Zahl der Scheidungen im Saarland sinkt auf Tiefstand
Die Zahl der Ehescheidungen im Saarland ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Am häufigsten zerbrechen Ehen in den ersten Jahren. Meistens reichen die Frauen die Scheidung ein.
1638 Ehen sind im Jahr 2023 im Saarland geschieden worden. Das war die niedrigste Zahl an Scheidungen seit mehr als 20 Jahren. Ähnlich wie die Zahl der Trauungen ist damit auch die Zahl der Scheidungen seit Jahren rückläufig.
Beide Entwicklungen hängen möglicherweise miteinander zusammen, wie auch der Beziehungsexperte, Psychotherapeut Wolfgang Krüger der Nachrichtenagentur dpa erklärt: "Diejenigen, die heiraten, heiraten sehr bewusst, weil sie auch in späteren Jahren heiraten", sagte Krüger dazu. Sie seien reifer, hätten mehr Erfahrung mit der Liebe und heirateten zum Beispiel auch erst, nachdem man zusammenwohne.
All diese Faktoren würden letztlich zu langlebigeren und funktionierenden Ehen führen: "Insofern sind die Hochzeiten von heute oft geprüfte Beziehungen."
Das "verflixte siebte Jahr"
Wenn Ehen dann doch zerbrechen, so meistens in den ersten Jahren. Zumindest für 2023 stimmt sogar der Mythos vom "verflixten siebten Jahr". Die meisten Ehen in diesem Jahr – insgesamt 97 – wurden nach siebenjähriger Ehedauer geschieden.
Generell wurden die Ehen im Saarland am häufigsten nach vier bis acht Jahren Ehedauer geschieden. So gab es im Saarland zum Beispiel in den letzten 25 Jahren doppelt so viele Scheidungen nach sechs Jahren wie nach einer Ehedauer von 16 Jahren.
Frauen reichen häufiger die Scheidung ein
Meistens reicht die Frau die Scheidung ein – so auch 2023 im Saarland. In 53,1 Prozent der Fälle beantragte die Frau und in 8,2 Prozent beantragten beide Partner zusammen die Scheidung. Der Mann reichte die Scheidung in 38,7 Prozent der Fälle ein.
Mehrere Forschungen haben sich bereits mit der Frage beschäftigt, warum Paare sich trennen und warum dabei häufiger von Frauen die Initiative ausgeht. Der US-Forscher Michael Rosenfeld von der Stanford University kam in seiner Studie 2015 zum Beispiel zu dem Schluss, dass ein Grund in den veränderten Lebensumstände durch eine Ehe liege.
Frauen berichteten häufiger von einer schlechteren Lebensqualität – weil es in einer Ehe eben häufiger doch noch eine traditionelle Rollenverteilung gebe. So sei es noch immer üblich, dass die Frau den größten Teil der Hausarbeit übernimmt und die Kinder versorgt.
Auch andere Gründe können eine Rolle spielen. So hatte etwa eine frühere Studie von Guy Bodenmann, Thomas Bradbury und Sabine Maderasz gezeigt, dass auch eine unterschiedliche Entwicklung der Partner und enttäuschte Erwartungen an die Partnerschaft eine große Rolle spielen.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 14.02.2025 berichtet.