Mut, Durchhaltevermögen und eine gute Portion Glück
Zuversicht - kann man sie sich bewahren, wenn man vor Krieg aus seiner Heimat flüchten und irgendwo in der Fremde ganz neu anfangen muss? Man kann, sagt Abdelkarim. Er ist vor neun Jahren aus Syrien geflohen. Heute lebt er mit seiner Familie in Blieskastel, hat Freunde und einen Job gefunden und Pläne für die Zukunft.
Abdelkarim ist 33 Jahre alt, kommt aus Syrien und lebt seit fast neun Jahren in Deutschland. Zusammen mit seiner Frau ist er vor dem Krieg in seiner Heimat geflohen. Über die Türkei ist er nach Deutschland und dann ins Saarland gekommen.
Wenn Krieg alle Hoffnung zerstört
Abdelkarim lächelt viel, während er seine Geschichte erzählt. Dabei hat er schlimme Zeiten hinter sich. Er stammt aus Hama, eine Stadt im Westen Syriens zwischen Aleppo und Homs. 2011 brach dort der Bürgerkrieg aus. Er blieb zunächst dort, in der Hoffnung, sein Studium beenden zu können. Aber der Krieg zerstörte diese Hoffnung.
Gefährlicher Aufbruch in ein neues Leben
Zusammen mit seiner Frau entschied er sich 2014 zur Flucht. Über die Türkei führte der Weg nach Deutschland. Die Reise von der Türkei über das Mittelmeer nach Griechenland mit Hilfe von Schleusern war lang und gefährlich. Es sei ein kleines Boot gewesen mit fast 50 Menschen darin, erzählt er.
Die Schleuser hätten gesagt, die Überfahrt dauere circa 45 Minuten, doch in Wirklichkeit seien sie neun Stunden unterwegs gewesen und das Meer sei immer unruhiger geworden. Im Boot gab es zwar Schwimmwesten, aber die Menschen hätten große Angst gehabt. Wer hätte uns geholfen, sagt er.
Über mehrere Stationen bis nach Blieskastel
Vom Griechenland aus ging es weiter nach Deutschland - mit Bus und Zug. Ihre erste Station in Deutschland war Leipzig. Vor dort ging es dann weiter ins Aufnahmelager in Lebach. Knapp einen Monat lebten die beiden in der Asylunterkunft, bevor sie mit dem Bus nach Blieskastel gefahren wurden.
Eine schicksalhafte Begegnung
Dort trafen sie dann auf Manfred Gentes von der Flüchtlingshilfe. "Sie saßen als letzte im Bus, der von Lebach kam, sollten in eine Wohnung und da hab ich gesagt, o.k., ich fahr mit", erinnert sich Gentes. "Als ich die Wohnung gesehen habe, haben sich mir die Nackenhaare aufgestellt." Er habe die beiden jungen Leute dann regelmäßig dort besucht "und drei Monate später sind sie bei mir zuhause eingezogen", in die ehemalige Wohnung seiner Eltern, die leer stand.
Mittlerweile leben Abdelkarim, seine Frau und seine inzwischen drei Kinder seit acht Jahren bei Manfred Gentes "und wir sind Opa und Oma", sagt Gentes.
Der Start war schwer
Die Begegnung mit Manfred Gentes war für Abdelkarim und seine Frau ein Glücksfall. Doch nichts desto trotz war der Anfang in ihrem neuen Leben nicht einfach. Es sei schwierig gewesen, die Sprache zu lernen - und das sei nun mal der Schlüssel, sagt er.
Heute herrscht Zuversicht
Inzwischen hat Abdelkarim aber Wurzeln geschlagen. Seit sechs Jahren arbeitet bei der Post als Brief- und Paketzusteller, kennt die Straßen und die Menschen. Kraft und Zuversicht, die schöpfe er von seiner Frau, seinen Kindern und seinen Nachbarn, sagt er. Und sein Wunsch ist: In ein paar Jahren hier in Deutschland eine Ausbildung zu machen, vielleicht als Physiotherapeut oder als Krankenpfleger.
Thementag "Zuversicht trotz Zukunftsangst"
Ein Thema im "Feierabend" am 21.03.2024 auf SR 3 Saarlandwelle