Frankreichstrategie noch mit Luft nach oben
Die meisten Saarländer halten die Frankreichstrategie der Landesregierung für eine gute Sache. Viele wünschen sich aber gleichzeitig, dass die Bürger mehr eingebunden werden, zeigt jetzt eine Studie. Dafür gibt es sogar konkrete Vorschläge.
Das Saarland soll Brücke nach Deutschland und Tor zu Frankreich werden – so formulierte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) das Ziel der Frankreichstrategie im Jahr 2014. Die Maßnahmen dafür sind vielfältig. Französischunterricht ab der ersten Klasse, Französischkenntnisse als Voraussetzung für Landesbedienstete und der Wunsch, dass innerhalb einer Generation Französisch als Verkehrssprache etabliert wird, dass also die Saarländer sicher im Umgang damit sind.
Der Plan ist ehrgeizig und kann nur gelingen, wenn die Bürger mitmachen. In einer Studie hat Philipp Krämer von der Freien Universität Berlin nun untersucht, ob die Saarländer hinter der Frankreichstrategie stehen – und das ist offensichtlich der Fall. Eine klare Mehrheit der rund 1300 Befragten bewertet die Ziele der Strategie als gut oder eher gut.
Skepsis im Nordsaarland
Allerdings sieht das in einigen Teilen des Nordsaarlandes anders aus. Krämer erklärt sich das über die Distanz: „Die regelmäßige Interaktion mit Frankreich ist im Nordsaarland vermutlich tatsächlich deutlich geringer als in Grenznähe und vor allem in Saarbrücken“, vermutet der promovierte Sprachwissenschaftler als Hintergrund.
Ebenso ist auffällig, dass zwar die meisten Saarländer die Frankreichstrategie befürworten, sie gleichzeitig aber nicht als für sich relevant einschätzen. „Anscheinend machen die Befragten einen Unterschied zwischen der Relevanz für sich selbst und dem ‚großen Ganzen‘“, sagt Krämer. „Sie nehmen wahr, dass die Frankreichstrategie insgesamt eine gute Idee sein kann, auch wenn sie selbst davon wenig betroffen sind.“
Saarländer wollen mehr Mitspracherecht
Auch deshalb werden vielleicht die Maßnahmen der Strategie positiv bewertet, die Beteiligung der Bürger aber nicht. Eine überwältigende Mehrheit sieht hier deutlichen Verbesserungsbedarf. In einem Kommentarfeld hinterließen Teilnehmer der Studie dafür einige Vorschläge, dazu gehören Sprachenlernen in der Mittagspause oder Projekte für Senioren – oder etwa den konkreten Wunsch, „dass man bei einzelnen Maßnahmen seine Meinung sagen kann, ob man sie möchte oder nicht“, erläutert Krämer.
Ein Ansatz zum Erfolg könnte für die Landesregierung also genau hier liegen, urteilt der Forscher. Die Frankreichstrategie dürfe nicht als Zwangsmaßnahme wahrgenommen werden. Wenn diesem Eindruck entgegengewirkt werden kann, könne man den Rückhalt weiter stärken.
Die vollständige Studie finden Sie hier zum Download.