Paulina Krasa und Laura Wohlers, Journalistinnen und Hosts des „Mordlust“-Podcasts (Foto: WDR)

Was eine Saar-Anwaltskanzlei mit dem True-Crime-Podcast "Mordlust" zu tun hat

Martina Kind   28.04.2024 | 15:27 Uhr

Millionen Menschen hören den True-Crime-Podcast "Mordlust" von Laura Wohlers und Paulina Krasa. Seit gut einem halben Jahr steckt auch ein Stück Saarland in den Folgen. Denn die rechtliche Abnahme der Podcast-Episoden erfolgt in St. Ingbert.

Der True-Crime-Podcast "Mordlust", der sich eigenen Angaben zufolge mit Kriminalfällen aus Deutschland und ihren Hintergründen befasst, zählt zu den beliebtesten Podcasts seiner Art. Millionen Menschen hören den beiden Journalistinnen Laura Wohlers und Paulina Krasa dabei zu, wie sie wöchentlich von wahren Verbrechen berichten und deren strafrechtliche und psychologische Aspekte beleuchten. 150 Folgen haben sie inzwischen veröffentlicht, zuletzt zum Thema häusliche Gewalt.

Nach Aufruf bei Instagram beworben

Juristisch absichern lassen sie sich dabei inzwischen von Abel und Kollegen, einer Rechtsanwaltskanzlei aus St. Ingbert. Zustande gekommen sei die Zusammenarbeit vor gut einem halben Jahr, erzählt der Rechtsanwalt Benedikt Müller. "Wir haben uns auf eine Annonce von "Mordlust" bei Instagram gemeldet".

Gesucht worden sei eine Kanzlei, die der Redaktion bei juristischen Fragestellungen helfe und die Folgen vor der Veröffentlichung diesbezüglich auf ihre Richtigkeit prüfe. "Tatsächlich ist es ohne entsprechenden Background schwierig, komplexe juristische Sachverhalte korrekt und verständlich aufzubereiten."

Darin hätten ihn andere True-Crime-Formate bereits bestätigt. "Als Experte gibt es manchmal schon Aussagen, gerade, wenn es um die strafrechtliche Aufarbeitung geht, bei denen man sich denkt: Das war jetzt aber nicht ganz zutreffend dargestellt, da hätte ein wenig mehr juristisches Fingerspitzengefühl geholfen", erzählt Müller.

Eigene Auftritte im Podcast

Seitdem die Zusammenarbeit mit "Mordlust" besiegelt ist, bekommen Müller und seine Kollegen nun wöchentlich Rohfassungen der Folgen zugeschickt. "Wir hören uns diese dann von Anfang bis Ende an und machen uns Notizen, wenn wir beispielsweise denken, dieser oder jene Aspekt müsste bei der juristischen Besprechung der Fälle noch berücksichtigt werden."

Oder sie erklären es einfach direkt selbst: In Folge 131 ("Tödliche Wege zum Ziel"), 142 ("Der letzte Wille") und 148 ("Schwere Schuld") des Podcasts haben Müller und seine Kollegen – Dr. Kai-Daniel Weil (ebenfalls Strafverteidiger) und Hans-Robert Ilting (Fachanwalt unter anderem für Erbrecht) – auch eigene Auftritte. In Folge 131 steht das Mordmerkmal der Ermöglichungsabsicht im Fokus. Wie dieses definiert wird und wann es zutrifft, darüber klärt Müller im Podcast auf.

Bei der Ermöglichungsabsicht gehe es demnach darum, "dass der Mord aus dem zentralen Motiv heraus begangen wird, zusätzliches bzw. weiteres Unrecht zu begehen". In der Folge bespricht Laura Wohlers einen Fall von Kannibalismus, bei dem der Bundesgerichtshof die Mordmerkmale der Tötung zur Befriedigung des Geschlechtstriebs und der Tötung, um eine andere Straftat zu ermöglichen – nämlich die Störung der Totenruhe – verwirklicht sah.

Mitarbeit auch bei "Justitias Wille"

Auch beim jüngsten Projekt von Laura Wohlers und Paulina Krasa "Justitias Wille – Leben in der Waagschale" haben Müller und seine Kollegen bei rechtlichen Fragen beratend und unterstützend zur Seite gestanden. "Die Arbeit war im Vergleich etwas anspruchsvoller", so Müller. Für den Podcast haben Wohlers und Krasa einen Prozess zu einem umstrittenen Suizidhilfefall vom Anfang bis zum Schluss begleitet und über alle Prozesstage berichtet.

"Weil die Folgen sehr kurzfristig erschienen sind, wir entsprechend schnell reagieren mussten, und das Thema Sterbehilfe auch in juristischen Kreisen nicht unumstritten ist, mussten wir hier sehr aufmerksam sein", erzählt der Rechtsanwalt. "Hinzu kam, dass immer ein spezielles Augenmerk darauf gerichtet werden musste, dass die besonderen Anforderungen, die an eine prozessbegleitende Berichterstattung gestellt werden, eingehalten werden."

Anders als bei den "Mordlust"-Fällen sei das Verfahren, um das es in "Justitias Wille" ging, nämlich gerade nicht rechtskräftig abgeschlossen, "sodass hier ganz besonders auf eine gewisse Neutralität geachtet werden musste", erklärt Müller. Spaß gemacht habe die Arbeit an dem Podcast trotzdem.

"Bereichernde Erfahrung"

Die Streaming-Plattform Spotify, auf der die "Mordlust"-Folgen unter anderem wöchentlich erscheinen, hat die beiden Journalistinnen Wohlers und Krasa erst kürzlich für 100 Millionen Streams ausgezeichnet. Dass Müller und seine Kollegen an dem Podcast mitwirken, geht auch an den saarländischen Fans nicht vorbei – entsprechend positiv sei die Resonanz, die man erhalte.

Müller selbst hält die Arbeit an dem Podcast für bereichernd. "Auch als Strafverteidiger muss man sich für die Folgen manchmal mit Fragen auseinandersetzen, die man sich selbst so vorher noch gar nicht gestellt hat", berichtet er. "Daran mitzuwirken, eine riesige Zuhörerschaft dann auch noch über unser Strafrecht aufklären zu können, das ist schon toll."


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