt also, man muss sich früh gemeinsam an den Tisch setzen, Kommunikation betreiben, um zu sehen: Okay, das geht da, und das geht dort nicht.“ Das passiert nach Ansicht des Stadtplaners in Deutschland noch viel zu selten.

Ein Umbau alter Bausubstanz ist allerdings nicht einfach. Stahnke verweist auf Änderungen, die vorgenommen werden müssen, etwa beim Brand- oder Schallschutz. Bei Geschäftsgebäuden wie dem von C&A müsse die Gebäudetiefe reduziert werden, um später in alle Wohnungen Licht zu bekommen.

Änderung in der Landesbauordnung

Um derartige Umbauten zu erleichtern, soll laut Stahnke die Landesbauordnung geändert werden. Die Architektenkammer versuche, den Gebäudetyp E zu etablieren – E für einfaches, experimentelles Bauen. „Das heißt also, es wird Gebäude geben können, wo sich Eigentümer und Nutzer darüber verständigen, dass nicht alle Vorschriften bis ins Kleinste eingehalten werden müssen. Sondern man einigt sich darauf zu sagen: Wir verzichten vielleicht auf die höchsten Schallschutzanforderungen, gehen da ein bisschen runter und akzeptieren, dass da vielleicht ein bisschen mehr zu hören ist vom Nachbarn oder sowas. Aber dafür reduzieren wir die Baukosten.“

Über dieses Thema haben der „aktuelle bericht“ im SR Fernsehen und die SR 3 Region am Nachmittag vom 10.07.2025 berichtet.


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