Standbild aus „Nur ein Augenblick“ (Foto: Sören Schulz)

Nur ein Augenblick

Eine Rezension von Leonie Rottmann  

Gemeinsam mit seiner schwangeren Freundin lebt der syrische Student Karim sorgenfrei in Hamburg – bis Karims Bruder in Syrien in ein Gefängnis verschleppt wird. Schnell ist klar: Wenn er seinem Bruder helfen will, muss er selbst kämpfen. Regisseurin Randa Chahoud zeigt in einer neuen und sehr persönlichen Perspektive, mit glaubhaften Schauspielern und ungeschönten Aufnahmen, einen der größten Konflikte unserer Zeit.

Auszeichnungen:

  • Preis der Jugendjury

  • Mehdi Meskar als bester Schauspielnachwuchs

Bewertung: Drei von drei Herzen

Nur ein Augenblick: "Menschen wie du und ich"
Video [SR.de, (c) SR, 23.01.2020, Länge: 07:13 Min.]
Nur ein Augenblick: "Menschen wie du und ich"

Der syrische Student Karim (Mehdi Meskar) glaubt, sein Glück gefunden zu haben: Er lebt seit fünf Jahren in Hamburg und will mit seiner schwangeren Freundin Lilly (Emily Cox) zusammenziehen. Als seine Familie sich auch endlich entschließt, Syrien und den Bürgerkrieg zu verlassen, scheint sein Leben perfekt.

Doch plötzlich ändert sich alles für Karim, denn sein Bruder Yassir wird in ein berüchtigtes Foltergefängnis in Syrien verschleppt. Der Student reist in die Türkei an die syrische Grenze, um Informationen zu sammeln. Karim weiß: Er muss kämpfen, wenn er seinen Bruder retten will. 

Angst begleitet durch den Film

Der Film im Publikumscheck
Video [SR.de, (c) Leonie Rottmann, 22.01.2020, Länge: 01:18 Min.]
Der Film im Publikumscheck
Beeindruckend, emotional, berührend, eindrucksvoll - so beschreiben alle Gäste einstimmig den Film "Nur ein Augenblick" von Randa Chahoud.

„Nur ein Augenblick“ lebt von Emotionen: Regisseurin Randa Chahoud spricht mit ihrem Film ein gesellschaftlich hoch relevantes Thema an, das in der westlichen Welt oft verdrängt wird. Sie vermittelt einen Eindruck der Qualen und des Leids im Bürgerkrieg in Syrien. Vor allem die Angst der handelnden Personen ist in jeder Szene und in jedem Detail spürbar.

Dabei verzichtet sie auf endlose Kampf- und Folterszenen. Ein beklemmendes Gefühl entsteht beim Zuschauer eher durch die sensibel durchdachten Charaktere, die ausnahmslos mit beeindruckenden Schauspielern besetzt sind.

Besonders Mehdi Meskar überzeugt in seiner Rolle als syrischer Student, der seinen Bruder retten möchte. Er zeigt, wie sich die Menschen im Krieg fühlen: Freude, Angst, Wut, Trauer, Verzweiflung, Hoffnung – durch den glaubhaften Nachwuchsschauspieler bekommt die Geschichte noch mehr Tiefe.

Teils autobiografische Inhalte

Trotz einer Länge von 108 Minuten bleiben die Szenen kurzweilig und abwechslungsreich. Szenen von Krieg, Terror und Kampf wechseln sich mit vertrauten Aufnahmen im Kreis der Familie ab. Daher bekommt der Film zwar eine bedrückende Dramatik, wirkt aber nicht übermäßig gewalttätig.

Randa Chahoud hat sich zweifellos umfassend mit den Konflikten in Syrien auseinandergesetzt, um daraus eine authentische Geschichte zu erschaffen – teilweise geprägt von ihren eigenen Erfahrungen als Tochter eines Syrers.

Regie: Randa Chahoud
Deutschland, Großbritannien 2020


Die Spielfilme im Wettbewerb
Diese 16 Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz konkurrierten um insgesamt neun Preise, darunter um den mit 36.000 Euro dotierten Max Ophüls Preis: Bester Spielfilm.

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