Wenn Wohnen im Saarland zum Armutsrisiko wird

Wenn Wohnen im Saarland zum Armutsrisiko wird

Reporter: Max Zettler / Onlinefassung: Raphael Klein   18.10.2023 | 12:20 Uhr

Am Weltarmutstag hatte die Saarländische Armutskonferenz zu einer Demonstration für mehr bezahlbaren Wohnraum aufgerufen. Denn Wohnen kann zur Armutsfalle werden. SR-Reporter Max Zettler hat mit einem Betroffenen gesprochen.

Wohnen ist ein Menschenrecht. Genau dafür ist am 17. Oktober zum internationalen Tag zur Bekämpfung der Armut die Saarländische Armutskonferenz in Saarbrücken bei einer Kundgebung eingetreten. Denn viele, gerade ärmere Menschen haben es schwerer denn je eine bezahlbare Wohnung zu finden - und auch längerfristig in dieser zu bleiben.

Hälfte der Rente fürs Wohnen

Auch Uwe aus Saarbrücken setzen die Wohnkosten zu. Der 65-Jährige Rentner ist vor Kurzem vom Land nach Saarbrücken gezogen. 1000 Euro hat er im Monat zum Leben. Da sei alleine schon das Vorsortieren von möglichen Wohnungen schwierig gewesen. Viele der Angebote seien für ihn erst gar nicht infrage gekommen, erzählt er.

Irgendwann hat es doch geklappt und der Rentner hat eine kleine Wohnung in der Landeshauptstadt gefunden. Für die bezahlt er warm inklusive Strom, Internet und Mobilfunk fast 500 Euro - die Hälfte seiner monatlichen Rente.

Er macht sich Sorgen, dass es nicht dabei bleibt: Im Internet habe er eine andere Wohnung aus demselben Haus letztens schon für 50 Euro mehr im Monat gesehen.

"Ernähre mich eigentlich jetzt nur noch von Müsli"

Um seine Fixkosten bezahlen zu können, spart Uwe an anderer Stelle. "Ich ernähre mich eigentlich jetzt nur noch von Müsli.", sagt er. "Aufgrund meiner Herzkrankheit soll ich gesund essen, bunt, das heißt Gemüse und viel Obst und wie wir alle wissen ist das ja wahnsinnig teuer geworden."

Und das hat Folgen. Schon am 25. eines Monats habe er kein Geld mehr - und müsse dann auch mal hungern. Auch bei Kleidung spart der 65-Jährige. Neue Schuhe oder eine neue Jacke könne er sich im Moment gar nicht mehr leisten.

"Der Staat stiehlt sich hier aus der Verantwortung"

Hilfsangebote wie die Tafel nimmt er nicht in Anspruch - aus Prinzip: "Ich hungere lieber, als dass ich zur Lebensmitteltafel gehe." Von der Regierung fühlt er sich alleingelassen. Der Staat stehle sich hier aus seiner sozialen Verantwortung und schiebe diese auf die Tafeln ab, kritisiert der Rentner. Er hofft, "dass die Lebensmitteltafeln irgendwann überflüssig werden."

Armutskonferenz fordert mehr Sozialwohnungen

Um den Staat auf seine Verantwortung hinzuweisen, hat Uwe auch am 17. Oktober mit der Saarländischen Armutskonferenz gegen Wohnungsnot demonstriert. Deren Geschäftsführer Manfred Klasen fordert: "Sozialer Wohnungsbau, der muss unbedingt verstärkt werden, wir sind ja im Saarland hier an allerletzter Stelle in der Bundesrepublik."

Es müssten endlich Leerstände bewohnbar gemacht und genutzt werden, fordert Klasen. Außerdem "müssen wir unbedingt Energiesperren verhindern. Wer keine Energie hat, kann nicht kochen, kann nicht heizen und wenn das Gas abgedreht wird, wird's kalt. Das ist unmenschlich."

Letzte Option Auswandern?

Uwe möchte seinen momentanen Zustand noch ein paar Jahre hinnehmen. Wenn sich aber nichts ändert, überlege der Rentner in den Süden auszuwandern.


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Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 18.10.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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