Pflegeheimbewohner im Saarland müssen erneut mehr zahlen

Pflegeheimbewohner im Saarland müssen erneut mehr zahlen

  11.01.2024 | 15:19 Uhr

Wer im Saarland in einem Heim gepflegt wird, muss künftig noch tiefer in die Tasche greifen. Zwar zahlen die Pflegekassen seit Jahresbeginn zum Teil höhere Zuschläge zu den Eigenanteilen. Das kann die gestiegenen Kosten aber nur teilweise ausgleichen.

Zum Stichtag 1. Januar 2024 sind die Kosten für Pflegeheimbewohner erneut gestiegen. Am teuersten ist die Pflege im Saarland, am günstigsten in Sachsen-Anhalt. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (VDEK) hervor.

Rund 200 Euro mehr pro Monat

Im Saarland liegt der durchschnittliche Eigenanteil demnach für das erste Jahr derzeit bei 2981 Euro pro Monat – 199 Euro mehr als im Januar 2023. Auch im Vergleich zu Juli gab es einen deutlichen Anstieg um 140 Euro.

Im Bundesschnitt stieg der Eigenanteil auf 2576 Euro pro Monat. In Sachsen-Anhalt fallen 2017 Euro im Monat an.

Bei den angegebenen Werten handelt es sich jeweils um Durchschnittswerte für Menschen mit einem Pflegegrad von 2 bis 5. Die tatsächlichen Kosten können von Heim zu Heim variieren. Einen Überblick gibt die VDEK-Website "Pflegelotse".

VDEK fordert Reform der Pflegeversicherung

Dass die Kosten für den Pflegeheimplatz nicht noch höher ausfallen, liegt an Zuschüssen, die die Pflegekassen seit 2022 für pflegebedingte Aufwendungen zahlen. Sie sind zum 1. Januar ebenfalls gestiegen für die Heimpflege im ersten Jahr von fünf auf 15 Prozent.

"Damit wird die Zusatzbelastung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen zumindest abgebremst", so der Leiter des VDEK im Saarland, Martin Schneider. Ohne den Zuschlag läge der Eigenanteil im ersten Jahr bei durchschnittlich 3216 Euro im Monat und damit 369 Euro höher als im Januar 2023.

Im zweiten und dritten Jahr steigt zwar der Zuschuss, der Eigenanteil liegt dann aber immer noch weit über 2000 Euro. "Wir sehen diese Entwicklung weiterhin mit großer Sorge. Sie bringt viele Pflegebedürftige nach wie vor an die Grenze ihrer finanziellen Belastbarkeit", sagte Schneider. Es brauche deshalb dringend eine Strukturreform in der Pflegeversicherung.

Auch Sozialverband VdK für Reform der Pflege

Ähnlich sieht das auch der Sozialverband VdK. "Pflege macht arm. Mehr als die Hälfte der Bewohner muss Hilfe zur Pflege beantragen und wird dadurch zu Taschengeldempfängern", sagt VdK-Landesgeschäftsführer Peter Springborn.

"Die Pflegereform ist verunglückt, die höheren Zuschüsse können den Anstieg der Kosten nicht ausgleichen", kritisiert Springborn. Er fordert eine "echte Reform" der Pflegeversicherung, bei der Heimbewohner nur noch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung bezahlen müssten.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 11.01.2024 berichtet.


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