Bislang größter Prozess zu Betrug mit Coronatests im Saarland startet

Größter Coronabetrugsprozess im Saarland ins Stocken geraten

Thomas Gerber / Onlinefassung: Anne Staut, Sandra Schick   21.05.2025 | 20:07 Uhr

Weil sie mutmaßlich Coronatests falsch abgerechnet haben, müssen sich seit Mittwoch sechs Angeklagte vor dem Landgericht in Saarbrücken verantworten. Gleich zum Auftakt ist der Prozess ins Stocken geraten.

Am Mittwoch hat in Saarbrücken ein weiterer Prozess wegen Abrechnungsbetrugs in ehemaligen Coronatestzentren begonnen. Da einer der sechs Angeklagten zur Tatzeit noch keine 21 Jahre war, findet der Prozess vor der Großen Jugendkammer des Landgerichts statt.

Den Angeklagten wird gewerbs- und bandenmäßiger Betrug zur Last gelegt.

Bislang größter Prozess zu Betrug mit Coronatests gestartet
Audio [SR 3, Studiogespräch: Simin Sadeghi / Thomas Gerber, 21.05.2025, Länge: 03:02 Min.]
Bislang größter Prozess zu Betrug mit Coronatests gestartet

Mehr als drei Millionen Euro Schaden

Treffen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zu, ist es der bislang größte Prozess in Sachen Betrug bei Coronatests. Die sechs Angeklagten hatten insgesamt sieben Testzentren im Raum Saarbrücken betrieben – unter anderem in Burbach, Gersweiler, Sulzbach und Klarenthal.

Innerhalb eines Jahres sollen dort insgesamt rund 250.000 Personen getestet worden sein, wobei mutmaßlich nur die allerwenigsten Tests tatsächlich durchgeführt worden waren.

Die Kassenärztliche Vereinigung zahlte über Monate, der angeklagte Schaden ist beachtlich. Mehr als drei Millionen Euro soll die Bande zu Unrecht kassiert haben.

Prozess soll bis September dauern

Gleich zum Auftakt des Prozesses haben die Verteidiger der sechs Angeklagten die Zusammensetzung des Gerichts gerügt und einen Befangenheitsantrag gegen einen der beiden ehrenamtlichen Schöffen der Großen Jugendkammer gestellt.

Für den Schöffen bestehe möglicherweise ein Interessenskonflikt, da er selbst mehrfach "Kunde" des Sulzbacher Testzentrums der Angeklagten gewesen sei. Die Verteidiger beantragten, ihn als Zeugen im Prozess zu vernehmen. Sollte das Gericht dem Befangenheitsantrag zustimmen, müsste der Prozess mit einem anderen Schöffen wieder neu beginnen.

Mehrjährige Haftstrafen möglich

Die Beschuldigten müssen bei einer Verurteilung mit mehrjährigen Haftstrafen rechnen. Der Jugendkammer des Landgerichts steht ein Mammutprozess ins Haus. Bis Mitte September sind zwölf Prozesstage terminiert.

Urteile in weiteren Corona-Betrugsprozessen bereits gefallen

Der Betrug mit Coronatests ist kein Einzelfall. Im Saarland sind bereits mehrere Urteile in entsprechenden Prozessen gefallen. Ende März waren etwa zwei Angeklagte zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Es besteht der Verdacht, dass es in jedem siebten Coronatestzentrum zu Betrug gekommen ist.

Über dieses Thema hat auch die SR info Rundschau auf SR 3 Saarlandwelle am 21.05.2025 berichtet.


Mehr zum Betrug mit Coronatests

Zehntausende Coronatests zu Unrecht abgerechnet
Angeklagte in Corona-Betrugsprozess zu Haftstrafen verurteilt
Zwei von drei Angeklagten in einem Betrugsprozess um fingierte Coronatests sind am Mittwoch zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Der dritte Angeklagte erhielt eine Bewährungsstrafe. Der entstandene Schaden durch den Betrug liegt bei rund 320.000 Euro.

Zehntausende Tests zu Unrecht abgerechnet?
Teilgeständnisse in neuem Betrugsprozess zu Corona-Testzentren
Die Coronapandemie haben sich Betrüger auch im Saarland zu Nutze gemacht. Vor dem Landgericht müssen sich seit Freitag drei Angeklagte verantworten. Sie sollen zehntausende Coronatests zu Unrecht abgerechnet haben.

890.000 Euro Schaden
Staatsanwaltschaft fordert über vier Jahre Haft für Corona-Testbetrug
Im Betrugsprozess gegen drei Verantwortliche zweier ehemaliger St. Ingberter Coronatest-Zentren muss der Hauptangeklagte mit einer Freiheitsstrafe von circa viereinhalb Jahren rechnen. Den Mitangeklagten drohen Bewährungsstrafen.

Drei Beschuldigte
Weitere Razzia wegen Betrugs in Coronatestzentren
Im Zusammenhang mit Betrügereien in ehemaligen Coronatestzentren hat es im Saarland noch eine weitere Razzia gegeben. Objekte im Regionalverband Saarbrücken, im Saarpfalz-Kreis, in Neunkirchen und in St. Wendel wurden durchsucht.

Prozess vor der Landesgericht
Millionenbetrug mit Coronatests: Angeklagte legt Teilgeständnis ab
Vor dem Landgericht in Saarbrücken hat am Mittwoch in einem mutmaßlichen Betrugsprozess in Millionen-Höhe um offenbar falsch abgerechnete Coronatests eine von drei Angeklagten ihr Schweigen gebrochen. Sie legte ein Teilgeständnis ab. Die 38-Jährige habe nach eigenen Angaben geahnt, dass bei der Abrechnung etwas nicht stimmte.

Zentren im Raum St. Ingbert
Wegen Betrugs: Anklage gegen Betreiber von Corona-Testzentren erhoben
Im Saarland müssen sich demnächst erstmals Betreiber von Corona-Testzentren vor Gericht wegen Betrugs verantworten. Wie die Staatsanwaltschaft dem SR bestätigte, hat sie jetzt Anklage gegen drei Beschuldigte erhoben.

Staatsanwaltschaft ermittelt in 26 Fällen
Millionenschaden durch Betrug in Corona-Testzentren
Der Betrugsskandal bei den Coronatests im Saarland nimmt immer größere Ausmaße an. Der Schaden beträgt voraussichtlich mehrere Millionen Euro. In einem besonders gravierenden Fall wird demnächst mit der Anklage gerechnet.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja