Logo: SR Radiomuseum (Foto: SR)

Radio als Massenmedium und Propagandamaschine

 


In den 1930er-Jahren war der Rundfunk noch ein neues Medium. Doch die Nationalsozialisten erkannten darin das Propaganda-Potential. Die Bevölkerung sollte sich vor dem Radio versammeln und die nationalsozialistische Weltanschauung verinnerlichen.

Aber Radiogeräte waren für die meisten Menschen in Deutschland immer noch zu teuer - der Absatz an Radiogeräten stagnierte sogar. Ein wichtiger Aspekt der NS-Rundfunkpolitik war, die Voraussetzung zu schaffen, massenhaft und günstig Radiogeräte unter das Volk zu bringen. Daher wurden alle großen deutschen Radiogerätehersteller verpflichtet, den Volksempfänger „VE 301“ zu bauen. Die Ziffer 301 soll an den Tag der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 erinnern.

Das im SR-Radiomuseum zu sehende Schaubild „NS-Zeit“ begleitet die Gleichschaltung sowie Umstrukturierung des Rundfunks während der Herrschaft der Nationalsozialisten.


Volksempfänger "VE 301"

Volksempfänger „VE 301“ (Foto: Museum für Kommunikation Frankfurt)

Der im August 1933 auf der 10. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin vorgestellte Volksempfänger "VE 301" fand im NS-Regime rasche Verbreitung. Bereits während der Ausstellung wurden die ersten 100.000 Geräte verkauft. Die Typenbezeichnung verwies auf den 30. Januar, den Tag der Machtübernahme der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

Sämtliche Rundfunkfirmen im Deutschen Reich waren verpflichtet, den auf Veranlassung des Propagandaministeriums entwickelten Radioapparat baugleich zu produzieren. Durch Standardisierung und kostengünstige Serienfertigung sollte der technisch einfache und schlicht gestaltete Volksempfänger für jeden Haushalt finanziell erschwinglich sein. Statt der üblichen 200 bis 400 Reichsmark (RM) für einen Radioapparat der gehobenen Klasse konnte der Volksempfänger für 76 RM erworben werden. Mit dem Volksempfänger, seinem politisch gesetzten Niedrigpreis und der massiven Werbung für ihn stieg die Zahl der Rundfunkhörer bis 1938 auf acht Millionen und bis 1943 auf 16 Millionen.

Der Volksempfänger markierte auch den Einzug der Moderne in deutsche Haushalte: Moderne Technik und Form und neuzeitliche Methoden der Propaganda ergänzten sich. Der Einzug des Radios in die Wohnungen öffnete der totalitären Propaganda mithilfe des gleichgeschalteten Rundfunks einen enormen Spielraum.

Leihgabe des Museums für Kommunikation Frankfurt


Volksempfänger "VE 301 Dyn GW"

Volksempfänger „VE 301 Dyn GW“ (Foto: Museum für Kommunikation Frankfurt)

1938 kam mit dem „VE 301 Dyn“ eine aktualisierte Version des ursprünglichen Volksempfängers „VE 301“ auf den Markt. Der Zusatz „Dyn“ steht für „dynamischer Lautsprecher“. Bei den Volksempfängern VE 301 mit dem Zusatz GW handelt es sich um sogenannten Allstromgeräte für Gleich- und Wechselspannung.

Der VE301 Dyn GW ist gewissermaßen die "Luxusausführung" des Allstrom-Volksempfängers mit beleuchteter Linearskala und dynamischem Lautsprecher.

Leihgabe des Museums für Kommunikation Frankfurt


Deutscher Kleinempfänger 1938 „DKE“ GW 110-240 („Göbbelsschnauze“)

Deutscher Kleinempfänger 1938 „DKE“ GW 110-240, die sogenannte „Göbbelsschnauze“ (Foto: Museum für Kommunikation Frankfurt)

Ab 1938 erweiterte ein neues Gerät die Volksempfänger-Familie: Der Deutsche Kleinempfänger „DKE“. Der bevorstehende Krieg veranlasste die Machthaber, selbst das letzte Haus mit Rundfunk zu versorgen. Nichts war geeigneter zur Verbreitung von Kampfpropaganda und Durchhalteparolen als dieses Medium.

Der „kleine“ Volksempfänger – landläufig damals auch „Göbbelsschnauze“ genannt – war durch seinen geringen Materialbedarf mit einem Kaufpreis von 35 Reichsmark weitaus günstiger und fand mit fast einer Million Geräten ebenfalls weite Verbreitung. Der Betrieb war mit Gleich- und Wechselstrom und mit Spannungen von 110 bis 130, 150 sowie 220 bis 240 Volt möglich.

Leihgabe des Museums für Kommunikation Frankfurt


Radiogerät, Schaub, Modell „Super 229/II“ („Spitzkühler“)

Radiogerät, Schaub, Modell „Super 229/II“, der sogenannte „Spitzkühler“ (Foto: Historisches Museum Saar)

Rundfunkempfänger des Modells „Super 229/II“ der deutschen Firma G. Schaub Apparatebau-Gesellschaft mbH. (gegründet 1921 in Berlin als G. Schaub Elektrizitätsgesellschaft m.b.H.; Umzug nach Pforzheim 1934) aus den Jahren 1937/1938.

Das leicht quer-rechteckige Radiogerät besitzt ein Gehäuse aus Holz mit gerundeten horizontalen Kanten. Es handelt sich vom Typ her um ein Tischgerät. Die Vorderseite ist mit einer großen, runden, schräg zur Oberseite hin gelagerten Sender-Skala ausgestattet. Das Gerät besitzt rechts und links der Skala je einen Drehschalter (unter anderem für die Senderwahl). Das Radio ist mit fünf Elektronenröhren ausgestattet und zählt somit zu den Röhrenempfängern.

Vom Hauptschaltungsprinzip her handelt es sich um einen Überlagerungsempfänger (Superheterodynempfänger, kurz „Superhet“ oder „Super“) – im Speziellen um einen sogenannten „Einbereichsuper“ mit einer Zwischenfrequenz (ZF/IF) von 1600 kHz. Dieser weist als Modulationsart sechs Schwingkreise AM (Amplitudenmodulation) auf und empfing die Wellenbereiche Langwelle (LW) und Mittelwelle (MW) in einem Bereich.

Das Radio benötigt nur ein Drehkopaket (für den Oszillator) – der Eingangsbandfilter für MW / LW wird automatisch umgeschaltet. Außerdem arbeitet die ZF-Röhre in Reflexschaltung gleichzeitig als NF-Verstärker.

Die Betriebsart ist wahlweise eine Wechselstromspeisung von 110, 127, 155, 220 und 240 Volt.

Dieses Modell besitzt einen permanent-dynamischen Lautsprecher ohne Erregerspule mit einem Durchmesser von 20 cm. Die sich vor den Lautsprechern befindende Stoffbespannung ist durch vorgelegte Metallrippen in der Art eines PKW-Kühlergrills verstrebt/geschützt – daher erhielt das Gerät den Beinamen „Spitzkühler“. Auf der Rückseite befinden sich Anschlussmöglichkeiten für Antenne, Erde und weitere Lautsprecher.

Leihgabe des Historischen Museums Saar

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja