Zweites Gutachten zum Fall Dillinger

Zweiter Zwischenbericht zum Fall Dillinger vorgestellt

Patrick Wiermer / Onlinefassung: Anne Staut   13.12.2023 | 16:53 Uhr

Der mittlerweile verstorbene Priester Edmund Dillinger steht unter Missbrauchsverdacht, nachdem in seiner Wohnung unter anderem jugendpornografische Fotos gefunden wurden. Am Mittwoch wurde der zweite Zwischenbericht der Unabhängigen Aufarbeitungskommission zum Fall vorgestellt.

Die Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe gegen den Priester Edmund Dillinger gestaltet sich als schwierig. Schon der erste Bericht der beiden im Auftrag der Aufarbeitungskommission eingesetzten Ermittler im September zeugt von der mühsamen Suche nach Zeugen und direkt Betroffenen, nach konkreten Hinweisen auf Missbrauchstaten.

Video [aktueller bericht 13.12.2023, Länge: 2:55 Min.]
Zweiter Zwischenbericht zum Fall Dillinger vorgestellt

Neun Betroffene ermittelt

Schon damals kritisierten die Ermittler, zwei ehemalige Staatsanwälte, die schlampige Aktenführung im Bistum, aber auch das Vorgehen der Staatsanwaltschaft Saarbrücken - eine Kritik, die sie auch bei der Vorstellung des zweiten Zwischenberichts am Mittwoch wiederholten.

Inzwischen haben die Ermittler neun Betroffene namentlich identifiziert. Mit sieben von ihnen hatten sie Kontakt. Genauer berichtet wurde von Fällen aus den 60er Jahren und von 1970. Damals Jugendliche berichteten demnach von Übergriffen bei einer Zelttour in Tunesien, im Pfarrhaus von Hermeskeil und bei einer Rom-Wallfahrt, bei der es auch zu einem tätlichen Übergriff kam.

Außerdem berichtete ein Zeuge von einer Art Mafia, einem Kreis von Pädophilen um Dillinger. Vieles sind allerdings vage Hinweise. Die Ermittler rufen weitere Zeugen auf, sich zu melden.

Vorwürfe verschleiert

Die Dimension des Falls Dillinger lässt sich bislang nur erahnen. Der Friedrichsthaler Priester galt als gut vernetzt bis in die Spitze der katholischen Kirche.

Jahrzehntelang kam er auch über Hilfsprojekte in Afrika mit Studenten, Jugendlichen und Kindern in Kontakt. Erste Missbrauchsfälle wurden bereits in den 1960er Jahren aktenkundig. Das Bistum verschleierte die Vorwürfe.

Der Abschlussbericht der Ermittler soll im ersten Halbjahr 2024 vorliegen.

Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 12.12.2023 berichtet.


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