Heiko Maas (Foto: Oliver Dietze/Pressefoto)

Heiko Maas: Aus dem Saarland in die Welt

Sandra Schick   05.09.2021 | 08:30 Uhr

Vom Provinzpolitiker zum Chefdiplomaten der Bundesrepublik Deutschland - so beschreiben überregionale Medien gern die Karriere von Heiko Maas. In der Tat ist sein Werdegang ungewöhnlich. Nach gescheiterten Versuchen, im Saarland Ministerpräsident zu werden, machte er ab 2013 eine steile Karriere in Berlin, die ihn bis ins Auswärtige Amt führte.

"Ich hab den Heiko nach Berlin geholt. Der wär sonst im Saarland versauert", sagte der ehemalige SPD-Chef und frühere Außenminister Sigmar Gabriel im Spiegel, nachdem Maas ihn als Außenminister abgelöst hatte. Tatsächlich war Maas‘ Sprung ins Auswärtige Amt fast ebenso überraschend gekommen wie wenige Jahre zuvor sein Wechsel nach Berlin in das Amt des Justizministers.

Bis dahin war der am 19. September 1966 geborene Sozialdemokrat Vize-Regierungschef im Saarland und Minister für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr gewesen. Einst war er mit 32 Jahren als saarländischer Umweltminister der jüngste Ressortchef Deutschlands gewesen. Aber nach drei erfolglosen Versuchen, Ministerpräsident zu werden, ging karrieremäßig im Saarland für ihn nicht mehr viel. Das Angebot aus Berlin 2013 kam zur richtigen Zeit.

Sprung ins Auswärtige Amt

Als Justizminister machte Maas dann auch schnell von sich reden. Ein Gesetzentwurf jagte den nächsten. Nach der letzten Bundestagswahl dann der Sprung ins Auswärtige Amt im März 2018. Maas löste damit ausgerechnet Sigmar Gabriel ab – den Mann, dem er so viel zu verdanken hat - dem die SPD-Spitze jedoch das Amt nach der Bundestagswahl verweigert hatte.

Es war erneut ein sehr großer Sprung für Maas. Zudem übernahm er das Amt in einer Zeit, in der die weltpolitische Lage immer unübersichtlicher wurde.

Viele politische Höhepunkte hat es für ihn als Außenminister bisher nicht gegeben, was auch an der Corona-Pandemie liegt: Außenpolitik per Videokonferenz hat weder die Effizienz noch den Glanz realer Treffen.

Wenige Patzer

Allerdings werden dem SPD-Politiker auch nur wenige Patzer während seiner Amtszeit zugeschrieben: Als er bei einem Treffen in der Türkei den Vorschlag von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer für eine Sicherheitszone in Syrien kritisierte, warfen ihm einige Illoyalität gegenüber der Kabinetts-Kollegin vor. Allerdings hatte Kramp-Karrenbauer ihren überraschenden Vorstoß zuvor auch nicht mit ihm abgestimmt, was ebenfalls nicht gerade kollegial ist.

Ein anderes Mal sorgte Maas für Schlagzeilen, als er den USA nach dem Sturm aufs Kapitol einen gemeinsamen Marshallplan für die Demokratie anbot. Das empfanden viele politische Gegner als unangemessen. Zuletzt geriet Maas wegen der Entwicklung in Afghanistan unter Druck.

Diplomatische Erfolge

Als einer seiner diplomatischen Erfolge gilt unter anderem die Vorbereitung und Begleitung der Friedensverhandlungen für Libyen. Im Januar 2020 war Maas kurzfristig zu General Haftar nach Bengasi geflogen. Anschließend folgte eine Konferenz im Berliner Kanzleramt mit Erdogan und Putin. Ein Waffenstillstand wurde erreicht, wenn auch ein fragiler.

Ein weiteres Leuchtturmprojekt: Die „Allianz für den Multilateralismus“, die Maas zusammen mit seinem französischen Amtskollegen Jean-Yves Le Drian ins Leben gerufen hat. Nachdem die USA unter Trump kein verlässlicher Partner mehr waren, sollte die neue Allianz die regelbasierte internationale Ordnung retten. Europas Antwort auf Trumps „America first“.

Herzensthema Rechtspopulismus

Ein Thema, das Maas immer wieder begleitet und ihm am Herzen liegt: Rechtspopulismus. Immer wieder bezieht Maas Stellung, in seiner Zeit als Justizminister wurde er damit auch zur beliebten Zielscheibe der Rechten.

Bei seinem Amtsantritt als Außenminister sagte er: „Wegen Auschwitz bin ich in die Politik gegangen.“ Ein Satz mit großem Gewicht. Als erster deutscher Außenminister seit Klaus Kinkel besuchte Maas selbst das Vernichtungslager kurz nach seinem Amtsantritt.

Duell mit Altmaier um Saarlouis

Ob Maas auch nach der Bundestagswahl Chef im Auswärtigen Amt blieben darf, hängt maßgeblich vom Wahlergebnis der SPD ab. In den Bundestag wird er nach der Wahl wohl erneut einziehen, denn er steht auf Listenplatz eins der SPD-Landesliste. In seinem Wahlkreis Saarlouis kommt es erneut zum direkten Duell mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier von der CDU. Das letzte Duell 2017 hatte Altmaier für sich entschieden.

Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja