Personalausfälle bremsen saarländischen ÖPNV aus

Weiterhin Busausfälle in Saarbrücken

mit Informationen von Stephan Deppen und Felix Schneider   21.08.2023 | 19:07 Uhr

In Saarbrücken sorgen Busausfälle seit Längerem für Diskussionen. Die Aufsichtsratsvorsitzende der Saarbahn und Saarbrücker Bürgermeisterin Meyer fordert Abhilfe. Bei der Saarbahn selbst wird nichts beschönigt, sondern eine Lösung gesucht.

Die Qualität müsse besser werden, sagte Saarbahn-Geschäftsführer Karsten Nagel selbstkritisch im SR-Interview. Das Unternehmen hat seit einigen Wochen mit erhöhten Krankenständen zu kämpfen.

Video [aktueller bericht, 21.08.2023, Länge: 2:45 Min.]
Weiterhin Busausfälle in Saarbrücken

Aber nicht nur die seien problematisch, sondern vor allem auch kurzfristige Personalengpässe. "Ganz, ganz schwierig ist – und das kann sich wohl jeder vorstellen – die spontane Abmeldung und gerade, wenn wir Krankmeldungen haben, die sich dann häufen", erklärt Nagel. "Wir haben es manchmal dann auch da, wo wir es am wenigsten gebrauchen können, um das Wochenende herum."

Fahrerreserve wird aufgestockt

Das Unternehmen reagiert: Aktuell gebe es eine Sitzreserve von vier bis sechs Fahrerinnen und Fahrern, die täglich darauf warten, ob sie einspringen müssen. Da das in den letzten Wochen nicht ausgereicht habe, werde diese Reserve nun um zwei zusätzliche Fahrer erhöht, kündigte Nagel an.

Video [aktueller bericht, 21.08.2023, Länge: 4:04 Min.]
„Wir haben bundesweit einen massiven Personalmangel“

Teils stundenlange Ausfälle auf einzelnen Strecken

Der Auftraggeber – die Stadt Saarbrücken – ist mit bis zu 60 ausfallenden Fahrten pro Tag nicht zufrieden. Zwar sind das nur etwa drei Prozent aller Fahrten. Auf manchen Strecken fährt dann aber zeitweise gar kein Bus mehr.

Die Aufsichtsratsvorsitzende und Saarbrücker Bürgermeisterin Barbara Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) will Verbesserungen sehen: "Ziel muss es aus meiner Sicht sein, auf allen Linien ein aus Kundensicht vertretbares Ausmaß an Leistungen aufrecht erhalten zu können", so Meyer. Vor allem Komplettausfälle für mehrere Stunden gelte es zu verhindern.

Besseres Gesundheitsmanagement, mehr Personal

Gar keine Ausfälle mehr zu haben wird aus Sicht der Saarbahn nicht zu erreichen sein. Spezielle Programme rund um das Gesundheitsmanagement sollen ausgebaut, Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitsbelastung kritisch hinterfragt werden.

Grundsätzlich werde die Saarbahn weiterhin über Plan einstellen, um Ausfälle so weit wie möglich zu verhindern, sagte Geschäftsführer Nagel. Und bisher hätten ausgeschriebene Stellen auch schnell wieder besetzt werden können.

Fahrtausfälle auch bei der DB Regio

Die Gewerkschaft Verdi blickt dennoch mit Sorge in die Zukunft. Sie hatte zuletzt auf die anstehende Verrentungswelle hingewiesen. Zudem gebe es mittlerweile auch einen Instandsetzungs- und Reparaturstau bei der Saarbahn.

Fahrtausfälle sind nicht nur bei der Saarbahn ein Problem. Auch die DB Regio hat derzeit mit einem hohen Krankenstand zu kämpfen. Statt Zügen verkehren deshalb aktuell zwischen Dillingen und Niedaltdorf nur Ersatzbusse.

Über dieses Thema berichtet die SR 3 Rundschau am 21.08.2023.


Mehr zum ÖPNV im Saarland

Fahrtausfälle nur "Spitze des Eisbergs"
Verdi sieht ÖPNV im Saarland in Gefahr
Die Gewerkschaft Verdi beklagt einen Instandsetzungs- und Reparaturstau bei der Saarbahn. Ein Ausfall mehrerer Bahnen sei absehbar. Zugleich kritisiert Verdi die Arbeitsbedingungen. Mit denen sei es schwierig, Personal für Fahrdienst, die Werkstätten und die Verwaltung zu finden.

Wegen Personalmangels
Züge zwischen Dillingen und Niedaltdorf fallen weiterhin aus
Die Regionalbahnen zwischen Dillingen und Niedaltdorf fallen auch in dieser Woche aus. Auf der Strecke werden noch bis nächsten Sonntag ganztägig Ersatzbusse eingesetzt. Grund für die Ausfälle ist laut Bahn ein hoher Krankenstand.

Verkehrsministerin Berg will ÖPNV attraktiver machen
Audio [SR 3, Janek Böffel, 08.08.2023, Länge: 03:10 Min.]
Verkehrsministerin Berg will ÖPNV attraktiver machen
Das Deutschland-Ticket für Busse und Bahnen wird im Saarland immer häufiger verkauft. Aber im ÖPNV sind noch viele Verbesserungen möglich, die Verkehrsministerin Berg angehen will. Auch Radfahrer sollen profitieren.

Ministerin Berg für landesweites Netz
Ärger über schlechte ÖPNV-Verbindungen
Eine Studie sieht das Saarland weit vorne, wenn es um die Erreichbarkeit von Bus- oder Bahnhaltestellen geht. Doch kurze Wege sorgen nicht für gute Verbindungen. Das zeigen zwei Beispiele aus Neunkirchen. Zur Verbesserung plant Mobilitätsministerin Berg ein landesweites Netz.

"Mobilität endet nicht an der kommunalen Grenze"
Kommunales Verkehrsnetzwerk soll ausgebaut werden
Klimaschutz ist ein Ziel vieler Kommunen. Dazu muss die Mobilität ausgebaut werden, damit sich der Umstieg vom eigenen Auto auf Bus und Bahn auch lohnt. Dafür soll die Fortbildung kommunaler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Mobilitätsmanagern sorgen. Dabei handelt es sich um ein freiwilliges Angebot.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja