Keine angemessenen Heimplätze für Pflegebedürftige junge Menschen

Junge Pflege im Saarland lässt auf sich warten

Steffani Balle   22.12.2023 | 12:30 Uhr

Junge Menschen, die durch einen Unfall oder eine Krankheit auf Pflege angewiesen sind, haben im Saarland nur zwei Möglichkeiten: Entweder gibt es zu Hause die Möglichkeit der ambulanten Pflege, oder aber sie bekommen einen Platz in einem Pflegeheim - zusammen mit den Seniorinnen und Senioren, die ihre letzten Tage dort verleben. Die 47-jährige Nina aus St. Ingbert ist in einer solchen Lage.

Aus dem Rollstuhl aufstehen kann Nina nicht. Wegen einer bösartigen Krankheit im Gehirn musste sie vor knapp zwei Jahren operiert werden. Leider war der Erfolg der Operation nicht so gut wie gewünscht. Nach wochenlangem Koma und einer neurologischen Intensiv-Reha wurde Nina in ihrem heutigen Zustand entlassen - schwer behindert und pflegebedüftig. "Nina hat Pflegegrad 5. Sie hat starke kognitive Einschränkungen und ist komplett auf Hilfe angewiesen", so ihre Schwester Angela.

Gezielte Therapie könnte helfen

Aber dabei wollen es Freunde und Familie nicht belassen. Sie haben sich an die Stiftung Lebenswerte in Blieskastel gewandt, mit der Bitte um Unterstützung. Deren Geschäftsführer Michael Meyer denkt auch, dass bei Nina durch gezielte Therapien noch Einiges an Hirnleistung zu reaktivieren wäre.

Private Möglichkeiten sind begrenzt

Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie, also den Grundstock an Übungen bei neurologischen Erkrankungen, hat Ninas Familie bereits organisiert. "Das sind Therapieeinheiten von 30 bis 60 Minuten. Das ist für eine Woche letztendlich aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein", so die Schwester.

Musiktherapie, Robotik-gestützte Bewegungstherapie oder ähnlich Hilfreiches - das ist von Privatleuten im Saarland nicht zu stemmen. Solch ein Angebot müsste ein auf junge Bewohner ausgerichtetes Pflegeheim anbieten.

Junge Pflege im Saarland lässt auf sich warten

Auf Nachfrage, wie weit denn die Planungen für die Junge Pflege im Saarland gediehen ist, antwortet Sozialminister Jung (SPD) schriftlich:

"Dafür werden mit den Landkreisen und dem Regionalverband aktuell Gespräche geführt, um den Bedarf vor Ort zu erörtern und hieraus mögliche Maßnahmen in Abstimmung mit den Beteiligten abzuleiten. Die Schaffung von neuen Angeboten ist Aufgabe der Träger.“

Das klingt nicht danach, als ob in der nächsten Zeit im Saarland ein Extra-Pflegeheim für Menschen unter 65 Jahre eingerichtet werden würde.

Einige Träger haben sich selbst auf den Weg gemacht, eine Station innerhalb ihrer Pflegeheime für junge Pflegebedürftige einzurichten. Aber auch hier ist die vorsichtige Schätzung: Bis alle Voraussetzungen erfüllt sind und ein Heim in der Lage ist, den speziellen Bedürfnisse der jungen Bewohner gerecht zu werden, werden wohl noch zwei, drei Jahre ins Land ziehen. Verlorene Zeit für Nina.

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 22.12.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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