Auswirkungen der Grenzkontrollen auf die Saar-Wirtschaft

Wie wirken sich die Grenzkontrollen auf die Saar-Wirtschaft aus?

mit Informationen von Marco Karp   20.05.2025 | 19:34 Uhr

Erstmals seit 20 Jahren gibt es weniger deutsche Grenzpendler zwischen Deutschland und Luxemburg. Das liegt an den Grenzkontrollen, die Anfang Mai verschärft wurden. Auch der saarländische Einzelhandel bekommt das zu spüren.

Anfang Mai sind die Grenzkontrollen in Deutschland nochmal weiter verschärft worden. Bei den saarländischen Nachbarn hatte das für viel Unmut gesorgt – etwa in Luxemburg. Nun zeigt sich: Die Grenzkontrollen wirken sich auch auf das Saarland aus.

Zahl der Grenzpendler gesunken

Wegen der verschärften einseitigen Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Luxemburg ist etwa die Zahl an deutschen Grenzpendlern zum ersten Mal seit 20 Jahren gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt die Grenzraumforscherin der Universität Luxemburg, Birte Nienaber.

Sie beobachtet zum Beispiel, dass das Saarland als Wohnort für Menschen, die in Luxemburg arbeiten an Attraktivität verliert. Die Menschen würden nicht gerne im Stau stehen. "Work-Life-Balance ist für viele Menschen ein wichtiger Aspekt", sagte sie dem SR.

Auswirkungen hätten die Kontrollen auch auf den saarländischen Einzelhandel, weil Luxemburger weniger im Saarland kauften. Zudem behinderten die Grenzkontrollen den Warenverkehr nach ganz Deutschland.

Video [aktueller bericht, 20.05.2025, Länge: 3:04 Min.]
Wirtschaftliche Auswirkungen auf verschärfte Grenzkontrollen

Weniger Kunden aus Luxemburg

Das spürt auch Sabine Jänke, die seit 14 Jahren in Perl ihren Laden "Sabines Papierstübchen" führt. 80 Prozent ihrer Kunden sind Luxemburger. Sie lassen sich Pakete in den Schreibwarenladen schicken, weil Online-Bestellungen nach Deutschland günstiger und unkomplizierter sind.

Doch seit die Grenze vor allem auf der Autobahnbrücke hinter Schengen wieder dauerhaft kontrolliert wird, kommen die Luxemburger immer seltener rüber. "Diejenigen, die manchmal zwei-, dreimal die Woche gekommen sind, die kommen da vielleicht noch einmal oder noch alle zwei Wochen", erzählt Jänke.

Manche würden auch einen großen Umweg in Kauf nehmen, weil sie nicht an der Grenzkontrolle vorbei möchten. Vor allem in der Hauptverkehrszeit, morgens und am Nachmittag, würden immer weniger Luxemburger nach Perl fahren, wenn sie nicht unbedingt müssten.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 20.05.2025 im SR Fernsehen berichtet.


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