Tobias Hans berät Ferraro-Group bei möglichem Saudi-Arabien-Projekt
In Neunkirchen sitzt eines der größten Abrissunternehmen der Welt: die Ferraro-Group. Die will jetzt nach Saudi-Arabien expandieren. Mit dabei bei möglichen Projekten in dem Land, das wegen seiner Menschenrechtssituation in der Kritik steht: Ex-Ministerpräsident Tobias Hans.
"Good Morning from Al-Khobar in Saudi Arabia” - Guten Morgen aus Al-Khobar in Saudi-Arabien: So grüßt der saarländische CDU-Landtagsabgeordnete und Ex-Ministerpräsident Tobias Hans die Social-Media-Gemeinde der Ferraro-Group in einem Video auf deren Instagram-Seite. Für die Neunkircher Firma, eines der weltweit größten Abrissunternehmen, ist Hans seit 2023 als Berater tätig.
Selbstverständlich sei er während der Landtagsferien an den Persischen Golf gereist. Sein Mandat soll durch seine Beratertätigkeit nicht beeinträchtigt werden, sagt Hans auf SR-Anfrage. Als Inhaber der Tobias Hans GmbH zahlt sich der ehemalige saarländische Ministerpräsident neben seinem Landtagsmandat monatlich nach eigenen Angaben ein Gehalt von 8000 Euro aus.
Saar-Expertise in "Nachhaltigkeit" für Saudi-Arabien
Warum Saudi-Arabien? Das Land, sagt Tobias Hans auf SR-Anfrage, sei gerade sehr daran interessiert, deutsche und europäische Firmen ins Land zu holen. Die Ferraro-Group habe dort schon im vergangenen Jahr Gespräche geführt, nun konkretisiere sich die Zusammenarbeit.
Als Abrissunternehmen wolle man Expertise anbieten, vor allem in Puncto „Nachhaltigkeit“, heißt es im Video: „In der Projektentwicklung, in der Rückbaudemontage, komplexe Industrieanlage und Anlageteile.“
Was genau die Ferraro-Group dort plant, darauf will das Unternehmen derzeit keine Antwort geben. Auf Anfrage heißt es: „Insbesondere weil entsprechende Vertraulichkeitsvereinbarungen greifen. (...) Sobald wir mit unseren Geschäftspartnern in Saudi-Arabien über Medienarbeit und Informationen zu den Projekten Einvernehmen erzielt haben, stehen wir Ihnen sehr gerne für vertiefende Hintergrundinformationen zur Verfügung.“
Vision eines umstrittenen Kronprinzen
In dem Video betont Hans, dass Saudi-Arabien derzeit enorm in Bauaktivitäten investiere. Und zwar im Rahmen der "Vision 2030" von Kronprinz und Premierminister Mohammed Bin Salman.
Der steht immer wieder heftig in der Kritik. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch werfen ihm vor, Menschenrechte massiv zu verletzten. Auch eine Beteiligung Bin Salmans am Mord am saudischen Journalisten Jamal Kashoggi steht bis heute im Raum, auch wenn sie nicht belegt ist.
Für den Ferraro-Berater und Ex-MP Hans scheint die Frage der Menschenrechte kein Problem zu sein. Man habe die Situation vor Ort ganz natürlich angesprochen. Das Land, so Hans auf SR-Nachfrage, treibe die gesellschaftliche Öffnung stark voran. Das Unternehmen, mit dem die Ferraro-Group in Saudi-Arabien zusammenarbeiten könnte, habe eine progressive Diversitätsstrategie, sagt Hans.
Zeitpunkt für Deal offen
Noch sei aber nichts endgültig entschieden. Es könnten immer noch „Red Flags“ auftreten, Gründe, warum eine Zusammenarbeit doch nicht zustande kommt. Aber Hans und sein Partner, die Ferraro-Group, geben sich zuversichtlich. „Gemeinsam mit Tobias erobern wir viele Ländern, aber nicht weil wir sie erobern wollen, sondern weil wir auch nachhaltig sein wollen, weil wir sie weiterbringen wollen“, sagt Firmenchef Giuseppe Ferraro im Video.
Wann die Ferraro-Group und ihr Berater Tobias Hans einen Deal in Saudi-Arabien abschließen, das ist noch offen. Derzeit, so Hans, sei Ramadan, da passiere erst mal nichts. Im Video aber deutet er schon an, dass es nicht der letzte Besuch im Königreich gewesen sein wird: „Wir freuen uns darauf, öfter nach Saudi-Arabien zu kommen, zusammen mit Guiseppe und der Ferraro-Group. Salam Aleikum.“
Über dieses Thema hat auch die SR 3-Sendung "Region am Nachmittag" am 06.02.2025 berichtet.