Hochwasser. Ein Fluss ist über die Ufer getreten. Anzeige des Pegelstandes. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)

Wie schützen sich Schiffweiler und drei andere Kommunen vor Hochwasser?

Daniel Novickij   28.01.2024 | 11:20 Uhr

48 Kommunen im Saarland haben ein Hochwasser- und Starkregenkonzept oder haben sich im Dialog mit der Landesregierung damit beschäftigt. Schiffweiler, Wadgassen, Spiesen-Elversberg und Saarlouis gehören nicht dazu. Wie schützen sich diese Kommunen vor Hochwasser?

Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und Felder - das Hochwasser hatte das Saarland Anfang Januar einige Tage auf Trapp gehalten, doch die Hochwasser- und Starkregenschutzkonzepte der Städte und Gemeinden hätten Schlimmeres verhindert, bilanzierte der saarländische Innenminister Reinhold Jost (SPD).

48 Kommunen im Saarland verfügen nach Angaben des saarländischen Umweltministeriums über ein entsprechendes Konzept oder haben sich im ständigen Austausch mit dem Umweltministerium zumindest mit einem solchen befasst. Die Gemeinden Schiffweiler, Wadgassen, Spiesen-Elversberg und die Stadt Saarlouis gehören dem Ministerium zufolge derzeit aber nicht dazu. Doch wie schützen sich diese Kommunen aktuell vor Starkregen und Hochwasser?

Schiffweiler: Bald soll es ein Hochwasserschutzkonzept geben

"Die Gemeinde Schiffweiler hat in den vergangenen Jahren bereits umfangreiche Arbeiten vorgenommen, um die Bevölkerung vor Hochwasser zu schützen", sagt Bürgermeister Markus Fuchs. Beispielsweise seien in Stennweiler 4,6 Millionen Euro in ein neues Trennsystem bei der Abwasserentsorgung investiert worden, nachdem es dort immer wieder zu Überschwemmungen gekommen sei. Seitdem gebe es in Stennweiler damit keine Probleme mehr, so Fuchs.

Demnächst solle es aber auch für Schiffweiler ein Hochwasser- und Starkregenschutzkonzept geben. "Das wird der nächste Baustein", sagt Fuchs. Im kommenden Haushalt seien bereits die entsprechenden Gelder angemeldet. Zu einer genauen Summe könne die Gemeinde derzeit keine Auskunft geben. Die Gesamtkosten für das Konzept dürften aber im niedrigen sechsstelligen Eurobereich liegen.

Zudem soll beim Land im Februar ein entsprechender Förderantrag eingereicht werden. "Wir hatten uns nie bewusst gegen ein Schutzkonzept entschieden, sondern unseren Fokus erst auf andere Maßnahmen gelegt", ergänzt der Leiter des Bau- und Umweltamts der Gemeinde Schiffweiler, Thorsten Siebrasse.

Wadgassen: "Wir setzen auf Forschung und Warnsysteme"

Die Gemeinde Wadgassen habe sich noch gegen die Erstellung eines Hochwasserschutzkonzepts entschieden und setzte stattdessen derzeit auf andere Alternativen, so ein Gemeindesprecher. Wadgassen nehme etwa aktuell an einer Simulationsstudie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar teil, bei der ermittelt werden soll, wo in der Gemeinde mögliche Gefahrenstellen für Starkregen und Hochwasser wären. Dort solle dann im Anschluss baulich nachgebessert werden, um die Menschen besser zu schützen. Die Studie sei bereits weit fortgeschritten.

Zudem sei geplant, in der Gemeinde künftig sensorische Warnsysteme zu installieren, um mögliche Gefahren schneller zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Spiesen-Elversberg: Hochwasserschutzkonzept, bloß ein anderes

"Die Gemeinde Spiesen-Elversberg arbeitet seit 2006 im Rahmen eines kommunalen Niederschlagswasser-Bewirtschaftungs-Konzepts (NIWABEKO) am Hochwasserschutz", erklärt der Leiter des Bau- und Umweltamts der Gemeinde Spiesen-Elversberg, Michael Arend. Das sei ein entsprechendes Schutzkonzept, bloß ein anderes. So seien etwa zusätzliche Regenwasserkanäle gebaut worden. Seitdem habe es keine Hochwasserereignisse mehr in der Gemeinde gegeben.

Zudem gebe es in Spiesen direkt hinter dem Werkstattzentrum für behinderte Menschen der Lebenshilfe (WZB) ein großes natürliches Rückhaltebecken, das bis zu 3000 Kubikmeter umfasst und damit das Oberflächenwasser bei Starkregen abpuffert. Lediglich in Elversberg gebe es im Bereich der Straße "Zum Brünnchen" eine Überlastung bei Starkregen. Dort solle aber noch in diesem Jahr nachgebessert werden, so Arend.

Die Gemeinde sei auch seit dem Jahr 2010 Mitglied Netzwerkes "Mittlere Saar", das aus fünf Partner besteht, die sich immer wieder über ihre Erfahrung zu Hochwasser austauschen würden.

Saarlouis: Bund fördert Hochwasserschutz, nicht das Saarland

"Die Stadt Saarlouis besitzt ein Hochwasser- und Starkregenschutzkonzept", so ein Sprecher der Stadt. Der Unterschied sei nur, dass Saarlouis sich um keine Fördermittel beim Land, sondern beim Bund bemüht hat. Da diese "attraktiver" schienen. Es sei in den vergangenen Jahren auch bereits vielfach in den Hochwasserschutz investiert worden, auch in Zukunft würden einige Projekte in dieser Richtung anstehen.

Beispielsweise seien Kanäle modernisiert oder Bäche wie Mühlenbach und Ellbach renaturiert worden. Zudem verfolge Saarlouis das Ziel, eine "Schwammstadt" zu werden. Unter anderem sollen im Rahmen eines "Straßenbaumprogramm" künftig in Starkregen-Hotspots, etwa an Straßen, Bäume gepflanzt werden, die das Wasser auf natürliche Weise wie Schwämme mit ihren Wurzeln aufsaugen sollen. Die Bäumen sollen ab 2025/2026 gepflanzt werden. Es gebe aber noch viele andere Projekte zur Begrünung in Saarlouis.

Zudem besitze Saarlouis eine vom Bund geförderte digitale Starkregenkarte, das sei einzigartig im Saarland. Sie zeige eine Simulation über besonders von Hochwasser und Starkregen gefährdete Stellen in der Stadt. Diese Informationen könnten Einsatzkräfte wie Feuerwehr oder THW verwenden, um sich besser auf Hochwasser vorzubereiten und ihre Schutzmaßnahmen besser zu steuern.


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