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Exkurs: Technik

 

Kurzeinführung Wellenausbreitung

Elektromagnetische Wellen breiten sich je nach Frequenzbereich sowie abhängig von topologischen und atmosphärischen Bedingungen unterschiedlich aus. In der Atmosphäre sind die Ausbreitungsbedingungen für Funkwellen auch örtlich und zeitlich verschieden. Dieses Verhalten wird durch die unterschiedlichen Schichten der Atmosphäre verursacht.

Auf die erdnahe Schicht Troposphäre folgen konzentrisch Richtung Weltraum die Stratosphäre und die Ionosphäre. Innerhalb der Ionosphäre gibt es mehrere Luftschichten, welche sich vor allem durch ihre Anzahl elektrisch geladener Teilchen (Ionen und Elektronen) unterscheiden. Der Ionisationsgrad bzw. die Leitfähigkeit der einzelnen Schichten schwankt durch Sonneneinstrahlung örtlich, tageszeitlich und jahreszeitlich sowie in Abhängigkeit der Elf-Jahres-Periode der Sonnenflecken.

Weitere Einflussgrößen auf die Ausbreitung von Funkwellen haben Wettereinflüsse wie Nebel, Regen, Schnee, Luftfeuchtigkeit in der Troposphäre und die Leitfähigkeit, der von den Funkwellen überstreiften Teile des Erdbodens.

Im Mittelwellenfrequenzbereich (526,5 kHz –1606,5 kHz) haben wir es mit relativ kleinen Frequenzen zu tun, welche sich am Tag über dem Boden ausbreiten. Diese Bodenwellen folgen weitgehend der Erdkrümmung, teils werden sie vom Erdboden reflektiert und partiell dringen sie in den Erdboden ein. Abschattungen der Funkwellen durch Hindernisse wie Gebäude und Bäume können mitunter durch Beugungseffekte (Ablenkung) ausgeglichen werden. Gebirge sind jedoch für Wellen mit sehr niedriger Frequenz ein nicht zu überwindendes Hindernis. Je mehr Hindernisse, desto größer die Dämpfung der Wellen, wodurch die Reichweite sinkt.


Mittelwellensenderanlage Heusweiler

Feature Sendeschluss - Das Ende des Mittelwellensenders Heusweiler  (Foto: SR)
Die frühere Anlage in Heusweiler kurz vor ihrer Abschaltung

Die ehemalige Mittelwellensenderanlage (1422 kHz = 211m) des SR in Heusweiler befand sich auf dem Kahlenberg, ein altes Hochmoorgelände, welches für die Mittelwellenausbreitung sehr geeignet ist. Durch diese Tatsache war eine gute Bodenleitfähigkeit durch den Senderstandort garantiert.

Um die Leitfähigkeit noch zu verbessern, wurden um die Standfüße beider Masten der Antennenanlage kreisförmig, jeweils im Winkel von 3°, Kupferseile in den Erdboden eingebracht. Bei einer Sendeleistung von 1200 kW konnte der SR tagsüber mit einer Bodenwellenausbreitung, trotz Richtwirkung der Antenne nach Osten, ohne Probleme nach Norddeutschland und Dänemark senden. Die Nachtreichweite (bei Eintritt in die Ionosphäre) durch die Raumwelle reichte über Südeuropa, Nordafrika, Nord- und Osteuropa, bis weit über Moskau hinaus.

Durch die im Laufe der Jahre geänderte Antenneneinspeisung wurden die Radiowellen sehr steil zum Himmel abgestrahlt mit dem Ziel, besser in die Ionosphäre einzutauchen und bei verminderter Sendeleistung die Reichweite annähernd beizubehalten.

Bedingt durch die immer weiter steigenden Energiekosten war der SR gezwungen, nochmals die Sendeleistung zu reduzieren und die Anlage zu modernisieren. So wurde die ursprüngliche Senderleistung von 1200kW im Jahr 1972 auf letztendlich 400 kW im Jahr 2008 gesenkt. Bis zur Abschaltung der Mittelwelle im Dezember 2015 blieb man bei dieser Senderleistung.

Trotz der erheblichen Leistungsreduzierung von insgesamt 800kW Senderleistung seit Inbetriebnahme 1972 kam im Jahr 2014 noch aus Japan eine Rückmeldung über guten Empfang unserer Mittelwellensenderanlage in Heusweiler.

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