Knappes Gut: Bezahlbarer Wohnraum in Illingen
Familie Schwender findet keine Wohnung auf dem freien Markt. Nur mit Hilfe der Kommune haben sie eine neue Bleibe bekommen. Kein Einzelfall in Illingen.
Clemens Schwender muss immer noch tief durchatmen, wenn er an die letzten Monate denkt. Für den 55-Jährigen, seine Frau Sandra und den 16-jährigen Sohn Florian war die Zeit ziemlich nervenaufreibend.
In ihrer alten Wohnung in Illingen-Hüttigweiler fühlten sie sich eigentlich wohl. Doch dann wurde das Haus Ende vergangenen Jahres verkauft. "Der neue Vermieter hat dann die Kaltmiete erhöht, gleich um 200 Euro", sagt Schwender. Von 400 auf 600 Euro sei die Miete gestiegen, zudem habe er 900 Euro Kaution verlangt. "Da haben wir uns entschlossen, auszuziehen."
15 Besichtigungen - keine einzige Zusage
Finanziell ist die Familie nicht auf Rosen gebettet, muss beim Jobcenter aufstocken. Clemens Schwender ist Alleinverdiener, arbeitet Teilzeit bei einem Sicherheitsdienst. Seine Frau ist zuhause, kümmert sich um Sohn Florian. Der 16-Jährige hat eine Lernschwäche und braucht daher besondere Betreuung. Die Suche nach einer passenden, günstigen Mietwohnung hat die Familie ganz schön gestresst, erzählt Schwender. Denn sie sei ziemlich schwierig gewesen. "Wir haben uns im Raum Illingen 15 Wohnungen angeschaut. Aber wir haben einfach keine Zusage gekriegt", so Schwender.
Gemeinde hilft mit Übergangswohnung
Im Moment der Verzweiflung kommt dann aber ein Lichtblick: Ein Bekannter erzählt von einem Sozialwohnraumprogramm der Gemeinde. Schwender fragt nach, und schon kurz drauf kommt eine Mitarbeiterin vorbei. Die habe sich die alte Wohnung angeschaut und festgestellt, dass sie eigentlich viel zu klein sei, erzählt Schwender.
Innerhalb von zwei Wochen stellt die Gemeinde eine neue Wohnung als Übergang im selben Ortsteil, in Hüttigweiler, zur Verfügung. Die Gemeinde hilft auch bei den Wohngeld-Anträgen und sagt: Jetzt habt ihr erstmal eine passende Bleibe und könnt euch in Ruhe nach etwas Langfristigem umsehen.
Bereits rund 60 Einwohner unterstützt
So wie Familie Schwender ergeht es immer mehr Menschen in Illingen, erzählt Bürgermeister Armin König, vor allem in den letzten beiden Jahren. Die Gemeinde hat deswegen im Rahmen eines Landesprogramms Wohnungen angemietet, die sie bei Bedarf schnell vermitteln kann: "Wir haben bisher ungefähr 60 Bürgerinnen und Bürgern helfen können", so König. "Es ist doch schon ein erstaunlich großer Anteil - wenn man bedenkt, dass Illingen 15.000 Einwohner hat, und man eigentlich davon ausgeht, dass im ländlichen Bereich solche Probleme nicht auftauchen."
Den Menschen in seiner Gemeinde dabei zu helfen, eine bezahlbare Wohnung zu finden, empfindet König durchaus als zwiespältig. Natürlich sei er froh, zu helfen. Aber, dass es dieses Problem überhaupt gibt, "das sollte in unserer Gesellschaft so nicht der Fall sein. Und dass es inzwischen in die Breite geht." Das sei etwas, was ihm durchaus Sorgen bereite, so König.
Bezahlbarer Wohnraum fehlt in jeder dritten Kommune
Sorgen darüber macht man sich nicht nur in Illingen. In einer SR-Umfrage beklagt ein Drittel der saarländischen Kommunen einen Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Neben großen Städten wie Saarbrücken und Völklingen sind das auch viele kleinere Gemeinden wie Namborn oder Losheim.
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„Wem gehört das Saarland?“ ist eine Kooperation von SR und Correctiv und Teil einer Recherche-Serie für mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt.