50 Jahre Gebietsreform im Saarland: Mandelbachtal

Mandelbachtal - die Gemeinde ohne Ortsnamen

50 Jahre Gebietsreform im Saarland

Reporter: Florian Decker/Onlinefassung: Dagmar Scherer   05.01.2024 | 12:15 Uhr

52 Gemeinden gibt es heute im Saarland und sie sind nach ihrem Haupt-Ort oder mit Doppelnamen benannt. Das gilt für alle Gemeinden - bis auf eine. Rund um Ormesheim, im Mandelbachtal, sollten sich acht Dörfer auf einen Gemeindenamen einigen. Das wollte einfach nicht gelingen und schlussendlich wurde aus der Not eine Tugend gemacht.

Acht Dörfer, und keine Idee für einen Namen. Wie soll die Gemeinde heißen, die dort vor den Toren der Landeshauptstadt entstehen soll? Manfred Pfeiffer ist Heimatforscher – und hat in den Unterlagen der Gemeinde den Streit nachgelesen. Die Diskussion damals drehte sich im Kreis.

Die Ommersheimer wollten keine Ormesheimer sein, in Ormesheim keiner Ommersheimer, in Bebelsheim keiner Erfweiler und so weiter, und so fort. Um voranzukommen sei damals dann einfach beschlossen worden, den Arbeitsnamen für die Gebietsreform zum Namen der Gemeinde zu machen, so Pfeiffer. Und so ist die Gemeinde Mandelbachtal heute die einzige Gemeinde im Saarland, die nicht nach einem Ort benannt ist.

Im neuen Gemeinderat von Mandelbachtal saßen nach der Gebietsreform dann acht ehemalige Bürgermeister. Jeder wollte für seinen Ort das Beste – und war dabei ziemlich kompromisslos. Der neue Bürgermeister der Einheitsgemeinde Mandelbachtal hieß Theo Carlen. Ein erfahrener Schlichter, aber hier scheiterte auch er manchmal.

„Ich glaube, das war damals nicht vergnügungssteuerpflichtig, was Theo Carlen da gemacht hat", sagt Pfeiffer. Und das "Kirchturmdenken" der damaligen ehemaligen Bürgermeister habe sich seiner Einschätzung nach bis heute immer noch ein bisschen gehalten.

Nichts desto trotz ist das Zusammenspiel im Laufe der Zeit besser geworden. Heute sind viele Mandelbachtaler sogar stolz auf den ungewöhnlichen Namen ihrer Gemeinde.

Und Aufregung und Konflikte gab es nach der Gebietsreform natürlich nicht nur in Mandelbachtal. Es habe sie fast überall im Land gegeben, sagt der Historiker und Gebietsreform-Experte Hans-Christian Herrmann vom Saarbrücker Stadtarchiv. Durch die Eingemeindungen seien die lokalen Machtstrukturen und damit auch die "Dorffürsten" eher bedeutungslos geworden und es mussten erst einmal neue, vergrößerte Strukturen aufgebaut werden. Doch die Gebietsreform sei für das Saarland im Grunde überlebenswichtig gewesen. "„Man glaubt das vielleicht kaum, aber wahrscheinlich würde das Saarland heute als selbstständiges Bundesland nicht mehr existieren", sagt Hermann.


50 Jahre Gebietsreform im Saarland


"Land & Leute", Sonntag, 07. Januar
Als die Grenzen neu gezogen wurden
Das Saarland hat fünf Landkreise und den Regionalverband Saarbrücken. Es gibt 52 Städte und Kommunen – das ist Alltag und wird gelebt. Aber das war nicht immer so. 50 Jahre Gebietsreform im Saarland - ein Feature von Florian Decker.

Deutlich weniger Gemeinden als zuvor
Gebietsreform im Saarland feiert 50-jähriges Jubiläum
Zum Jahresbeginn 1974 wurden die saarländischen Gemeinden neu sortiert. Statt 345 gab es fortan nur noch 50. Die Gebietsreform brachte damals viele Herausforderungen mit sich.

50 Jahre Gebietsreform im Saarland
Rehlingen-Siersburg: Der schwere Weg der Namensfindung
Rehlingen-Siersburg - eine Gemeinde, die aus zwei ziemlich gleich großen und gleich wichtigen Orten zusammengesetzt wurde. Und in Rehlingen-Siersburg gab es einen richtigen Kampf um den Gemeindenamen. Involviert waren dabei nicht nur die Bürger, sondern auch mysteriöse Kräfte im Landtag.

50 Jahre Gebietsreform im Saarland
Keine eigene Gemeinde für das 'rote Ostertal'
Seit der Gebietsreform gehört das Ostertal, ganz im Nordosten des Saarlandes, zur Stadt St. Wendel. Und das war eigentlich ganz anders geplant. Denn mit St. Wendel hatten die Ostertaler Anfang der Siebziger nichts zu tun. Die Empörung war groß, denn eigentlich war eine eigene Ostertalgemeinde angedacht.

50 Jahre Gebietsreform im Saarland
Kohlhof: Zwei Dörfer wiedervereint - aber wider Willen
Da wollte die Landesregierung Anfang der 70er Jahre den Menschen etwas Gutes tun und zwei Orte zusammenschließen, die wie Ost- und Westberlin den gleichen Namen tragen. Die Rede ist von Kohlhof – doch was man vergessen hat: Die Menschen dort zu fragen, ob sie das überhaupt wollen.

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 05.01.2024 auf SR 3 Saarlandwelle

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja